26.08.2022 | Regionalverband Südwestfalen

Fahren, bis der Arzt kommt

In Südwestfalen sorgen die Johanniter beim Kassenärztlichen Notfalldienst dafür, dass Menschen zu Hause untersucht und behandelt werden. Dafür werden Mitarbeitende gesucht, die gerne unterwegs sind, Teamarbeit und eine sinnvolle Tätigkeit mögen.

Markus Ferber leitet den Kassenärztlichen Notfalldienst (KÄND) der Johanniter und erklärt im Interview, was Mitarbeitende erwartet.

Was genau passiert, bevor sich ein Fahrzeug des KÄND auf den Weg macht?
Markus Ferber: Die Menschen haben sich zuvor unter der bundesweit bekannten und kostenfreien Rufnummer 116117 gemeldet, weil sie akut erkrankt sind, die Praxis ihres Hausarztes oder ihrer Hausärztin jedoch geschlossen hat und sie nicht in der Lage sind, selbst zu einer Notfallpraxis zu fahren. Nach ihrem Anruf beim Patientenservice der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) werden der Arzt oder die Ärztin informiert, die in der entsprechenden Region gerade Bereitschaftsdienst haben. Informiert werden auch unsere Fahrerinnen und Fahrer, die sich dann mit dem Arzt oder der Ärztin absprechen, um sich mit ihnen auf den Weg zu den Erkrankten zu machen.

Warum fahren Arzt und Ärztin nicht selbst?
Markus Ferber:
Sie fahren nicht selbst, da sie bei diesem Dienst nach ihrer Arbeit in der Praxis anschließend noch die gesamte Nacht oder das gesamte Wochenende im Einsatz sind. Während unsere Mitarbeitenden sie fahren, können sich Ärzte und Ärztinnen während der Fahrt ausruhen oder ihre Visite vor- und nachbereiten.

Wer entscheidet, ob Arzt oder Ärztin, der Rettungsdienst oder auch einfach mal das Abwarten angesagt sind?
Markus Ferber:
Das entscheiden der Arzt oder die Ärztin, die gerade Bereitschaftsdienst haben. Meldet sich jemand zum Beispiel mit Rückenschmerzen, die bereits seit sechs Wochen bestehen, wird geraten, am nächsten Tag in die Praxis zu kommen. Dann kann mit einem Transportschein die Fahrt in die geöffnete Praxis mit Krankenwagen oder Taxi gebucht werden.

Wer legt die Routen fest, die die KÄND-Mitarbeitenden fahren?
Markus Ferber:
Das entscheiden unsere Fahrerinnen und Fahrer gemeinsam mit Arzt und Ärztin. Medizinerin und Mediziner legen aufgrund der Dringlichkeit von Symptomen die Reihenfolge fest, und unsere Mitarbeitenden arbeiten die dafür effektivste Route aus. Denn sie kennen sich in der Region aus, sie wissen wie lange wir für welche Strecke brauchen, wo es gerade Sperrungen, Baustellen aber auch Abkürzungen gibt. Die Zusammenarbeit im Team mit Arzt und Ärztin funktioniert sehr gut, und es haben sich dabei auch schon viele Freundschaften entwickelt.

Wie viele Kilometer legen die Johanniter eigentlich zurück?
Markus Ferber:
Seit 2011 fahren wir in den Kreisen Olpe, Siegen-Wittgenstein, Märkischer und Hochsauerlandkreis. Bisher hatten wir seitdem mehr als fünf Millionen Kilometer zurückgelegt. Im Jahr fahren wir etwa 500.000 Kilometer. Derzeit sind in allen vier Landkreisen acht Fahrzeuge von uns im Dienst. Ihre Einsätze sind ganz unterschiedlich: Wenn die Arztpraxen geschlossen haben, sind manche Autos rund um die Uhr und an allen Tagen einsatzbereit, andere nur bis 23 Uhr oder an den Wochenenden. Auch ihre Frequentierung ist unterschiedlich: Während wir in Lüdenscheid nachts meist pausenlos unterwegs sind und dabei bis zu 200 Kilometer zurücklegen, gibt es in Attendorn auch Nächte, in denen wir gar nicht zu fahren brauchen.

Was bringen die Mitarbeitenden für diesen Dienst mit?
Markus Ferber:
Von der Kassenärztlichen Vereinigung wird eine mindestens drei Jahre alte Fahrerlaubnis gefordert. Für die Mitarbeit sind außerdem der Spaß am Autofahren sowie eine ruhige und defensive Fahrweise wichtig. Wer gerne anderen Menschen zur Seite steht, ist ebenfalls in diesem Dienst an der richtigen Stelle. Bis zur Pandemie sind unsere Mitarbeitenden mit zu den Patientinnen und Patienten ins Haus gegangen und haben dort mithelfen und Gespräche führen können. Aus Schutzgründen gegen eine weitere Ausbreitung des Corona-Virus wurde das von der KV untersagt, aber wir hoffen, dass dieses hilfreiche Mitwirken in nächster Zukunft wieder möglich ist.