27.04.2020 | Ortsverband Karlsruhe

Ein Anruf bei ... der Rettungshundestaffel Baden-Karlsruhe

Wir haben mit mit Susann Kraft darüber gesprochen, wie sich die Corona-Pandemie auf die Arbeit und das Training der ehrenamtlichen Johanniter-Rettungshundestaffel Baden-Karlsruhe auswirkt.

Susann Kraft, Leiterin der Johanniter-Rettungshundestaffel Baden-Karlsruhe mit ihren beiden Hunden Arthur und Peka.

Aufgrund der Corona-Pandemie können auch die ehrenamtlichen Johanniter-Rettungshundestaffeln derzeit nicht wie gewohnt gemeinsam trainieren. Rettungseinsätze finden - unter erhöhten Sicherheitsbedingungen - dennoch statt. Wir haben mit Susann Kraft gesprochen. Sie ist seit mittlerweile vier Jahren Staffelleiterin unserer Rettungshundestaffel Baden-Karlsruhe und insgesamt seit fast 15 Jahren ehrenamtlich in der Rettungshundearbeit tätig.

Frau Kraft, wie sehr hat sich der Alltag in der Rettungshundestaffel durch Corona verändert?

Ganz gewaltig! Durch die momentanen Vorgaben der Landesregierung zur Eindämmung des Coronavirus ist es uns natürlich auch als Rettungshundler nicht mehr möglich, uns zum regelmäßigem Training zu treffen. Das findet ja normalerweise zweimal die Woche (mittwochs von 18-22 Uhr und samstags von 11-16 Uhr) statt. Man kann sich also vorstellen, das ein Team, das sonst so viel Zeit miteinander verbringt, nun ganz schöne „Entzugserscheinungen“ hat, sowohl auf der menschlichen Ebene, als auch ganz besonders bei den Hunden, die ihre anstrengende, aber glücklich machende Arbeit in ganz besonderem Maße vermissen. Als Hundeführer versuchen wir nun natürlich, unseren Hunden mit Gehorsamsübungen, Joggen, Tricks und lustigen Ideen trotzdem ein abwechslungsreiches Programm im Alltag zu gestalten. Mancher Hund findet es auch gar nicht so schlecht, dass Frauchen oder Herrchen nun viel mehr Zeit zuhause verbringen, aber auf die geliebte Rettungshundearbeit verzichten zu müssen, ist trotzdem echt schwer. Als Team versuchen wir in Verbindung zu bleiben und die verschiedenen Möglichkeiten des Online-Austausches zu nutzen. Und auch wir Menschen stellen uns gegenseitig kreative Aufgaben, um uns immer wieder gegenseitig zu motivieren und zu ermutigen, auch und besonders in diesen schwierigen Zeiten.

Es gibt derzeit ja viele Änderungen, beruflich, wie privat. Beobachten Sie auch positive Veränderungen?

Positiv ist sicherlich, das wir als Rettungshundestaffel es trotz Kontaktverbot geschafft haben, als Team weiter zu funktionieren. Und der Einsatz am Ostersonntag hat das dann auch wieder gut gezeigt: fünf Wochen einander nicht gesehen und doch sofort wieder im gut geölten Arbeits- und Teammodus. Das gegenseitige Lächeln konnte man zwar hinter den OP-Masken nicht so richtig gut erkennen, aber in den Augen war‘s ganz deutlich zu sehen.

Wie gehen Sie persönlich mit der Corona-Pandemie um?

In meinem eigentlichen Beruf bin ich hauptamtliche evangelische Religionslehrerin, durch die Schulschließungen also schon seit Mitte März zuhause. Am Anfang war das erstmal ein seltsames Gefühl, aber ich habe die Zeit nun doch ziemlich gut nutzen und im Haus und Büro mal wieder grundlegend Ordnung schaffen können. Das fühlt sich richtig gut an und ich bin insgesamt sehr dankbar dafür, dass ich in diesen sich überschlagenden Zeiten auch durchaus Positives für mich selbst entdecken konnte. Ich habe mal wieder richtig Zeit und Lust zum Kochen und Backen, ein Stündchen draußen auf der Hollywood-Schaukel mit einem guten Buch in der Hand versüßt mir die Nachmittage und meine beiden Hunde sind zum Kuscheln auf dem Sofa natürlich auch immer gern bereit.

Haben Sie eine Empfehlung für die kommenden Tage/Wochen?

Suchen Sie die kleinen und feinen Dinge, für die Sie momentan (trotzdem) dankbar sein können. Vielleicht können Sie diese ja dann hinüberretten in den großen Alltag, der bestimmt bald wieder kommt.

Das muss mal gesagt werden!

Ich habe Hochachtung vor all den Menschen, die momentan ihr Bestes und teilweise auch Schwerstes geben, sei es in den Krankenhäusern, in der Pflege und in den (noch offenen) Geschäften und Betrieben. Ich fühle aber auch mit all denen mit, die gerade echt nicht mehr wissen, wie es weitergehen kann und wird. Keiner kann sagen, wie wir aus dieser Krise am Ende rausgehen werden, ich wünsche mir aber sehr, dass es mit einem Quäntchen mehr Dankbarkeit für unser Leben und einem guten Stück Achtung vor- und füreinander sein wird.

Danke für das Gespräch und bleiben Sie gesund!


Die Johanniter-Rettungshundestaffeln sind an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr einsatzbereit. Als Fachdienst im Rahmen des Bevölkerungs- und Katastrophenschutzes betreiben die nach DIN 13050 zertifizierten Rettungshundeteams in Zusammenarbeit mit der Polizei und den Feuerwehren die Personensuche nach Vermissten. Nur mit gültiger Zertifizierung dürfen die Rettungshundeteams in den Einsatz gehen und werden über die jeweilige Leitstelle angefordert. Die Hundeführer mit ihren vierbeinigen Spürnasen engagieren sich ehrenamtlich und sind für ihre umfangreichen Aus- sowie Weiterbildungen auf Spenden angewiesen. Die Ausbildung zum Rettungshund dauert rund zwei Jahre und wird mit der Rettungshundeprüfung abgeschlossen, die alle 24 Monate aufgefrischt werden muss.

Mehr Eindrücke von Susann Kraft und ihren zwei- und vierbeinigen Staffelmitgliedern bekommen Sie auf der Facebook-Seite der Johanniter-Rettungshundestaffel Baden-Karlsruhe und auf der Website der Johanniter-Rettungshundestaffel Baden-Karlsruhe