johanniter.de
10.03.2022 | Johanniter-Hilfsgemeinschaft Hamburg

Kyrie eleison! Benefizkonzert mit Ausnahmewerk der Sakralmusik

Nach einem Jahr Pause endlich wieder Musik live: Das Benefizkonzert der Hamburgischen Kommende trotzte am 18. Februar 2022 Sturm und Pandemie und sorgte für ein ganz besonderes Erlebnis.

Das 23. Benefizkonzert der Hamburgischen Kommende des Johanniterordens fiel in die Zeit der Virus-Epidemie – nichts ging mehr. Das Konzert wurde mehrfach geplant, terminiert und wieder abgesagt. Schließlich wurde es unter dem bewährten Leitsatz „Helft uns helfen“ am 18. Februar 2022 in der Hauptkirche St. Michaelis an einem Orkanabend gewagt. Trotz der nicht so günstigen Vorzeichen war der Besuch doch rege und fast so zahlreich wie in den Zeiten vor Corona.

Denn auf dem Programm stand die h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach, BWV 232. Dargeboten wurde sie unter der Leitung von Dietmar Schünicke vom Alumni-Chor und Orchester Gymnasium Christianeum mit den Solisten Martina Hamberg-Möbius (Sopran), Julia Sandberger (Alt), Knut Schoch (Tenor) und Sönke Tams Freier (Bass). Noch ganz kurz vor dem Konzerttermin waren zwei Solistinnen virusbedingt ausgefallen. Dietmar Schünicke hatte schnell mit glücklicher Hand für Ersatz gesorgt.

In der Hauptkirche St. Michaelis herrschte an diesem Sturmabend eine ganz besondere Stimmung – alle waren froh, dass die alten Bleifassungen der großen Kirchenfenster dem Orkan aus Nordwest standhielten.

Die h-Moll-Messe stellt ein absolutes Ausnahmewerk der Sakralmusik dar. Erst in seinen letzten beiden Lebensjahren komponierte Bach sie und verwendete dabei auch Kantaten aus früheren Jahren (Parodieverfahren). Dabei war es ihm offensichtlich ein Anliegen, das Gesamtwerk dieser Messe mit vollständigem Ordinarium – ähnlich wie mit seiner „Kunst der Fuge“ – als sein Vermächtnis der Nachwelt zu hinterlassen. Bach selber hat sein Gesamtwerk wohl nie mehr hören können.

Diese Messe sprengte den Rahmen einer liturgischen Aufführung in einem sonntäglichen Gottesdienst in der Leipziger Thomaskirche bei weitem. Die h-Moll-Messe ist ein Werk von absoluter musikalischer Höhe, eine Herausforderung für Dirigent, Musiker und Zuhörer. Umso mehr ist zu bewundern, wie gut und erfolgreich Chor und Orchester trotz der coronabedingten Einschränkungen die Probenarbeit durchlaufen haben. Auch von den Gästen wurde im Laufe der zweistündigen Aufführung ohne Pause eine ungewöhnliche „Zuhörerarbeit“ verlangt.

Das Kyrie beginnt mit dem vollen Klang des fünfstimmigen Chores im langsamen Tempo. Die Messe beginnt mit einer wirklichen Anrufung: „Kyrie eleison!!“. Schon nach wenigen Takten ändert sich die Tonlage. Flöte und Oboe übernehmen das Thema der sich nun entwickelnden Fuge. Souverän setzen dann die Vokalsolisten ein, zunächst die Solosopranstimme. Im Gloria setzt sich die sehr gute Besetzung mit Pauken, Trompeten, Holzbläsern und Streichern mit der typischen hochbarocken Klangpracht durch, die uns später im Sanctus wiederbegegnet. Das „Et incarnatus est“ gilt als Bachs letzte Komposition. Chor und Orchester, Solisten, die Alt- und die Sopran-Stimme, wie auch Bass und Tenor bildeten eine harmonische Einheit. Im weiteren Verlauf hören wir alle Stilelemente, die wir von vielen anderen Bachschen Kompositionen wie Kantaten kennen. In der geschlossenen musikalischen Form der h-Moll-Messe finden sich alle Elemente der Kompositionsgeschichte. Kirchenkonzerte ohne Bachs Kompositionen sind fast undenkbar. So sagte Beethoven: „Nicht Bach, sondern Meer sollte er heißen, wegen seines unendlichen, unerschöpflichen Reichtums an Tonkombinationen und Harmonien“.

Reich und hochbeladen verließen wir den Michel in die Orkannacht.

Dem Dirigenten Dietmar Schünicke sowie allen Musikern danken die Hamburger Johanniter für diesen Abend. Trotz schwieriger Zeiten wurde dieses große Musikstück eingeübt und erfolgreich präsentiert. Ein besonderer Dank gilt ihnen auch für die jahrelange Treue, die sie uns Johannitern über die vielen Jahre mit der einzigartigen Serie von wunderbaren Werken der Sakralmusik gehalten haben. In dieser Folge stellt die Präsentation der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach in der Hauptkirche St. Michaelis einen absoluten Höhepunkt dar.

Bericht: Dr. Lothar Hagenberg