06.08.2021

Johanniter leisten rund 4,5 Millionen Euro Soforthilfe im Ahrtal

Nach sechs Tagen sind rund 1.800 Anträge im Soforthilfebus eingegangen. Von der Soforthilfe erfolgt jetzt der Übergang in die mittel- und langfristige Hilfe.

Johanniter geben dringend benötigtes Werkzeug an Betroffene aus. Einsatz von Spendenmitteln der Aktion Deutschland Hilft.
Johanniter geben dringend benötigtes Werkzeug an Betroffene aus. Einsatz von Spendenmitteln der Aktion Deutschland Hilft.
Die Johanniter Ulrich Glomb und Sascha Richter bei der Ausgabe von Sachgütern im Gesamtwert von rund 20.000 Euro.
Die Johanniter Ulrich Glomb und Sascha Richter bei der Ausgabe von Sachgütern im Gesamtwert von rund 20.000 Euro.

Von der Flutkatastrophe im Landkreis Ahrweiler Betroffene konnten bei den Johannitern 2.500 Euro Soforthilfe pro Haushalt beantragen. 1,31 Millionen sind bereits überwiesen. Das Geld stammt aus Spendengeldern der Aktion Deutschland Hilft und von einem privaten Spender. Die finanzielle Soforthilfe endete am 6. August.

Die Johanniter sind in den Hochwassergebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Dauereinsatz, um die Betroffenen in ihrer Not zu unterstützen. Nach der Akutphase, in der das Retten von Menschenleben, Unterbringung und Versorgung im Fokus standen, gehen die Johanniter nun an die mittel- und langfristige Hilfe.

Die Johanniter haben am 1. August in der Ortsgemeinde Dernau, Verbandsgemeinde Altenahr, ihre Basis errichtet, um schnelle Hilfe in Form von finanziellen Soforthilfen und dringend benötigten Werkzeugen, wie Stemm- und Bohrhämmer, Nasssauger und andere Geräte, zu den Betroffenen zu bringen. Hier wurde bereits Material im Wert von über 50.000 Euro ausgegeben. Für die Soforthilfe setzt die Hilfsorganisation Spendengelder der Aktion Deutschland Hilft und eines privaten Spenders ein.

Landesvorstandsmitglied der Johanniter in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland Oliver Meermann zu dem Engagement in Dernau: „Unsere Einsatzkräfte waren im Rahmen eines Erkundungseinsatzes schon zu einem sehr frühen Stadium in Dernau, als man sich auch mit geländegängigen Fahrzeugen in dem Gebiet noch kaum fortbewegen konnte. Unsere Einsatzkräfte haben die schlimme Verwüstung des Ortes und der Gegend erlebt und haben früh Kontakt zu dem Bürgermeister der Gemeinde Dernau aufgenommen. Es war schnell klar, dass wir uns hier in der Gegend engagieren möchten und den Betroffenen schnelle Hilfe zukommen lassen wollen. Auch Betroffene anderer Gemeinden haben am Soforthilfebus Anträge für finanzielle Soforthilfe abgegeben. Ein Teil ist bereits ausgezahlt. Die übrigen Anträge sind in Bearbeitung. Dass wir hier in der Verbandsgemeinde über die Soforthilfe hinaus mittel- und langfristig unterstützen wollen, haben wir signalisiert und sind mit ersten Angeboten schon in der Umsetzung“.

Unterstützung für traumatisierte Kinder und Jugendliche

Die Johanniter bringen sich bereits jetzt in der Trauerbegleitung und Trauerbewältigung bei Kindern ein. Hierzu wurde in der Dernauer Grundschule ein Raum zur Verfügung gestellt. Es wird ein offener Kindertreff eingerichtet, der betroffenen Kindern einen Schonraum bietet, um die traumatischen Erlebnisse der letzten Wochen zu verarbeiten. Eine ausgebildete Kindertrauerbegleiterin des Lacrima-Teams unterstützt zusätzlich zu pädagogischem Personal in besonders akuten Fällen. „In Gesprächen, unter anderem mit Ärzten und Psychologen, wurde unterstrichen, dass der Bedarf an Trauerbegleitung, Betreuung und auch Ablenkung für Kinder und Jugendliche immens wichtig ist, und vor allem auch schnell verfügbar sein muss“, erklärt Christian Görg, der in Koblenz und Umgebung mit seinem Regionalverband bereits seit mehreren Jahren ambulante Kinder- und Jugendhilfe anbietet. „Wir bieten Familien, deren Kinder Schlimmes erlebt haben an, in der Schule vorbeizukommen. Selbstverständlich können auch Kinder und Jugendliche aus anderen Orten der Verbandsgemeinde Altenahr zu dem Treff kommen. Das Angebot ist kostenlos. Alle Informationen hängen auch am schwarzen Brett des Ortes an der Volksbank aus. Wir sind aktuell im Austausch, inwiefern wir unser Angebot ausweiten können.“

Langfristiges Engagement: Projektunterstützung, Beratungsangebot, Einzelfallhilfen

Die Johanniter wollen sich in der Verbandsgemeinde langfristig engagieren und Aufbauhilfe in Form von gezielten Projekten und Einzelfallhilfen leisten. Es sollen auch Beratung und Unterstützung der Betroffenen angeboten werden, beispielsweise beim Ausfüllen von Anträgen.  „Hierfür sind wir in ersten Gesprächen mit Zuständigen in der Verwaltung und werden uns mit anderen Hilfsorganisationen vor allem des Bündnisses Aktion Deutschland hilft abstimmen. Mit der Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr stehen wir in Kontakt. Auch wenn unsere finanzielle Soforthilfe heute endet, sind wir weiter für die Betroffenen im Ahrtal da und werden auch weiter helfen“, schließt Görg ab.

 

Über die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.

Die Johanniter-Unfall-Hilfe ist mit mehr als 25.000 Beschäftigten, 43.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern und 1,2 Millionen Fördermitgliedern eine der größten Hilfsorganisationen in Deutschland und zugleich ein großes Unternehmen der Sozialwirtschaft. Die Johanniter engagieren sich in den Bereichen Rettungs- und Sanitätsdienst, Katastrophenschutz, Betreuung und Pflege von alten und kranken Menschen, Fahrdienst für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Hospizarbeit und anderen Hilfeleistungen im karitativen Bereich sowie in der humanitären Hilfe im Ausland.

Der Landesverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Saar hat seinen Sitz in Butzbach/Nieder-Weisel in der hessischen Wetterau. Ihm angeschlossen sind 13 Regionalverbände. Mehr als 2.700 Menschen sind in den drei Bundesländern hauptamtlich für die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. tätig. Über 4.000 Ehrenamtliche leisten täglich Dienst am Nächsten, von Mensch zu Mensch - aus Liebe zum Leben.

Der Regionalverband Mittelrhein erstreckt sich über das Gebiet des nördlichen Rheinland-Pfalz. An den Standorten Koblenz, Bad Breisig, Höhr-Grenzhausen und Liesenich bietet der Verband um Regionalvorstandsmitglied Christian Görg ein breit angelegtes Dienstleistungsspektrum.