Sejla Hall engagiert sich für Integration

Sejla Hall hat eine bewegte Geschichte. Als junge Frau erlebte sie selbst, wie es ist, mit ihrer Familie vor Krieg und Gewalt zu fliehen. Heute hilft sie Flüchtlingen, in Stuttgart Fuß zu fassen. Und das tut sie mit viel Liebe und Power. "Du hast ein Herz groß wie Stuttgart", hat ihr neulich eine geflüchtete Person gesagt. In unserer Vielfaltsreihe stellen wir immer wieder verschiedenen Johanniterinnen und Johanniter vor. 

Die attraktive Frau mit den großen, dunklen Augen gestikuliert mit den Händen, wenn sie erzählt, wie sie ihre Lebensgeschichte nach Stuttgart geführt hat. Geboren ist sie in Baden-Württemberg, in Calw. Als sie sieben Jahre alt war, zieht es ihre Eltern zurück in die alte Heimat, nach Jugoslawien. Ihre Kindheit war fröhlich und behütet. 

Der Krieg in Jugoslawien 1991 bringt dann einen großen Bruch und die Familie muss nach Österreich ziehen. Sejla Hall war damals 19 Jahre alt, hatte sich gerade im Medizinstudium immatrikuliert. "Das war nicht einfach, mit 19 Jahren in ein fremdes Land  mit anderer Sprache, Kultur zu ziehen und eigene Träume zurückzulassen", erzählt sie. 

Aber sie ging die Lebensphase mit Tatkraft an, studierte Germanistik und lebte sich ein. "Integration ist als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu sehen  - mit dem Ziel, ein friedliches und demokratisches Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichen nationalen, religiösen und kulturellen Hintergründen zu sehen. Der Wille ist das wichtigste. Will ich mich integrieren? Und dann geht das auch", beschreibt sie ihren Weg.  

Für die Landesregierung Kärnten arbeitete sie dann einige Jahre als Integrationsmanagerin und brachte sich mit ihrer eigenen Fluchterfahrung ein. 

"Mein tiefster Wunsch ist, dass ich als Integrationsmanagerin arbeitslos werde und es keine Kriege mehr gibt."

Nach Stuttgart ist sie vor rund sechs Jahren gekommen, da ihr Ehemann beruflich in Deutschland umzog und so siedelte die Familie nach. Die Johanniter hatten damals eine Stelle ausgeschrieben für ein Integrationsprojekt. "Beim Bewerbungsgespräch wurde ich dann gebeten, aus meinem reichen Lebenslauft zu berichten und dann war klar, ich habe den Job." Als Integrationsfachkraft arbeitet sie nun in den Flüchtlingsunterkünften der Johanniter in der Landeshauptstadt, wo sie neben ihrer Integrationsarbeit verschiedene Projekte konzipiert und mit ihrem Team durchführt. 

Als Integrationskraft ist sie bereits seit 31 Jahren tätig und hat schon viele Kriegsgeschichten gehört, viele Kulturen kennengelernt und viele Krisen durch ihre Arbeit miterlebt.  Sejla Hall sagt: "Mein tiefster Wunsch ist, dass ich als Integrationsmanagerin arbeitslos werde und es keine Kriege mehr gibt."

"Kulturverständnis und Kulturvermittlung" als Schlüsselwörter für Integration.

Sejla Hall hat klare Vorstelllungen, was passieren muss, damit Integration gelingt: „Größte Hürden einer gelungeneren Integration sind in der Regel sprachliche Barrieren und fehlende Kenntnisse der kulturellen Gepflogenheiten oder Rechten und Pflichten." Dadurch können laut Sejla Hall Missverständnisse, Ablehnung oder auch Diskriminierung entstehen. Diese Hürden gelte es als erstes abzubauen, um eben das Zusammenleben zu ermöglichen. Als Schlüsselwörter für erfolgreiche Integration nennt sie „Kulturverständnis und Kulturvermittlung“. 

"Ich bin eine sehr direkte Person und das ist auch in dieser Arbeit sehr wichtig."

Damit geflüchtete Menschen gut in Stuttgart ankommen, arbeitet sie mit ihrem Team mit sehr großer Leidenschaft und oft über ihre Grenzen hinaus. Die Stapel an Schokoladetafeln und Pralinenschachteln in ihrem Büro zeigen einen kleinen Teil der Dankbarkeit der geflüchteten Menschen, denen sie mit Rat und Tat hilft. "Ich gehe sehr offen und ehrlich mit den Bewohnern um und das schätzen sie sehr“. 

Ein Herzensprojekt ist "Fit für die Schule".  Sejla Hall erzählt: „Seit 2022 haben wir in der Schleyerhalle Bewohner mit ukrainischer Nationalität, aber auch anderer Volkszugehörigkeit, nämlich die Roma. Diese hatten in ihrem Heimatland erschwerten Zugang zu „normalen“ gesellschaftlichen Prozessen oder Systemen, Gesundheitssystem, Schulsystem. Da es in Deutschland eine Schulpflicht gibt, Geflüchtete teilweise damit überfordert sind, haben wir uns eine Unterstützung überlegt. Dies ist ein Schulvorbereitendes Projekt in dem die Basiskompetenzen vermittelt werden wie: Pünktlichkeit, Hygiene, Disziplin, es wird das Alphabet gelernt, gebastelt und gesungen."

Von dem Projekt "Wir lieben unsere Umwelt" berichtet sie, wie ihr Team mit ukrainischen, kolumbianischen, georgischen, türkischen Kindern begeistert Müll eingesammelt haben und Grundlagen im Umweltschutz gelernt haben. Belohnung war ein Ausflug in den Stuttgarter Zoo  Wilhelma".

Menschen aus 12 Nationalitäten leben in den Unterkünften zusammen, da seien solche Erlebnisse sehr wichtig. „Hier werden die Vielfalt und  die Herausforderung in einer Unterkunft mehr als deutlich, wenn es gilt, 12 verschiedene religiösen und kulturellen Hintergründe in einer Unterkunft zu vereinen." Ebenfalls wichtig für eine Integration ist laut Sejla Hall, die Möglichkeit zu schaffen, auch noch die eigenen Bräuche und Religionen ausleben zu können, trotz der Eingliederung in eine neue Gesellschaft. "Durch die Kombination entsteht mehr Akzeptanz."

"Ich bin selbst ein gelungenes Beispiel für Integration."

"Ich helfe gerne, ich war selbst in dieser Situation und ich bin ein gutes Beispiel gelungener Integration", fasst sie lächelnd zusammen. Über ihr eigenes Leben schreibt Sejla Hall gerade ein Buch mit Episoden. Und auch ihre Arbeit mit den geflüchteten Menschen wird bestimmt darin vorkommen.

"Wir Johanniter stehen dafür ein, dass alle Menschen in Not Hilfe bekommen - unabhängig von ihrer Herkunft oder Religion. Und in der Flüchtlingshilfe lebt Ihr das jeden Tag. Danke Euch für Euren Einsatz."
Thomas Hanisch, Landesvorstand

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