10.08.2023 | Dienststelle Stuttgart

Nach 20 Jahren Leitungswechsel in der Historiengruppe

Karin Sauermann übernimmt diese Aufgabe

Karin Sauermann, neue Leiterin der Historiengruppe

Nach über 20 Jahren wendet sich Markus Kandler, bisheriger Leiter der Historiengruppe Stuttgart, neuen Aufgaben zu. Seinem bisherigen Schützling Karin Sauermann übergibt er die Leitungsaufgabe der Historiengruppe Stuttgart. Die 46-jährige Leverkusenerin übernimmt seit Anfang Juli die Führung des Teams. 2001 war sie Mitgründerin eines Mittelaltervereins in Neuenbürg im Nordschwarzwald. Seitdem ist sie in der Mittelalterszene aktiv und bringt viel Erfahrung in der Teilnahme an Veranstaltungen und der Auseinandersetzung mit der Historie mit. Hier spricht sie über die neuen Aufgaben und ihre Ziele für das rund zehn-köpfige ehrenamtliche Team, dass die Geschichte der Johanniter lebendig werden lässt.


Frau Sauermann, wie kamen Sie zu den Johannitern?

Ich habe vor einigen Jahren nach einer Gruppe geschaut, der ich mich anschließen kann, und habe die Johanniter-Historiengruppe bei einem Lager in Weil der Stadt besucht. Die Menschen in der Mittelalterszene empfinde ich generell als sehr entspannt. So auch das Team der Johanniter und Markus Kandler. Ich habe lange mit ihm gesprochen und er hat mich zum Markt nach Stettenfels eingeladen, dort war sozusagen meine Feuertaufe. Ich habe eine Art Praktikum absolviert, da ich bisher zwar das Lagern kannte, aber noch nicht in Kombination mit Sanitätsdienst in Gewandung. Hauptberuflich bin ich in der IT im Klinikum Stuttgart tätig. Ein absolutes Kontrastprogramm. Beides bringt mir den notwendigen Ausgleich. Im Hauptberuf online und zukunftsorientiert, im Ehrenamt entschleunigt und mittelalterlich.

Wie war es für Sie, den Sanitätsdienst mitzuerleben?

Ich war sofort begeistert von der Kombination. Zuerst folgte die Ausbildung zur Sanitätshelferin. Für mich war die Kombination von Mittelalter und Sanitätsdienst der Hauptgrund in die Historiengruppe einzutreten. Genau diese Sinnhaftigkeit habe ich gesucht und das mit dem Gemeinschaftsgefühl zu kombinieren, ist für mich absolut bereichernd. Es ist total entspannend am Abend am Lagerfeuer zusammen zu sitzen, im Hintergrund spielt jemand mittelalterliche Musik, man schlendert über den Markt, kommt ins Gespräch, tauscht sich aus. Ich liebe es. Der Bereich Sanitätsdienst mit medizinischen Themen und ständigen Weiterbildungen fasziniert mich zusätzlich und ist das i-Tüpfelchen.

Warum wollen Sie sich als Leitung engagieren?

Ich habe eine sehr konkrete Vorstellung vom Lagern und inzwischen auch davon, wie ein guter Sanitätsdienst aussieht. Darüber hinaus bringe ich viel Erfahrung mit und habe tausche mich weiterhin viel mit Markus aus, was auch den Übergang erleichtert. Wir haben beide die gleiche Vision von der Historiengruppe. Die sehr lange Tradition der Johanniter fasziniert mich ungemein. Als ich bei Heiko Hauser, unserem ehrenamtlichen Regionalvorstand, das Modul zur Historie absolvierte, ihm zuhörte mit wie viel Begeisterung er unsere Geschichte vermittelt und mir klar wurde, wie viel wir aus der Geschichte heute noch leben, wusste ich „Karin, du bist hier goldrichtig.“ Diese Leidenschaft nun mit einer Führungsaufgabe zu kombinieren, begeistert und motiviert mich, die Historiengruppe voranzutreiben.

Wie hat das Team den Wechsel aufgefasst?

Anfang August feierten wir unser 20-jähriges Jubiläum. Dort signalisierte mir das Team auch nochmal, dass es zufrieden mit mir als neue Leitung ist. Sie wünschen mir viel Spaß und Erfolg und haben mir sofort Unterstützung angeboten, wenn es notwendig ist. Ich denke, dass zeigt, wie wir als ehrenamtliche Einheit ticken und wie wir zusammenhalten, und ich bin sehr dankbar für jedes einzelne Mitglied unserer Gruppe.

Frau Sauermann, geben Sie uns einen Ausblick auf die Zukunft der Historiengruppe?

Ich sehe hier zwei Schwerpunkte. Der eine ist sehr pragmatisch die Lagerausstattung zu erweitern, noch mehr in die Geschichte der Johanniter einzutauchen, noch detailgetreuer zu werden und die Historie korrekter darzustellen. Über die bevorstehenden Wintermonate werden wir unsere Gewandung erweitern und passender gestalten, ein Zeltgestänge erneuern und neue Möbel bauen, um das Lager noch gemütlicher machen. Der zweite Schwerpunkt ist zukünftig präsenter zu werden, neue und alte Ehrenamtliche zu motivieren. Stand heute sind noch immer wenige unserer Mitglieder wieder aktiv. Ein Ziel ist es, die Leute wieder zu reaktivieren, das Feuer für Mittelalterevents und das mehrtägige Lagern wieder zu entfachen. Ein weiteres Ziel ist es, neue Ehrenamtliche neugierig zu machen auf die Geschichte der Johanniter, neue Interessenten zu gewinnen und zu zeigen, was wir alles können. Noch mehr auf mittelalterlichen Märkten aktiv zu sein und noch mehr Menschen zu begeistern.

Jedefrau und jedermann, die mindestens eine Sanitätshelfer-Ausbildung haben, können sehr gerne mal bei uns hineinschnuppern. Einfach unverbindlich ausprobieren und selbst erleben, wie so ein Sanitätsdienst auf einer Mittelalterveranstaltung aussehen kann. Meldet euch bei Interesse gerne bei mir.

Vielen Dank für das Interview.


Die Johanniter-Historiengruppe ist eine ehrenamtliche Einheit, die in ihrer Freizeit Geschichte lebendig werden lässt. In mittelalterlichen Gewändern leisten sie Sanitätsdienste, sind bei Veranstaltungen mit einer Bogenschießbahn vor Ort und bieten Workshops rund um die Geschichte der Johanniter und das Leben im Mittelalter an.