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Pommernhilfe

„Den Schwachen hilf!“

Was tun wir?

Die Pommernhilfe ist aktiv in den polnischen Woiwodschaften Westpommern und Pommern, polnisch Województwo zachodniopomorskie und Województwo pomorskie. Das frühere Hinterpommern ist darin aufgegangen.

Dort helfen wir Johanniter regelmäßig 200 Personen mit ihren Familien. Sie wohnen über ganz Hinterpommern verteilt von Stettin bis Danzig, die große Mehrzahl auf dem Lande. Diese Menschen gehören zu den wenigen Deutschstämmigen, die dort nach dem zweiten Weltkrieg bis heute geblieben sind.

Sehr oft sind es Frauen, die Polen geheiratet haben. Die meisten von ihnen sind verwitwet, leben mit den Familien ihrer Kinder oder Enkel oder allein, oft vereinsamt. Nach unseren Maßstäben sind sie alle bedürftig. Die schweren, von Diskriminierung, Mangel und ungesunden Lebensverhältnissen geprägten Jahre haben sie gemeistert. Viele leiden unter Alterskrankheiten, müssen mit geringen Renten auskommen und leben in einfachen oder schlechten Wohnungen. Allerdings zeigen sich heute auch Verbesserungen, die deutlich machen, dass Polen sich als Sozialstaat für Alte und Familien merkbar entwickelt: Immer wieder leichte Rentenerhöhungen, verbesserte Seniorenpflegehilfen oder der Zugang zu guten medizinischen Leistungen.

Wir fahren zweimal pro Jahr zu ihnen und übergeben finanzielle Unterstützung. Auch Kleidung und Dinge des täglichen Bedarfs gehören dazu.

Über Jahre entstanden individuelle Beziehungen, so dass der persönliche Besuch im abgelegenen Dorf oder Gehöft wichtiger wird als alle materielle Hilfe. Freudig werden wir erwartet, und es bietet sich endlich wieder Gelegenheit zum Gespräch in deutscher Sprache.

Die Vorgeschichte

Nach 1945 lebten in Hinterpommern entlang der Ostseeküste noch zahlreiche Deutsche. Für viele pommersche Johanniter war neben Vorpommern Hinterpommern familiäre Heimat gewesen. Schon zu der Zeit, als Polen noch zum Ostblock gehörte, versuchten sie zu dort verbliebenen Deutschen Kontakt aufzunehmen.

Mit den Reiseerleichterungen in den 70er Jahren begannen Johanniter vermehrt nach Hinterpommern zu fahren und knüpften Kontakte. Die große Wirtschaftskrise in Polen ab 1980 war dann der Auslöser für die gezielte und organisierte Hilfe für die notleidenden Menschen, besonders für die in Hinterpommern verbliebenen Deutschen. Hilfspakete und Versorgungsgüter wurden persönlich transportiert. So startete die Aktion Pommernhilfe unter dem Dach der Genossenschaft.

Man ging von etwa 1500 Deutschstämmigen aus, neben den Pommern viele Flüchtlinge aus Ostpreußen, oft Frauen, die jung nach dem Kriege Polen geheiratet hatten. Anlaufstellen waren die kleinen polnischen, evangelischen Kirchengemeinden. Über sie wurden die Menschen ausfindig gemacht und einzeln besucht. Diese Fahrten waren echte Speditionsunternehmungen mit Lastwagen oder Transportfahrzeugen der Johanniter-Unfall-Hilfe. Sie waren mit Grundnahrungsmitteln, medizinischen Geräten und Verbrauchsmaterialien sowie Medikamenten aus Spenden beladen. Während einer solchen Fahrt besuchten die Johanniter bis zu 70 Familien. Auf diese Weise unterstützten sie bis Anfang der 90er Jahre fast 1.000 Personen mit ihren Familien, dazu die Kirchengemeinden und auch Krankenhäuser und Arztpraxen.

Die politischen Umbrüche in Polen nach 1989/1990 und der Abschluss des Nachbarschaftsvertrages zwischen Deutschland und Polen erleichterten die Fahrten bald erheblich. Das nachsozialistische Polen erlebte zunächst eine positive wirtschaftliche Liberalisierung. Allerdings profitierten im landwirtschaftlich geprägten Hinterpommern die Menschen, die wir aufsuchten, selten von diesem Aufschwung. Vielfach nahm ihre materielle Not erneut zu. Ihre Existenz war häufig mit den staatlichen Großagrarbetrieben verknüpft. Diese wurden überhastet privatisiert und dabei die Gutswirtschaften ähnlichen Strukturen zerstört, was zu massiver Arbeitslosigkeit und existenzieller Unsicherheit führte. In dieser Zeit bildete die kleine, aber glücklicherweise regelmäßige Rente der deutschstämmigen Mutter oder Großmutter für viele Familien etwas Absicherung. Deshalb war die Hilfe der Johanniter weiter sinnvoll und nötig. Nach kurzer Zeit stand ein vielfältigeres Warenangebot auch in Polen zur Verfügung. So wurde entschieden, an Stelle der standardisierten Hilfspakete die Unterstützung der Pommernhilfe auf individuelle Geldhilfe und Sachspenden umzustellen.

Neben der pommerschen Genossenschaft arbeiten auch die anderen drei „Ostgenossenschaften“ des Johanniterordens, Posen-Westpreußen, Preußen und Schlesien, in Polen, darüber hinaus auch im russischen Ostpreußen, dem Oblast Kaliningrad, und in den baltischen Staaten.