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die Geschichte der Johanniter in Baden-Württemberg

1185     In Heimbach in der Pfalz entsteht die erste südwestdeutsche Kommende des Johanniterordens. Es folgen

in Baden
Rheinfelden (1212), Freiburg (vor 1237), Villingen (1253), Neuenburg (vor 1257) Überlingen (1257), Bruchsal (vor 1272), Heitersheim (1297), Neckarelz (1300), Kenzingen (vor 1416);

in Württemberg
Schwäbisch Hall (vor 1200), Mergentheim (1207), Hemmendorf (um 1250), Rottweil (um 1250) Rohrdorf (nach 1250), Dätzingen (1263), Rexingen (vor 1275), Affaltrach (1278), Boxberg/Wölchingen (Ende 13. Jh.).

1793     Prinz Friedrich von Württemberg, mütterlicherseits ein Neffe des Herrenmeisters der Balley Brandenburg, Prinz August Ferdinand von Preußen, wird in der Balleykirche zu Sonnenburg (Neumark) zum Ritter des Johanniterordens geschlagen. Er bleibt dem Orden auch als Herzog (1797–1803), Kurfürst (1803–1806) und König (1806 –1816) verbunden.
In der Regel steht der Eintritt in die Balley nur Angehörigen des brandenburgisch-preußischen Adels offen. Doch es gibt auch Ausnahmen, z.B. für Dänen und Balten.

1806     Mit der Aufhebung des Großpriorats Deutschland gelangen die badischen Kommenden an das Großherzogtum Baden und die württembergischen an das Königreich Württemberg.

1858     Im Verbund mit der 1852 wieder errichteten und nunmehr landsmannschaftlich strukturierten Balley Brandenburg des Johanniterordens wird die Württembergische Genossenschaft des Ordens gegründet. Durch Erlass des Württembergischen Ministeriums des Innern erhält sie Korporationsrechte, also den Status einer juristischen Person; ihr Sitz ist Stuttgart. 1906 wird sie in Württembergisch-Badensche Genossenschaft des Johanniterordens und 1978 in Baden-Württembergische Kommende des Johanniterordens e.V. umbenannt.

1864     Das Johanniter-Krankenhaus Plochingen wird gegründet, das 1906 in einen Neubau umzieht. Es wird 1929 an die Amtskörperschaft (heute Landkreis) Esslingen verkauft und von dieser unter der Bezeichnung „Johanniter-Bezirkskrankenhaus“ weitergeführt. Seit 1990 befindet sich darin das Altenwohn-und pflegezentrum „Johanniterstift“ der Evangelischen Heimstiftung gGmbH, Stuttgart.

1885     Prinz Wilhelm von Württemberg, der spätere König Wilhelm II., wird als Ehrenritter in den Johanniterorden aufgenommen. Er hält dem Orden auch nach der Abdankung im Jahre 1918 die Treue.

1890     Gründung des Johanniter-Kinderkrankenhauses Schwäbisch Hall, das 1943 an die Evangelische Diakonissenanstalt (heute Diakoniewerk) Schwäbisch Hall veräußert wird.

1914     Aufstellung des Johanniter-Lazarettzuges A 3 in Plochingen, mit dem bis zum Kriegsende über 23 500 Verwundete von den Frontabschnitten im Westen und im Osten in die Heimat zurücktransportiert werden.

1948     Die Genossenschaft gibt erstmals ein Mitteilungsblatt heraus, das sich unter dem heutigen Titel „Der Johanniterorden in Baden-Württemberg“ zu einer vielbeachteten Ordenszeitschrift entwickelt.

1951     Gründung der Johanniter-Arbeitsgemeinschaft für Gegenwartsfragen mit seither über 220 Tagungen zu Themen der Zeit.

1952     Gründung der Bezirksgruppe Stuttgart der Johanniter-Hilfsgemeinschaft, der im Laufe der Zeit weitere sieben Bezirksgruppen folgen.

Gründung der Johanniter-Unfall-Hilfe in Baden-Württemberg, heute mit einem Landesverband und fünf Regionalverbänden

1953     Gründung des Malteser-Hilfsdienstes in Baden-Württemberg, heute mit den Diözesanverbänden Freiburg und Rottenburg-Stuttgart in insgesamt 55 Orts- und Stadtgliederungen.

1971     Die Genossenschaft übergibt ihr seit 1858 bestehendes Archiv als Depositum dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart

1978     Eröffnung des Johanniter-Museums Krautheim an der Jagst (Hohenlohekreis). Es erhält zum 700jährigen Stadtjubiläum 2006 ein neues Erscheinungsbild.

1993     Innerhalb der neugebildeten Deutschen Assoziation des Malteserordens entsteht die Delegation Südwest.

2007     Die Kommende übergibt ihre seit 1990 bestehende Bibliothek als Depositum der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe.

2019     Die Kommende ist gegliedert in die neun Subkommenden Bodensee, Freiburg, Hohenbaden, Hohenstaufen, Kurpfalz, Stuttgart-Nord, Stuttgart-Süd, Tübingen und Ulm.

In Baden-Württemberg leben rund 300 Mitglieder des Johanniterordens und rund 100 Mitglieder des Malteserordens


Die Johanniter/Malteser in Deutschland

Ab 1154     Erste Kommenden im Heiligen Römischen Reich sind Duisburg (1154), Mailberg in Österreich (1156), Werben in der Mark Brandenburg (1160), Hohenrein und Münchenbuchsee n der Schweiz (beide 1180) sowie Heimbach in der Pfalz (1185).

1187     Das 1187 bezeugte Priorat Deutschland, ab 1411 Großpriorat, hat ab 1505 seinen festen Sitz in Heitersheim (Breisgau).

1318     Durch den Vertrag von Cremmen gewährt der aus dem Hause Askanien stammende Markgraf Waldemar von Brandenburg den Johannitern seinen landesherrlichen Schutz. Auf die Askanier als Markgrafen von Brandenburg folgen 1323 die Wittelsbacher und 1415 die Hohenzollern, die in diesem Jahr die Kurwürde des Reiches erhalten.

Ab 1318     Die Balley Brandenburg entsteht zunächst ohne festen Sitz, dann ab Mitte des 16. Jahrhunderts auf Schloss Sonnenburg (Neumark), das 1426 erworben worden war. Sowohl das Großpriorat Deutschland als auch die Balley Brandenburg kommen in den Genuss zahlreicher Einrichtungen des 1312 aufgehobenen Templerordens.

1382     Durch den Vergleich von Heimbach (Pfalz) erhält die Balley Brandenburg innerhalb des Großpriorats Deutschland weitgehende Autonomie. So darf sie z. B. ihren Balleyer (Herrenmeister) selbst wählen, muss aber die getroffene Wahl durch das Großpriorat bestätigen lassen. Auch darf sie die Komture selbst ernennen.

1415    Der deutsche König Sigismund weist den Herrenmeister Reimar von Güntersberg an, Kurfürst Friedrich I. von Brandenburg zu huldigen. Damit beginnt die bis heute bestehende enge Verbindung zwischen der Balley und den Hohenzollern.

Ab 1540     Die Balley folgt dem Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg und tritt nach und nach zur Lehre Luthers über, bleibt aber bis 1811 im Gesamtverband des Ordens. Das Großpriorat Deutschland hält wie der übrige Orden am römisch-katholischen Glauben fest.

1548     Der Großprior – auch „Johannitermeister“ genannt – wird geistlicher Reichsfürst mit Sitz und Stimme im Reichstag.
Der Herrenmeister bleibt ein Landstand im Kurfürstentum Brandenburg.

1648     Artikel XII § 3 des Friedensvertrages von Osnabrück nennt das Patronat der Kurfürsten von Brandenburg über die Balley und die ihr angeschlossenen Kommenden.

1806     Auf Grund der Rheinbundakte wird das Johanniter-/Malteser-Fürstentum Heitersheim säkularisiert und fällt an Baden. Das Großpriorat erlischt.

1810/1811     Nach dem Frieden von Tilsit (1807) und den sich daraus ergebenden finanziellen Lasten für Preußen säkularisiert König Friedrich Wilhelm III. die Balley und läst sie auf. Unabhängig hiervon besteht die Gemeinschaft der Ritter als Personenverband fort.

1812     Zur Erinnerung an die aufgelöste Balley stiftet der König den Königlich Preußischen St. Johanniter-Orden, der nach dem Orden vom Schwarzen Adler, dem Pour le Mérite und dem Orden vom Roten Adler der vierte Orden Preußens wird. Er besteht aus einer Klasse und soll vor allem für Verdienste um die Monarchie verliehen werden. Auch Ausländer können ihn erhalten.

1852     Unter dem Eindruck der von Theodor Fliedner und Johann Hinrich Wichern ausgehenden Bestrebungen, den Auftrag der evangelischen Kirche zur Verkündigung und zur Seelsorge durch die Diakonie zu erweitern, stellt König Friedrich Wilhelm IV. die von seinem Vater aufgelöste Balley wieder her.

Er beauftragt acht rechtmäßige Ritter (Rechtsritter), die noch vor der Säkularisation den Ritterschlag erhalten hatten und unter normalen Umständen schon längst Kommendatoren geworden wären, ein Kapitel zu bilden und den 32. Herrenmeisterzu wählen. Die Wahl fällt auf den Prinzen Friedrich Karl Alexander von Preußen. Die personelle und rechtliche Kontinuität bleibt gewahrt.

Die Tr.ger des St. Johanniter-Ordens werden als Ehrenritter in die Balley integriert. Inner- und außerhalb Preußens entstehen nach und nach landsmannschaftlich geprägte Genossenschaften, die von Kommendatoren regiert werden.
Die Kurzbezeichnung der wiedererrichteten Balley lautet nun „Johanniterorden“.

1854     Der Statthalter des Gesamtordens in Rom, Fra’ Philipp Graf von Colloredo-Mels, nimmt mit Schreiben vom 10. Januar 1854 Kenntnis von der Wiedererrichtung der „Balley Brandenburg des Souveränen Ordens vom Hl. Johannes zu Jerusalem“ und der Ernennung des Prinzen Friedrich Karl Alexander von Preußen zum „Großbailli“ dieser Balley.

1859     Für die katholischen Ordensritter, die seit der Aufhebung des Großpriorats im Jahre 1806 keine feste Organisationsform mehr hatten, wird die Genossenschaft Rheinisch-Westfälischer Malteser-Devotionsritter gegründet; Mitbegründer und erster Vorsitzender: Justizritter August Freiherr von Haxthausen (1792–1866). Ihr folgt 1867 der Verein Schlesischer Malteser-Ritter; Mitbegründer und erster Vorsitzender: Großkreuzritter Viktor Herzog von Ratibor (1818–1893).

Ordensritter, die vor der Auflösung des deutschen Großpriorats in den Orden aufgenommen wurden und die Gelübde abgelegt hatten, leben in Deutschland nicht mehr.

1863      Der Johanniterorden entsendet den Rechtsritter Heinrich XIII. Prinz Reu. j. L. als Delegierten zur Genfer Konferenz, bei der das Rote Kreuz gegründet wird.

1885     Der Johanniterorden errichtet die „Institution der dienenden Schwestern des Johanniterordens.“

1864 – 1866 – 1870/71 – 1914/18     An allen vier Kriegen sind der Johanniterorden und die beiden Malteser-Genossenschaften mit eigenen Sanitätseinheiten beteiligt.

1934     Nach dem Tode des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, der Ehrenkommendator des Johanniterordens war, verbieten die Nationalsozialisten das Tragen der Ordenszeichen zu staatlichen Uniformen. Wegen des geänderten Versammlungsrechts wird auf den jeweils am Johannistag stattfindenden Ritterschlag verzichtet.

1939     Der Johanniterorden verfügt über 56 Krankenhäuser und Heime; die beiden Malteser-Genossenschaften besitzen 13 Krankenhäuser und Heime.

1944     Elf Mitglieder des Johanniterordens

Heinrich Graf zu Dohna-Tolksdorf
Albrecht von Hagen
Ulrich von Hassel
Ewald von Kleist-Schmenzin
Fritz von der Lancken
Wilhelm Graf zu Lynar
Friedrich von Rabenau
Adolf Graf von Schack
Werner Graf von der Schulenburg
Ulrich Wilhelm Graf von Schwerin von Schwanenfeld
Erwin von Witzleben

und zwei Mitglieder der beiden Malteser-Genossenschaften

Max Ulrich Graf von Drechsel-Deuffenstetten
Michael Graf von Matuschka

beteiligen sich aktiv am Attentat vom 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler. Sie werden verhaftet, zum Tode verurteilt und hingerichtet. Die Hinterbliebenen werden in Sippenhaft genommen.

Das bereits 1941 erwogene Verbot des Johanniterordens wird von den Machthabern auf die Zeit nach dem „Endsieg“ verschoben, weil sie die offene Auseinandersetzung mit den Johannitern im Offizierkorps fürchten.

1945     Der Johanniteroden und die beiden Malteser-Genossenschaften verlieren durch Enteignung/Zwangsverwaltung ihre ost- und mitteldeutschen Einrichtungen.

1947     Der Vorsitzende des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der württembergische Landesbischof D. Theophil Wurm, bestätigt mit Schreiben vom 2. Mai 1947, dass der Johanniterorden dem Zentralausschuss für die Innere Mission angehört und damit ein Bestandteil der EKD ist. Zusammen mit den Bemühungen des britischen Order of St John und der Schweizer Johanniterritter wird so die Auflösung des Ordens durch den Alliierten Kontrollrat in Deutschland verhindert.

1948     Mit Zustimmung der westlichen Besatzungsmächte nehmen der Johanniterorden und die beiden Malteser-Genossenschaften ihre Tätigkeit und damit den Dienst an notleidenden Menschen wieder auf.

Der Johanniterorden, dem nach der Ordenstradition bisher nur Adelige angehören, öffnet sich nun auch Trägern bürgerlicher Familiennamen.

1951     Um der Not der Nachkriegszeit entgegenzuwirken und die Nachbarschaftshilfe zu aktivieren, entstehen Johanniter- Hilfsgemeinschaften.

1952     Die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. wird gegründet. Sie hat sich zur Aufgabe gemacht hat, zusammen mit dem 1953 gegründeten Malteser Hilfsdienst e.V. den Gefahren des rapide wachsenden Straßenverkehrs zu begegnen. Sie ist heute das größte Ordenswerk.

1958     Aus dem 1885 errichteten „Institut der dienenden Schwestern des Johanniterordens“ geht die Johanniter-Schwesternschaft e.V. als Ordenswerk hervor.

1959     Aufgrund § 3 Abs. 1 des Gesetzes über Titel, Orden und Ehrenzeichen vom 26. Juli 1957 genehmigt Bundespräsident Prof. Dr. Theodor Heuss mit Erlass vom 15. Juni 1959 die vom Johanniterorden verliehenen Ordenszeichen und gewährt ihnen damit den Schutz des Staats gegen Missbrauch. Die Insignien des Malteserordens sind als ausländische Ordenszeichen rechtlich geschützt.

1965     Die Malteser-Schwesternschaft e.V. wird gegründet.

1990     Nach Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands werden der Johanniterorden und die beiden Malteser- Genossenschaften nach 45jähriger Unterbrechung in den östlichen Bundesländern aktiv.

1993     Die beiden Malteser-Genossenschaften schließen sich zur Deutschen Assoziation des Souveränen Malteser-Ritterordens zusammen.

Für Ritter und Damen in Obödienz wurde bereits 1961 das Deutsche Subpriorat der Hl. Hedwig errichtet (nach Umgliederung später umbenannt in Subpriorat des Hl. Michael).

1997     Die stationären Einrichtungen des Malteserordens (Krankenhäuser, Altenpflegeeinrichtungen, Hospize) werden in einer Trägergesellschaft, der Malteser Deutschland gGmbH, zusammengefasst.

1999     In Anwesenheit des Bundespräsidenten und des Ratsvorsitzenden der EKD feiert der Johanniterorden in Berlin sein 900jähriges Bestehen.

2001     Der Johanniterorden verlegt seinen Verwaltungssitz von Bonn nach Berlin (Ortsteil Lichterfelde, Finckensteinallee 111).

2004     Die stationären Einrichtungen (Krankenhäuser, Fach- und Rehabilitationskliniken, Altenpflegeeinrichtungen) des Johanniterordens, seiner Genossenschaften/Kommenden und seiner Werke werden in einer Trägergesellschaft, der „Johanniter GmbH“, zusammengefasst. Größte Tochtergesellschaft ist die Johanniter Seniorenhäuser GmbH.

2019     Der Johanniterorden ist gegliedert in 23 Genossenschaften/Kommenden, davon fünf im Ausland. Er hat weltweit rund 4 100 Mitglieder, davon 3 000 allein in Deutschland.

Der Malteserorden in Deutschland ist gegliedert in sieben regionale Delegationen und hat rund 650 Mitglieder.


Die Johanniter/Malteser seit der Gründung

Um 1048     Kaufleute aus der Seerepublik Amalfi (am Golf von Salerno) gründen in Jerusalem ein Johannes dem Täufer geweihtes Hospital. In zwei Abteilungen betreuen Brüder und Schwestern männliche und weibliche Pilger, Arme und Kranke.

1099     Teilnehmer des Ersten Kreuzzugs schließen sich der von Bruder Gerhard geleiteten Hospitalbruderschaft an.

1113    Papst Paschalis II. erteilt der Bruderschaft durch die Bulle „Pie postulatio voluntatis“ ein Schutzprivileg, das ihr die freie Wahl des Vorstehers und damit rechtliche Eigenständigkeit gewährt; es werden bereits sieben Filialhäuser in Europa genannt.
Der Orden wird bald als „Hospitaliterorden“ bekannt.

1153    Papst Eugen III. bestätigt die unter dem Nachfolger Bruder Gerhards, Raymond de Puy, erarbeitete erste Ordensregel.
Sie stützt sich auf die Regeln der Benediktiner und der Augustiner. Nach dieser Regel legen die Ordensmitglieder das dreifache Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ab und versprechen, die Kranken zu pflegen und den Glauben zu schützen.

1154     erlaubt Papst Anastasius IV. einen eigenen Ordensklerus.

Um 1180     Zu den Priesterbrüdern und den dienenden Brüdern treten bewaffnete Ritterbrüder hinzu. Diese Militarisierung schließt den Wandel zu einem geistlichen Ritterorden ab.
In dieser Zeit erhält der Orden seine erste Hospitalordnung.

1187    Nachdem Jerusalem nach der Schlacht bei Hattin verloren gegangen war, zieht sich der Orden zunächst auf die von den Kreuzfahrern errichteten Burgen Krak des Chevaliers und Margat in Syrien und später nach Akkon zurück.

1291     Ein Mamlukenheer erobert Akkon. Damit fällt der letzte christliche Stützpunkt im Heiligen Land. Die überlebenden Johanniter ziehen sich nach Zypern zurück.


Die Johanniter/Malteser am Mittelmeer

1309     Von Zypern aus erobern die Johanniter die zu Byzanz gehörende Insel Rhodos. Durch seine Territorialherrschaft erwirbt der Orden seine bis heute bestehende Völkerrechtssubjektivität.
Der Orden heißt nun „Rhodiserorden“.

Gegliedert ist der Orden in Zungen, diese in (Groß-)Priorate, Balleyen und Kommenden.

Der auf Lebenszeit gewählte (Groß-)Meister regiert den Orden. Als Legislative fungiert das Generalkapitel, als Judikative der Gerichtshof.

Die acht Konventualballis, auch Piliers genannt, sind nicht nur Vorsteher ihrer jeweiligen Zunge, sondern erfüllen auch wichtige Aufgaben am Hauptsitz des Ordens: (1.) Großkommendator (Finanzen) – Zunge Provence; (2.) Marschall (Landstreitkräfte) – Zunge Auvergne; (3.) Großhospitalier (Krankenpflege) – Zunge France; (4.) Großadmiral (Flotte) –Zunge Italien; (5.) Drapier bzw. Großkonservator (Ausrüstung)– Zunge Aragon; (6.) Turkopolier (Hilfstruppen) – Zunge England; (7.) Großbailli (Festungen) – Zunge Deutschland; (8.) Großkanzler (Außenbeziehungen) – Zunge Kastilien.

Die Konventualballis bilden zusammen mit dem Großmeisterden Ordensrat (Beratungsgremium).

1444     Rhodos wird von 19 000 Mamluken aus Ägypten belagert.

1480     Der Orden übersteht mit nur 450 Rittern und 5 000 Soldaten einen Angriff der Osmanen mit 160 Schiffen und gut 70 000 Soldaten auf Rhodos.

1489     Das auf Rhodos tagende Generalkapitel schreibt als Ordenszeichen für das schwarze Gewand der Ritter erstmals verbindlich vor: das weiße achtspitzige Kreuz, „geschmückt mit den acht Tugenden“, womit wohl die acht Seligpreisungen der Bergpredigt (Matthäus 5,3-10) gemeint sind.

1522     Die Osmanen erobern Rhodos mit 400 Schiffen und 140 000 Soldaten nach sechs Monaten Belagerung. Der Orden kann lediglich 600 Ritter und 4 500 Soldaten aufbieten. Die überlebenden Ritter und rhodische Einwohner dürfen die Insel am 1. Januar 1523 ehrenvoll verlassen.

1530     Kaiser Karl V. belehnt den Orden mit den Inseln Malta, Gozo und Comino. Im Laufe der Zeit entsteht hier ein militärisches Bollwerk, das dem Orden die Bezeichnung „Schild Europas“ einträgt. Es bürgert sich allmählich der Name „Malteserorden“ ein.

1565     Die fast vier Monate dauernde Große Belagerung Maltas durch die Osmanen mit 200 Schiffen und fast 50 000 Soldaten entscheidet der Orden unter Großmeister Jean de la Valette für sich; der Orden verfügt nur über 592 Ritter und 8 500 Soldaten.

Valette zu Ehren wird die neuerrichtete Hauptstadt der Insel Valletta benannt. Sie ist die erste frühneuzeitliche, planmäßig gegründete Festungsstadt. Valletta erhält das modernste Hospital Europas und 1592 eine Hochschule (Vorläuferin der 1769 gegründeten Universität).

1798     Der Orden übergibt Malta kampflos an Napoleon Bonaparte und begibt sich, wie schon zwischen 1523 und 1530, erneut auf Wanderschaft.

1802     Im Frieden von Amiens vereinbaren Frankreich und Großbritannien, dass Malta dem Orden zurückgegeben wird. Doch dazu kommt es wegen erneuter Feindseligkeiten nicht. Als diese 1814 durch den Ersten Pariser Frieden beendet werden, wird Malta britische Kronkolonie. 1964 endet die Kolonialherrschaft mit der Entlassung der Insel in die staatliche Unabhängigkeit. 2004 wird Malta Mitglied der Europäischen Union.

1834     Nach Zwischenaufenthalten in Messina, Catania und Ferrara lässt sich der Orden in Rom nieder. Neuer Ordenssitz wird der Palazzo di Malta in der Via Condotti 68, wo ursprünglich die Ordensgesandtschaft beim Heiligen Stuhl residierte.

Der Malteserorden hat den Status eines beschränkten (partiellen) Völkerrechtssubjekts (wie der Heilige Stuhl und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz). Die humanitären Ziele rechtfertigen bis heute den Fortbestand seiner V.lkerrechtssubjektivität.

1961     Papst Johannes XXIII. genehmigt die aus den Statuten von 1921 und 1936 hervorgegangene Verfassung des Malteserordens. Sie wird 1997 erneuert.

1999     In Anwesenheit des Papstes und des italienischen Staatspräsidenten feiert der Malteserorden in Rom sein 900 jähriges Bestehen.

2004     In Rom verabschieden der katholische Souveräne Ritter- und Hospitalorden vom Hl. Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta (Malteserorden) und die vier aus derselben Wurzel stammenden, seit 1961 in der „Allianz von Nieder-Weisel“ organisierten, protestantisch geprägten Johanniterorden die seit 1382 autonome Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem, genannt der Johanniterorden; die 1946 aus ihr hervorgegangenen Johanniter Orde in Nederland und Johanniterorden i Sverige; sowie der 1888 entstandene Order of St John eine Erklärung, in der sie sich gegenseitig als rechtmäßige Hospital- und Ritterorden anerkennen und Empfehlungen für künftiges gemeinsames Handeln geben.

2019     Der Malteserorden ist in sechs Großprioraten, sechs Subprioraten und 47 nationalen Assoziationen organisiert. Er hat weltweit rund 13 500 Mitglieder. Zu 108 Staaten (unter ihnen seit 2017 Deutschland) unterhält der Orden diplomatische Beziehungen. Bei den Vereinten Nationen und einer Reihe ihrer Unterorganisationen hat er Beobachterstatus.

Das Attribut „souverän“ im Ordensnamen weist deklaratorisch auf die seit dem 14. Jahrhundert bestehende Völkerrechtssubjektivität hin.