23.05.2023 | Regionalgeschäftsstelle Hannover

Freiwilligendienst – eine wichtige Station auf dem Weg zum Beruf

Magdalena Märtens (20) und Oliwia Grazka (22) ziehen nach der Hälfte ihres Dienstes eine zufriedene Zwischenbilanz

Vor einem Jahr haben sie Abitur gemacht. Aber Schule, Klassenarbeiten und endlos lange Wochenenden sind für Magdalena Märtens (20) und Oliwia Grazka (22) gefühlt ganz weit weg. Beide absolvieren derzeit einen Freiwilligendienst im Bevölkerungsschutz bei den Johannitern in Hannover. Seit zehn Monaten bestimmen Einsatzpläne, Dienste am Wochenende und manchmal auch Nachtschichten ihr Leben. „Freizeit habe ich jetzt viel weniger als früher“, sagt Magdalena. Sie habe einige Monate gebraucht, um sich an diesen ungewohnten und bisweilen stressigen Arbeitsalltag zu gewöhnen. „Aber ich bin froh, durchgehalten zu haben“, sagt sie, „es hat sich definitiv gelohnt.“ Oliwia Grazka machte erst nach der Realschule eine Ausbildung zur Biologisch-Technischen Assistentin und setzte dann das Abitur drauf. „Ich wurde in den USA geboren und bin in Polen aufgewachsen. Ich brauchte einfach die Zeit, um Deutsch zu lernen“, sagt sie. Sie kannte das Gefühl „Arbeitsalltag“ also schon, gewöhnte sich schnell an Schichtdienste und spontane Einsätze und fand auch noch Zeit für ein neues Hobby. „Ich engagiere mich bei den Johannitern jetzt auch ehrenamtlich im Sanitätsdienst“, erzählt Oliwia Grazka. Warum? „Weil es cool ist mit Menschen zusammen zu sein, die die gleichen Interessen teilen.“

Für die jungen Frauen ist nun die Hälfte ihrer gemeinsamen18 Monate im Bundesfreiwilligendienst (BFD) vorbei. Wie fällt ihre Zwischenbilanz aus? „Mein Ziel ist das Medizinstudium“, sagt Magdalena Märtens, „daran hat sich nichts geändert, der Bundesfreiwilligendienst hat mich bestärkt.“ Oliwia Grazka ist sich noch nicht sicher, wie es für sie weitergehen soll. „Medizin, Jura oder vielleicht doch zur Polizei?“ Sie nutzt den Freiwilligendienst, um sich zu informieren und in Ruhe zu planen. „Außerdem ist der Freiwilligendienst gut, um sich selbst besser kennenzulernen und weiterzuentwickeln“, sagt sie. Früher sei sie ein eher zurückhaltender Mensch gewesen. „Aber durch die vielen Einsätze und den Kontakt mit fremden Menschen bin ich selbstbewusster und lockerer geworden.“

Im Rahmen ihres BFD sind die jungen Frauen zu Rettungssanitäterinnen ausgebildet worden. An manchen Tagen fahren sie an der Seite von erfahrenen Rettungsdienstmitarbeitenden im Krankentransport, erlebten dabei schwere Erkrankungen, mussten sich aber auch schon um viele Bagatellen kümmern. Empathie, Geduld und Verlässlichkeit braucht es jedes Mal. „Es begeistert mich total, wenn wir einen Raum betreten und allein durch unser Erscheinen und unsere ersten Worte Ruhe in eine unruhige Situation bringen können“, sagt Magdalena Märtens. Sie hat schon, anders als Oliwia,  einen ernsten Notfall mit einem Kleinkind erlebt. „Da spürt man auf einmal die hohe Verantwortung im Rettungsdienst“, sagt sie. Sie habe den Einsatz im Anschluss mit dem Notfallsanitäter genau durchsprechen können. Das habe ihr geholfen und sie habe „wieder viel gelernt.“ Oliwia Grazka sieht das ebenso: „Mit meinem Wissen und den vielen Erfahrungen kann ich jetzt zu jeder Gelegenheit und auch im Privaten oft helfen, wenn jemand Hilfe benötigt.“ Das sei ein ziemlich gutes Gefühl.

Beim Freiwilligendienst im Bevölkerungsschutz stehen aber auch andere Aufgaben an. „Ich war den Winter über häufig beim Sanitätsdienst am Bahnhof, wenn dort geflüchtete Menschen aus der Ukraine ankamen“, sagt Oliwia Grazka. Mit ihrer polnischen Sprachkenntnis konnte sie dort doppelt helfen. Eine weitere Erfahrung hat sie mitgenommen: „Wenn man die Leute sieht, ist der Krieg plötzlich vorstellbar und viel näher als in den Nachrichten.“

Noch bis zum Jahreswechsel geht der Freiwilligendienst für Magdalena und Oliwia. Beide sind angekommen in der Arbeitswelt bei den Johannitern. Was als nächstes kommt, ist noch offen. Aber von hier aus geht es weiter – Schritt für Schritt.

Für dieses Jahr gibt es noch freie Stellen im Freiwilligendienst bei den Johannitern in der Stadt und Region Hannover, sowie im Heidekreis und in den Landkreisen Nienburg/Weser und Schaumburg. Einsatzorte sind zum Beispiel im Bevölkerungsschutz, im Hausnotruf-Einsatzdienst, im Menüservice, in Unterkünften für geflüchtete Menschen oder in Kindertagesstätten. Mehr Infos dazu unter: johanniter.de/fsj-hannover oder telefonisch unter 0800-0019214.