Katastrophenschutz

Name: Kim Fleck

Alter: 52 

Verband: Regionalverband Oberschwaben/ Bodensee

Tätigkeitsbereich & Funktion: Koordinator Sanitätsdienste und Mitglied der Bereitschaftsführung

Dabei seit: 1989

Es ist schön, eine sinnvolle Aufgabe in meiner Freizeit zu haben, die mich erfüllt. Ich schätze die Kameradschaft und ich fühle mich aufgehoben.

Ich engagiere mich ehrenamtlich im Katastrophenschutz bei den Johannitern, weil…
... ich es als selbstverständlich empfinde zu helfen, wenn Hilfe benötig wird. Es ist wichtig, dass wir alle in schwierigen Zeiten zusammenstehen. Die Gemeinschaft im Ehrenamt ist mir wichtig. Ebenso wie mich fortzubilden, neue Dinge zu lernen, um dann vorbereitet zu sein, um Menschen adäquat zu helfen. 

Meine Aufgaben beim Hochwassereinsatz:
Bei Aufbruch in Ravensburg hatte noch die Sonne geschienen. Irgendwie hat es sich alles wie bei einer Übung angefühlt. Vor Ort sah es dann aber ganz anders aus. Die Bilder waren verstörend. Man konnte eine Linie ziehen – bis zu einem Punkt war alles noch in Ordnung und dann war plötzlich alles verwüstet. So stelle ich mir die Zerstörung in Kriegsgebieten vor. Die elementaren Schäden waren schlimm, aber mich haben die Schicksale der Menschen und deren Leid sehr mitgenommen. 

Wir waren in Ahrweiler  im Einsatz, einer der Orte, die besonders betroffen sind. Unsere Aufgabe war es, Menschen aus einer Klinik zu evakuieren. In der Klinik gab es keinen Strom, es war alles dunkel. Im Erdgeschoss stand das Wasser, überall Schlamm und Dreck. Es wirkte im ersten Moment so, als stünden wir in einer schon lange verlassenen Klinik, aber in den Zimmern warteten die Patienten auf uns, um evakuiert zu werden.

Bei meinem Einsatz hat mich besonders das Schicksal einer 94-jährigen Dame berührt. Sie wurde am Montag operiert, hatte noch starke Schmerzen und wurde durch uns am Freitag evakuiert. Die Dame hat schon so viel in ihrem Leben erlebt, Krieg und Zerstörung, Wiederaufbau, Wirtschaftskrisen, Corona und jetzt auch noch diese Hochwasserkatastrophe und war müde und resigniert geworden. Unsere Aufgabe war es der Patientin die Schmerzen zu lindern, sie wieder an einen sicheren Ort, in ein anderes Krankenhaus zu bringen und ihr zuzuhören – diese kleinen menschlichen Gesten sind in diesen Momenten besonders wertvoll, einfach zu zeigen, dass jemand da ist, der hilft.  

Das Besondere an diesem Einsatz:
Alles was ich mir in meinen Jahren als Ehrenamtlicher an Wissen angeeignet habe, worauf ich mich vorbereitet habe, konnte ich anwenden.  Ich habe mich sehr nützlich gefühlt, war dankbar, dass ich anderen Leuten ein wenig helfen konnte. Die Frage, ob ich in den Einsatz gehe oder nicht, hat sich mir gar nicht erst gestellt. Genau deshalb habe ich mich ja für ein Ehrenamt bei den Johannitern entschieden.

In solch einer Notlage kann man nur im Moment helfen, die erste Not lindern – trotzdem sind die Menschen noch alleine. Wichtig ist Ihnen das Gefühl zu geben, sie sind nicht allein und wir bringen sie in Sicherheit.  

Am schlimmsten stelle ich mir vor die ganzen Träume und Erinnerungen, die mit dem Zuhause verbunden sind, die eine Leben ausmachen zu verlieren. Zum Beispiel Fotos von Kindern – ich habe selbst eine Tochter und weiß wie wichtige solche Erinnerungen sind. 

Meine Aufgaben im Bereich Katastrophenschutz:
Ich bin Koordinator für Sanitätsdienste. Ich kümmere mich um alle sanitätsdienstlichen Maßnahmen im Bereich Ravensburg, von der Bearbeitung von Anfragen, der Planung bis zur Durchführung des Dienstes bei Festen, Stadtläufen, etc. 

Ein weiteres Einsatzgebiet ist im Katastrophenschutz. Ich bin Zugführer und verfüge über die entsprechende Qualifikation im Notfall zu helfen und innerhalb kürzester Zeit mit meinem Team parat zu stehen. 

Im Hauptamt bin ich Rettungssanitäter im Ravensburg.

Das Besondere an meinem Ehrenamt:
Es ist schön, eine sinnvolle Aufgabe in meiner Freizeit zu haben, die mich erfüllt. Ich schätze die Kameradschaft und ich fühle mich aufgehoben. Es ist auch schön zu sehen, dass das Engagement im Ehrenamt, gerade unseren jüngeren Helfer*innen einen sicheren Rückzugsort bieten, an dem sie sich angenommen und wertgeschätzt fühlen. Sie lernen, wie wichtig und erfüllend es ist einen eigenen Beitrag für das Gemeinwohl zu leisten, dies bietet eine Perspektive und stiftet Sinn. 

Mein wichtigstes Instrument/Werkzeug im Einsatz ist…
... Empathie! 

Sicherheit gibt mir auch meine Einsatzkleidung, damit fühle ich mich gut geschützt und ich werde gesehen. Der Notfallkoffer, der mich bei jedem Einsatz begleitet ist nur so gut wie man selbst ist. Wichtig ist auch der Partner, denn man zu 100% vertrauen kann. Helfen ist immer Teamsache – allein rettet man niemanden. 

Wenn ich nicht bei den Johannitern bin, bin ich…
…Barbeque-Caterer. Ich gehe zu meiner Kundschaft und grille meist ein komplettes Menü mit Vorspeise, Hauptspeise und Nachspeise. Mein Nebenberuf ist meine Berufung und ich konnte mein Können auch schon beweisen. 2012 wurde ich deutscher Meister, 2014 Europameister und 2015 Weltmeister im Grillen.

Mein schönster Moment bei den Johannitern:
Als ich zum ersten Mal bei einem Einsatz einen jungen Mann erfolgreich wiederbeleben konnte. Wir hatten ihn nach einem langen Kampf wieder ins Leben zurückgeholt. Nach vier Wochen stand er auf der Rettungswache, vollständig genesen und wieder mitten im Leben. Sein Dank an uns hat mich sehr bewegt – dafür mache ich bis heute meinen Job. Es ist absolut befriedigend jemanden aus einer Notlage zu helfen oder sogar das Leben zu retten. 

Bei meiner ehrenamtlichen Tätigkeit motiviert mich am meisten:
Die Vielfältigkeit der Tätigkeiten im Ehrenamt bei den Johannitern. Wir haben eine SEG- Einheit, einen Rettungsdiensthintergrunddienst, eine Helfer-vor-Ort-Gruppe und vieles mehr, man kann sich so vielfältig einbringen. 

Jeder im Ehrenamt ist wichtig, egal, ob er Zelte aufbaut, administrativ unterstützt, gern „Blaulichtfahren“ möchte, alle leisten ihren Beitrag.

Ich muss mich nicht motivieren. Es macht mir Spaß mich freiwillig zu engagieren, ich will helfen. Ich sehe es viel mehr als Geschenk, als glückliche Fügung, dass ich dieses Ehrenamt ausfüllen darf. Ich bin nach jedem Einsatz dankbar und erfüllt, dass ich etwas Sinnvolles mit meinem Tun leiste und anderen Menschen in Notlagen helfen darf. 

Jeder im Ehrenamt ist wichtig, egal, ob er Zelte aufbaut, administrativ unterstützt, gern „Blaulichtfahren“ möchte - alle leisten ihren Beitrag.