Das sind unsere zentralen Forderungen

Der Rettungsdienst steht an einem Kipppunkt. NRW-Politik, Kommunen, Ärzteschaft und Hilfsorganisationen müssen jetzt an einem Strang ziehen. Unsere Forderungen:

Ausbilden!

Der Mangel an Fachkräften in den Rettungsberufen bedroht die Versorgungssicherheit in NRW. Das liegt auch an fehlenden Ausbildungsplätzen. Die Krankenkassen sind als Kostenträger unverzichtbar gefordert. Auch die Kommunen müssen in ihren Verhandlungen mit den Krankenkassen auf mehr Ausbildungsplätze pochen. Sie stehen klar in der Verantwortung, endlich mehr Ausbildungsplätze zu finanzieren und die Rettungsdienstschulen dabei zu unterstützen, den Nachholbedarf erfolgreich zu organisieren.

Bedarfsgerechte Lenkung von Notrufen!

„Gefühlt werden wir zu 80 Prozent unnötig alarmiert – weil der zuständige Facharzt am Wochenende nicht erreichbar ist, weil viele Menschen keine Erste Hilfe mehr können und alles bei der 112 landet“, sagt ein Notfallsanitäter in der Umfrage. Dabei ist eine „rollende Intensivstation“ wie ein Rettungswagen für Notrufe, wo es um chronische Rückenschmerzen oder hohes Fieber geht, gar nicht das richtige Rettungsmittel. Stattdessen wäre der kassenärztliche Notfalldienst zuständig, der aber längere Wartezeiten hat und dessen Rufnummer 116 117 kaum bekannt und teilweise schlecht erreichbar ist. Die Folge: Zu viele Rettungseinsätze bei leichten Verletzungen und Erkrankungen, die auch zur Überlastung der Notaufnahmen in den Krankenhäusern beitragen.

Die Johanniter wollen deshalb, dass die eingehenden Notfälle in den Leitstellen viel bedarfsgerechter für die Patienten disponiert werden: Ein Notfall-Krankentransportwagen sollte beispielsweise für langanhaltende Rückenschmerzen und kleinere Verletzungen neu eingeführt und alarmiert werden, damit beim Herzinfarkt weiterhin schnell ein Rettungswagen kommt.

Bessere Koordination und Digitalisierung von Leitstellen!

In NRW gibt es weit über 50 Leitstellen, die dringend digital miteinander vernetzt werden müssen. Die Nummern 112 und 116 117 sollen künftig integrierte Gesundheitsleitstellen erreichen: Als erstes Lotsensystem für die Patientinnen und Patienten kann hier kompetentes Personal mit Hilfe von standardisierten Abfragen und Ärzten im Hintergrund die richtige Hilfe veranlassen: Vom Arzttermin über die Notfallpraxis bis zum Krankentransport und Rettungseinsatz. Durch einheitliche digitale Einsatzsysteme in den neuen Leitstellen können Rettungseinsätze zusätzlich schneller veranlasst, flexibler koordiniert und im Nachgang leichter analysiert und so weiter verbessert werden.

Ende der Kleinstaaterei!

Viele „Ärztliche Leiter Rettungsdienst“ vor allem im Norden und Süden von NRW geben vor, dass Notfallsanitäter bei ihnen vor dem ersten Einsatz eine mehrstündige Präsenzfortbildung zu „örtlichen Besonderheiten“ besuchen müssen. Eine Rettungswache kann so nicht schnell nachbesetzt werden, wenn beispielsweise in einer Krankheitswelle kurzfristig Mitarbeitende von der Nachbarwache benötigt werden – ein absolutes No-Go in Zeiten von Navigationsgeräten und Online-Fortbildungen. Deshalb sollte das „Gemeinsame Kompendium Rettungsdienst“ mit einheitlichen Behandlungsstandards überall in NRW verpflichtend gelten, und nicht nur, wie bisher, in 28 NRW-Städten und Kreisen.

Fest steht: Der Rettungsdienst in NRW muss dringend und umfassend reformiert werden. Da sind sich alle Experten einig – damit wir uns alle weiterhin auf unsere Notärzte, Notfallsanitäterinnen und Rettungssanitäter verlassen können.