Uganda: Für ein selbstbestimmtes Leben

Berlin / Kampala, 28. Januar 2022

Hunderttausende Menschen haben in den letzten Jahren Zuflucht in Uganda gefunden, nachdem sie vor der Gewalt im Südsudan oder der DR Kongo fliehen mussten. In der Aufnahmesiedlung Kyangwali hat unser Partner ACORD den Neustart derer unterstützt, die Angehörige verloren hatten oder besonders benachteiligt sind. 255 Menschen konnten ihr Leben neu beginnen.

Felicity hat sich als Schneiderin weitergebildet und verkauft heute Kleidung.

Die Ausgangssituation hätte kaum schwieriger sein können: Mit 38 Jahren ist Felicity Mwisha bereits Witwe und HIV-positiv. Sie floh aus der Demokratischen Republik Kongo, wo sie ihren Mann und ihre fünf Kinder nach dem Überfall einer Rebellengruppe verloren hatte. Das Trauma und der Schock setzten Felicity lange zu. Depressionen und Kummer lagen wie ein bleierner Mantel auf ihren Schultern. Nachbarn in der Siedlung versorgten sie nach der Ankunft, so gut sie konnten. 

Als ACORD Ende 2019 ein Projekt in Kyangwali begann, schrieb sich Felicity ein. Sie kam auf die Liste für das Programm zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit und zur Einkommensunterstützung. "Im ersten Schritt wurde ich unter anderem mit dem Welternährungsprogramm (WFP) verbunden, wo ich eine Lebensmittelkarte erhielt und Rationen für meine große Familie besorgen konnte“, erinnert sich Felicity. Ihre Familie sind Angehörige, für die sie die Verantwortung übernommen hatte.

Schulungen für einen Neustart

Felicity Mwisha hat alle Hände voll zu tun mit dem Verkauf ihrer Bekleidungsartikel.

Anschließend schulten sie Mitarbeitende von ACORD, im Alltag zurechtzukommen, und bei der Gründung von Spar- und Darlehensvereinigungen in der Nachbarschaft. Sie zeigten ihr, wie aus Gartenarbeit und das Schneidern von Kleidung eine Einkommensperspektive entstehen kann. „Wir erhielten ein kleines Startkapital von 100.000 Uganda-Schilling (ca. 25 Euro) von unserer Spargruppe“, erinnert sich Felicity. Damit konnte sie ein Kleidungsgeschäft eröffnen, das heute sehr gut laufe. „Ich konnte einen monatlichen Gewinn von 250.000 Uganda-Schilling nach Abzug aller Ausgaben - einschließlich Ernährung und Kleidung – erzielen. Davon kann ich einen Teil sparen“, hat sie errechnet.

Zusätzlich baut sie nun Gemüse auf Ackerland an, das sie gepachtet hat. Ihre neuen Fähigkeiten und den gewonnenen Enthusiasmus gibt sie an Mitglieder der Gemeinschaft weiter, die sie dazu ermutigt, sich den gemeinschaftlichen Spargruppen anzuschließen. „Die Schulungen haben sich sehr ausgezahlt, denn ich konnte mein Trauma verarbeiten, mich an ein neues Leben in Uganda anpassen und Freunde außerhalb meines Haushalts finden“, sagt Felicity.

255 Menschen mit Trainingsmaßnahmen erreicht

Sie ist eine von 255 Personen, die ACORD in den vergangenen zwei Jahren erfolgreich gefördert hat. Da Uganda keine Camps unterhält, sondern Geflüchtete in offenen Siedlungen unterbringt, sind nicht nur die ökonomischen Kapazitäten der Geflüchteten gering, sondern auch die der Einheimischen schnell erschöpft. ACORD nahm vor allem Menschen mit besonderen Bedürfnissen aus beiden Gruppen in den Blick, die allein mit Kindern leben, erkrankt sind oder eine Behinderung haben.

Die Aktivitäten erstreckten sich auf sechs Dörfer der Kyangwali-Siedlung und des Bezirks Kikuube. Die ausgewählten Menschen erlernten das Tischlern und Schneidern, wurden Automechaniker, Friseure oder Elektriker. Finanziell unterstützt wurde das Projekt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

Mit Mehl und Sparsamkeit zum Erfolg

Peter Safari konnte den Kredit für seine GEtreidemühle bereits nach vier MOnaten zurückzahlen. Heute beschäftigt er vier Angestellte.

Auch Peter Safari hat die Möglichkeiten in dem Projekt genutzt. Das Wichtigste sei dabei die enge Beratung gewesen. „Ich habe schätzen gelernt, wie wichtig das konsequente Sparen ist. Das hat mir viel zurückgegeben“, so der 38-Jährige aus dem Dorf Kentomi, der sich bereits als Geschäftsmann im Kleinen versucht hatte. Mit der Unterstützung seiner Spargruppe nahm er umgerechnet rund 400 Euro an Kredit auf und investierte das Geld in eine Getreidemühle. Schon nach vier Monaten zahlte er das Geld zurück. Heute beschäftigt er vier Angestellte in seinem kleinen Betrieb.

„Durch die Beratungen hat sich mein Geschäftssinn und die Unternehmensführung verbessert. Sie ermutigten mich, ein erfülltes und erfolgreiches Leben zu führen und gleichzeitig die Menschen um mich herum zu schützen“, sagt Peter heute. Statt sich permanent über seine HIV-Erkrankung Gedanken zu machen, habe er heute wieder Spaß am Leben, dass er nun selbstbestimmter leben kann.

(*Die Namen von Peter und Felicity wurden geändert)

Einkommen und Ernährung sichern

Um die Widerstandsfähigkeit gefährdeter Menschen vor, während und nach Katastrophen und Krisen zu stärken, implementieren wir zusammen mit unseren Partnern umfassende Programme zur Einkommens- und Ernährungssicherung.

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