26.10.2023 | Dienststelle Stuttgart

Ein Ort der Trost spendet: Hilfe für trauernde Kinder

Stuttgarter Johanniter starten neues Projekt zur Trauerbegleitung von Kindern in Gerlingen

Einen geliebten Menschen zu verlieren, ist nie leicht. Der Tod eines Elternteils oder eines Geschwisterkindes ist für Kinder und Jugendliche ein schwerer Schock. Wenn Kinder Familienangehörige verlieren, wird ihre Trauer in unserer Gesellschaft oft übersehen, denn sie trauern anders als Erwachsene. Oft ziehen sie sich zurück, weil sie die anderen Hinterbliebenen nicht noch mehr belasten wollen. Trauer kann sich sehr unterschiedlich äußern. Besonders bei Kindern geht sie ganz eigene Wege. Junge Menschen drücken ihre Trauer nicht immer mit Worten aus. Stattdessen verarbeiten viele ihren Verlust beim Spielen, Malen und Toben. Wichtig ist, dass Kinder und Jugendliche ihre Gefühle mit anderen teilen, um zu erkennen, dass sie mit ihrem Schicksal nicht alleine sind. So bekommt ihre Trauer eine Natürlichkeit und den Platz im Leben, den es für die Verarbeitung braucht. Bei dem neuen Trauerbewältigungsprojekt Lacrima wird ein Ort für alle Formen der Trauer geschaffen. Ein Ort der Trost spendet und Halt gibt.

Kinder finden ihren ganz persönlichen Trauerweg

 „Trauern ist an sich eine schöne Sache“, beginnt Ira-Kristin Soldner, Projektleitern Lacrima in Stuttgart zu berichten. „Sie muss wie das Thema Tod in unserer Gesellschaft nur wieder stärker integriert werden. Trauern bedeutet für mich, ankommen in der Realität, in der sich die Beziehung zum geliebten Menschen verändert hat. Dabei jede Emotion zulassen. Manchmal wird die Trauer schwächer und dann auch wieder stärker. Wichtig ist, welches Gefühl auch kommt, darf da sein und integriert werden in mein Leben“, führt die 33-jährige Soldner aus. Die Johanniter begleiten die Heranwachsenden bei der Verarbeitung ihrer Gefühle und bieten Hilfe in den verschiedenen Trauerphasen. Lacrima schafft eine geschützte und vertrauensvolle Umgebung, in der Kinder ihren ganz persönlichen Trauerweg finden können.

Erste Gruppenstunden für 2024 geplant: Suche nach Ehrenamtlichen startet

Das Projekt befindet sich in Stuttgart noch im Aufbau. Die ersten Gruppenstunden sollen voraussichtlicher im Frühjahr/Sommer 2024 in Gerlingen starten. „Aktuell suchen wir noch nach ehrenamtlichen Helfer*innen für das neue Projekt. Die Ehrenamtlichen erhalten eine fachliche Ausbildung, um die Familien in dem individuellen Trauerprozess zu begleiten und zu beraten. Lacrima unterscheidet sich von den üblichen Therapie- und Beratungsformen, denn ungewöhnliche Situationen brauchen auch flexiblere und phantasievollere Reaktionen. Die Dauer und die Intensität sind bei jedem Menschen unterschiedlich. Auch der Weg durch die Trauer. Darauf werden die Ehrenamtlichen fundiert vorbereitet. Die Schulung wird im Projektteam durchgeführt und umfasst drei Wochenenden mit 46 Stunden.“, erklärt Ira-Kristin Soldner. Als Voraussetzung für die Ehrenamtlichen zählt die Projektleiterin Psychische Stabilität, Belastbarkeit, Empathie, Kreativität, Zuverlässigkeit und Offenheit zum Thema Trauer auf. „Die Ehrenamtlichen sollten selbst keine eigene akute Trauer mitbringen. Spaß haben am Umgang mit Menschen. Ganz wichtig ist auch gutes Zuhören können und, dass man sich langfristig engagieren möchte“, fährt sie fort.

Trauer ist natürlich und wichtig

In regelmäßigen Gruppenstunden erfahren die Kinder und Jugendlichen beruhigende Rituale, Verständnis und Anteilnahme und bekommen Raum sich auszutoben und zu spielen. Die Kinder und Jugendlichen erleben dabei, dass andere Gleichaltrige in einer ganz ähnlichen Situation stecken; das bringt Erleichterung. Sie lernen und erfahren, dass Trauer natürlich und wichtig ist. Und dass sie sich nicht schuldig zu fühlen brauchen, wenn sie auch mal fröhlich sind. „Kinder haben oft nicht Gleichaltrige in ihrem Umfeld, die in der gleichen Situation sind. Als Mutter oder Vater fühlt man sich oft unverstanden oder zurückgelassen im früheren sozialen Umfeld“, weiß die gebürtige Leonbergerin.

Oftmals ein Tabuthema in Familien

Während der Gruppenstunden werden auch die Angehörigen in geschützter Atmosphäre beraten, betreut und können sich untereinander austauschen. Diese Möglichkeit wird von den Erwachsenden als sehr hilfreich empfunden und unterstützt ebenfalls bei der Trauerbewältigung. „Wer Trauer oder Tod in der eigenen Biografie noch nicht erlebt hat, kann damit überfordert sein. So auch das soziale Umfeld. Es ist oftmals ein Tabuthema in den Familien. Umso schwerer dann auch ein Kind aufzufangen. Lacrima setzt genau dabei an.“

Infoabende für neue Ehrenamtliche

Zum ersten Kennenlernen des Projektes und des Ehrenamtes finden zwei offene Infoabende statt:

  • Jeweils mittwochs, am 13. Dezember 2023 und am 10. Januar 2024, um 19.30 Uhr
  • in der Schwieberdingerstr. 58 in Stuttgart-Zuffenhausen.
  • Die Johanniter laden Interessierte herzlich dazu ein. Interessierte können sich an wenden.
  • Weitere Informationen zum Projekt gibt es unter www.johanniter.de/lacrima-stuttgart