06.03.2023 | Dienststelle Ortsverband Oldenburg

PSNV Oldenburg darf weitere zwei Jahre auf hoher See in den Einsatz

Oldenburger Johanniter absolvieren Sea-Trainings im maritimen Kompetenzzentrum Elsfleth

„Brace! – Brace! – Brace!“ das Signal der Piloten: Aufschlag droht, Sicherheitsposition einnehmen! Die nachgebaute Hubschrauberkanzel schlägt auf das Wasser auf, das kalte Nass dringt ein. Nun heißt es, die richtige Reihenfolge des Handelns abzurufen, einen kühlen Kopf und die Orientierung zu bewahren für das Oldenburger PSNV-Team (Psychosoziale Notfallversorgung) Sven Franke, Michael Zischke und Andreas Henkel. Im Rahmen des HUET (Helicopter Underwater Escape Training) und des Sea Survival Trainings werden die drei für den Ernstfall auf hoher See im maritimen Kompetenzzentrum Elsfleth für die Offshore-Rettung vorbereitet. Das PSNV-Team Offshore der Oldenburger Johanniter ist europaweit einzigartig. Es gibt kein anderes PSNV-Team mit der Qualifikation Offshore. Der Bedarf ist da: im vergangenen Jahr musste das Oldenburger PSNV-Team Offshore mehrfach nach Einsätzen der Notfallsanitäter der Johanniter Offshore Rescue and Medical Services auf Plattformen in der Nordsee mit raus, um sich um Kolleginnen und Kollegen der Betroffenen zu kümmern.

Bei aller gut gewarteten Technik in den Hubschraubern und bestens ausgebildetem Flugpersonal kann durch Wetter oder andere Störungen Unvorhergesehenes geschehen. Um die psychosoziale Notfallversorgung für alle Beteiligten an einem Einsatz sicherstellen zu können, muss das Oldenburg PSNV-Team Offshore regelmäßig Trainingsprogramme absolvieren und entsprechende Zertifikate erlangen. Während beim „Sea Survival Training“ die Grundlagen für das Retten auf See mit Wellengang, im Dunkeln, mit Sturm und peitschendem Wasser und das Einsteigen in eine Rettungsinsel geübt wird, sind beim HUET der Absturz eines Hubschraubers und das richtige Verhalten zum schnellstmöglichen sicheren Ausstieg das Hauptthema. Zunächst wurden den Ehrenamtlichen die Einsatzbedingungen, aber auch die großen Gefahren auf See verdeutlicht: Ertrinken und Unterkühlung, welche Maßnahmen zu treffen sind und warum das richtige Anlegen der besonderen Schutzkleidung lebenswichtig ist.

Anschließend ging es im Becken nach ein paar Gewöhnungsübungen in die nachgebaute Hubschrauberkanzel. In mehreren Durchgängen ging die Kanzel aufs Wasser, um die Vorgehensweise im Kopf zu festigen. Die Offshore-Hubschrauber sind mit Schwimmhilfen ausgestattet, die sich beim Notwassern aufblasen. Da mit dem Rotor der Schwerpunkt der Maschinen aber ganz oben ist, kippt der Helikopter bei einer Notwasserung je nach Wellengang schnell oder langsam um. Das Lösen der Gurte in Kopflage und das Aussteigen aus der unter Wasser liegenden Kanzel sind wesentliche Teile der Übung. Letzter Teil war der Sprung aus einem abstürzenden Hubschrauber: beherzt hinein in Wellengang, Sturm und Regen. Damit sind die Johanniter des Ortsverband Oldenburg weitere zwei Jahre in der Lage, psychosoziale Notfallversorgung auch auf See sicherzustellen.

Über die PSNV

PSNV – das ist die Psychosoziale Notfallversorgung als Teil der Rettungskette in Not- und Unglücksfällen. Sie assistiert Rettungskräften und leistet die erste Krisenintervention, wenn Menschen schwer verletzt wurden oder ums Leben gekommen sind. Sie sind dann für die Betroffenen, Familien und Angehörigen da, um seelischen Beistand zu leisten, das soziale Netzwerk zu aktivieren und in der Schocksituation Handlungsfähigkeit wiederherzustellen. Dies leisten die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. schon seit vielen Jahren an Land. Doch auch auf See wird diese Hilfe ebenfalls gebraucht: sei es auf Schiffen im Hafen oder auf See, aber auch auf Versorgungseinrichtungen bspw. der großen Windkraftanlagen in Nord- und Ostsee. Die dort arbeitenden Menschen sind fernab der eigenen Familien selbst wie eine kleine Familie sehr eng miteinander vertraut und verbunden. Ein Unglücksfall im Team wird so schnell auch zu einer seelischen Krisensituation, die sich in Belastungsstörungen steigern kann. Nicht behandelte Belastungsstörungen können häufig zu schweren psychischen Krankheiten führen mit entsprechenden Folgen für die Gesundheit der Betroffenen, aber auch deren privaten wie beruflichen Umfeld. Um diese erste Krisenintervention leisten zu können, muss ein PSNV-Team auch in der Lage sein, auf See zu gelangen. Und das geht am schnellsten mit Hubschraubern.

Das Ehrenamt des Ortsverband Oldenburg der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. ist stetig auf der Suche nach Menschen, die in ihrer Freizeit anderen gern etwas zurückgeben möchte. Ob in der PSNV, beim Kältebus oder Katastrophenschutz: hier sind alle Freiwilligen willkommen! Weitere Informationen unter www.johanniter.de/oldenburg und Kontaktmöglichkeit unter oldenburg(at)johanniter.de .