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Mittwochsbesinnung - 29.04.2020

von RR Ralf Reuter, Göttingen

Der Friede des Herrn sei mit Euch allen, Amen. Der Wochenspruch für die dritte Woche nach Ostern lautet: Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben. (Joh 10, 11a27-28a)

Liebe Johanniterfamilie, wir kommen vom Hirtensonntag her und wandern mit der Vorstellung des guten Hirten, der uns durch die Woche führt. Spätestens am Mittwoch stellen sich dabei auch die Probleme ein. Mir ging das einmal mit einer Pilgergruppe so. Es waren Unternehmer und wir fanden nach 25 km Tagestour nicht mehr so richtig aus dem Waldgebiet heraus. Die Truppe wurde nervös, der eine versuchte mit dem Handy zu navigieren, der andere mit einer alten Karte, es brachte nicht viel. Ich beschloss, eine Besinnung einzulegen. Retraite, das Abblasen der Jagd, um innezuhalten. Mir fiel dazu nur der 23. Psalm ein, den ich dann langsam und laut vorlas. Ist es schon so weit gekommen? fragten einige mit einem leichten Schmunzeln. Soweit diese kleine Geschichte.

Ist es schon so weit gekommen? Zur neuen Normalität in den gegenwärtigen Zeiten gehört das verstärkte Achten auf die spirituelle Fitness. Auf den Glauben, auf gelebte Frömmigkeit, wie man früher sagte. Nur sie kann das Herz beruhigen. Nur durch sie ist Haltung möglich. Besonders dann, wenn keiner so recht weiterweiß. Nicht nur auf der Lichtung im Wald, auch im Dschungel dieser weltweiten Pandemie. Und noch etwas kommt dazu: Nur ein regelmäßig praktizierter Glaube erreicht unsere tieferen seelischen Schichten. Wir müssen auch die Stimme des guten Hirten hören, um ihm zu folgen. Folgen auf dem Weg des ewigen Lebens, weit über die Aktualität der Tage hinaus.

Es trifft zurzeit nach meiner Wahrnehmung vor allem die unternehmerischen Menschen, die sich für ihr Leben etwas vorgenommen haben. Die oft vor dem Zenit ihrer Schaffenskraft stehen und denen der sicher geglaubte Erfolg wegbricht. Sie sind es, die das in der Krise selten zugeben, weil sie sehr gut im Managen sind und vieles überspielen können. Doch die Zeiten werden offenbar so viel anders werden, dass ihr inneres Fundament wegzubrechen droht. Da hilft nur das Vertrauen auf den guten Hirten, der sie führt. Ja, auch durch das finstere Tal. Christus als der gute Hirte, der einen kennt, der individuell Stärke und Halt gibt, und mit dem es immer dem Licht, der Zukunft Gottes entgegengeht.

Es wird wieder wichtig, die geistliche Fitness zu trainieren.  Zur eisernen Ration gehört der 23. Psalm. Und vor allem das persönliche Gebet. Aus dem Inneren heraus zu Gott. Ihm alles klagen. Ihn um Kraft bitten. Für diesen Tag, für die Woche. Auch um Gesundheit. Besonders für unsere Lieben. Mit dem Vaterunser abschließen. Einen Moment noch verharren. Das reicht. Die tägliche Dosis. Am Sonntag darf das mehr sein. Es gibt jetzt Vorlagen für den Gottesdienst zuhause. Geht auch mit anderen, auch mit Liedern. Das alles dient dazu, Geschöpf unseres Schöpfers zu bleiben. Von ihm den Lebenssaft zu bekommen. Doch das ist schon das biblische Bild für den kommenden Sonntag, auf den wir zugehen.

Die Ereignisse des Jahres 2020 können uns etwas von dem wiedergegeben, was unsere Vorfahren ausgezeichnet hat. Eine klare Orientierung am Wort des Herrn. Fröhlichkeit auch in schweren Zeiten. Offenheit für die Zukunft Gottes. Das Relative von menschlichen Planungen. Demut vor dem, was Gott uns schenkt und auferlegt. Mut zu dem, was er von uns fordert. Auch sie haben täglich gebetet:

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. Und so segne uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.