16.09.2021 | Dienststelle Stuttgart

24.000 Menschen für Erste Hilfe sensibilisiert

Am 11. September war internationaler Tag der Ersten Hilfe – der World-First-Aid-Day. Er soll daran erinnern, wie wichtig und oft lebensentscheidend die Hilfe bei Unfällen ist.

Anlässlich diesen Tages haben wir ein Interview mit einer wahren Erste-Hilfe-Expertin geführt: Marita Fröhlich leitet seit 20 Jahren Erste-Hilfe-Kurse.

Marita Fröhlich ist 55 Jahre alt und in ihrem Hauptberuf als Fachtrainerin für Digitale Lerneinheiten bei einem großen deutschen Unternehmen angestellt. Nebenberuflich arbeitet sie bereits seit 20 Jahren als Erste-Hilfe-Trainerin bei den Stuttgarter Johannitern. In dieser Zeit leitete Fröhlich über 2.000 Erste-Hilfe-Kurse und sensibilisierste damit rund 24.000 Menschen für Erste Hilfe, ermutigte aktiv Erste-Hilfe zu leisten, nahm Ängste und stärkte die Zivilcourage.

Frau Fröhlich, was bewegt Sie dazu, seit zwei Jahrzenten nebenberuflich Erste-Hilfe-Kurse zu leiten?

Bei mir sind es drei Aspekte: Die Tätigkeit an sich, die einfach Sinn stiftet. Dazu gehört die wertvolle Aufgabe Wissen zu vermitteln, dass am Ende des Tages Leben retten kann. Jeder der irgendwann mal selbst in eine Notsituation gerät, ist froh und unendlich dankbar darüber, wenn jemand hilft. Alles ist besser, als einfach nur vorbeizugehen oder ein Video zu drehen. Es ist einfach so wichtig und man kann es nicht oft genug sagen: Zivilcourage ist von Bedeutung! Sei du die Veränderung in unserer Gesellschaft, die du dir selbst wünscht. Der zweite Aspekt ist, wie mich das Trainer-Sein in meiner persönlichen und auch beruflichen Entwicklung weiterbrachte. Ohne die Trainer-Tätigkeit wäre ich heute, auch in meinem Hauptberuf, nicht da wo ich jetzt bin. Als Drittes sind es die Johanniter als Hilfsorganisation und damit verbunden die Werte, die sie vermitteln, die Gemeinschaft, die sie leben und eben auch die Aufstiegschancen und Möglichkeiten, die sie einem bieten.

Inwiefern hat Sie die Trainer-Tätigkeit persönlich weitergebracht?

Bevor ich mit dem Unterrichten angefangen habe, war ich unsicher, ob ich Trainer sein kann. Kann ich unterrichten? Vor anderen Menschen? Deren Fragen standhalten? Mich und eine ganze Hilfsorganisation präsentieren? Ich habe nicht an meine Fähigkeiten geglaubt. Im Kontakt mit Christine Hager, Ausbildungsleitung bei den Johannitern in Stuttgart, habe ich angefangen mir das zuzutrauen. Christine hat mich total unterstützt und versprühte eine Leichtigkeit á la „schnupper einfach mal rein“. Was ich im Oktober 2000 auch tat. Schnell war mir klar, ich möchte mehr darüber wissen und im Februar 2001 startete ich die Ausbildung zum Erste-Hilfe-Trainer. Während der Ausbildungsphase bekam ich das notwendige Handwerkszeug und Wissen vermittelt, welches mich noch mehr darin bestätigte, dass ich das machen möchte. Über meinen Schatten springen und meine Ängste, wie z.B. frei vor Publikum zu sprechen, Fragen zu moderieren oder eine Gruppe zu führen, zu überwinden. Ganz im Ernst, jeder hat diese Ängste. Man muss sich nur trauen, sie zu bezwingen.

Was hat es Ihnen beruflich gebracht?

Ganz klar verändert man sein Auftreten, wenn man regelmäßig Kurse leitet. Man wird selbstsicher in seiner Ausdrucksweise und Körpersprache. Das führt dazu, dass man das auch ausstrahlt. Dieser Faktor wie auch die Ausbildung zum Trainer sowie die ständigen Weiterbildungen in den Bereichen Präsentation, Methodik und Didaktik sorgten dafür, dass mein Vorgesetzter auf mich aufmerksam wurde. So bekam ich eine neue Aufgabe als Fachtrainerin. Neue Projekte starteten bei uns zum Thema

„Digitales Lernen“. Aufgrund meiner Erfahrungen, auch aus der nebenberuflichen Tätigkeit heraus, habe ich mich erfolgreich beworben. Das war der Startschuss für was ganz Wunderbares. Ich bin jetzt im Bereich „Blended Learning“ tätig und erarbeite Konzepte für unsere Mitarbeiterschulungen. Ohne die ganzen Erfahrungen aus meiner Trainer-Tätigkeit, die Weiterbildungen und auch meine persönliche Entwicklung wäre das sehr wahrscheinlich ganz anders abgelaufen.

Wenn Sie zurückblicken auf die vergangen 20 Jahre, was waren die Highlights?

Um mein Wissen als Erste-Hilfe-Trainerin zu vertiefen, habe ich noch eine Weiterbildung zur Rettungssanitäterin absolviert. Dadurch habe ich vertiefende medizinische Kenntnisse erhalten. Teil dieser Weiterbildung ist ein Praktikum in einem Krankenhaus. Dort durfte ich unter anderem zehn Tage lang im OP mit dabei sein. Zufälligerweise auch an einer Sektio, einem Kaiserschnitt. Das war ein atemberaubendes und unvergessliches Erlebnis. Zu Erleben wie ein neues Leben geboren wird, ist einzigartig. So eine Chance, so eine Weiterbildung zu machen und bei so einem Erlebnis mit dabei zu sein, bekommt man in keinem anderen Nebenjob. Ich habe mich auf Kindernotfälle spezialisiert und im Schwerpunkt solche Kurse für junge, werdende Eltern geleitet. Eine absolute Herzensangelegenheit und auch ein Highlight, wenn ich zurückblicke. Ich durfte die Babys und Eltern bei den Kursen begleiten und erleben, wie sich hier ein gesellschaftlicher Wandel vollzog. Vor rund 15 Jahren waren nur Mütter ohne Kinder in Kursen. Heute sind die Babys ganz oft dabei, viel mehr Paare nehmen gemeinsam teil und generell sind auch viel mehr Väter in den Kursen präsent. Eine wundervolle Entwicklung.

Wie sind Ihre Zukunftspläne? Wie lange werden Sie noch unterrichten?

Aktuell habe ich noch keine Lust aufzuhören. Ich leite derzeit weniger Kurse wie früher. So wie es mir Spaß macht. Das ist auch das Schöne an der Trainer-Tätigkeit. Man ist sein eigener Chef und kann sich seine Zeit flexibel einteilen. Wir Trainer stehen im engen Austausch miteinander und ständig in Kontakt mit Christine Hager. Wenn mal aus persönlichen oder beruflichen Gründen jemand für eine gewisse Zeit kürzertreten muss, dann hat jeder Verständnis und man findet gemeinsam Lösungen. Bei den Johannitern zählt einfach der Mensch.

Vielen Dank für das Interview.

Interesse geweckt, selbst ein Erste-Hilfe-Trainer zu werden? Für mehr Informationen steht Ihnen Christine Hager, 0711 136789-20 oder ausbildung.stuttgart@johanniter.de zur Verfügung oder mehr erfahren unter www.johanniter.de/nebenjob-lebensretter