11.05.2023 | Bundesgeschäftsstelle

Mehr Zeit in der Pflege durch Digitalisierung und Bürokratieabbau

Zum Tag der Pflegenden: Johanniter fordern weitere politische Reformen für gute Rahmenbedingungen in der Pflege

Bessere Rahmenbedingungenbedingungen, eine zukunftssichere Ausgestaltung der Pflegeversicherung und eine Versorgung, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht: das sind die Kernforderungen der Johanniter-Unfall-Hilfe in der laufenden Debatte um eine Pflegereform.

Zum Tag der Pflegenden sagt Jörg Lüssem, Mitglied des Bundesvorstandes der Johanniter-Unfall-Hilfe: "Unser Dank gilt an erster Stelle unseren Mitarbeitenden in den Pflege- und Betreuungseinrichtungen, die tagtäglich unverzichtbare Arbeit leisten. Ihre Arbeit erfährt in unserer Gesellschaft jedoch noch immer nicht genügend Anerkennung. Daher dringen wir weiterhin darauf, die notwendigen Reformen anzugehen."

Eine zentrale Rolle spielen dabei der Bürokratieabbau und die Digitalisierung, so Lüssem: "Wir unterstützen aktuell bereits alle Maßnahmen, die für die Pflegenden weniger Zeit am Schreibtisch und mehr Zeit für das Wesentliche bedeuten: die Arbeit mit den Menschen".

Helvi Seehafer, Fachbereichsleiterin Pflege bei den Johannitern, betont: "Die Potentiale der Digitalisierung zu nutzen, ist ebenso wie ein klares Bekenntnis zum Bürokratieabbau unerlässlich, um Pflegekräfte im Beruf zu halten, neue Arbeitskräfte zu gewinnen und damit langfristig Versorgungssicherheit in Deutschland zu gewährleisten. Digitalisierung soll und kann den Menschen nicht ersetzen, ihn aber entlasten."

Beispiele für möglichen Bürokratieabbau und Digitalisierung

Ein konkretes Beispiel für den hohen Digitalisierungsbedarf in der Pflege ist das Datenträgeraustauschverfahren (DTA). Die Daten werden zwar digital per DTA versendet, trotzdem müssen die Leistungsnachweise weiterhin in Papierform an die Pflegekassen gesendet werden, wo sie dann gescannt und vernichtet werden - dies sorgt bei den Pflegenden für Frustration. Auch bei den Kranken- und Pflegekassen muss die Digitalisierung daher dringend vorangetrieben werden.

Weiterer Handlungsbedarf besteht z.B. bei der Verordnung von Leistungen der Häuslichen Krankenpflege. Dazu gehört beispielsweise die Versorgung von Wunden oder das Spritzen von Insulin. Die Verordnung in Papierform muss vom Arzt und Kunden unterschrieben und per Post oder Fax an die Kasse gesendet werden. Nach analogem Rücklauf wird dann die Leistung in das digitale Verwaltungsprogramm der Pflegedienste übertragen. Dieses Verfahren ist kompliziert, zeitaufwändig und fehleranfällig. Die elektronische Verordnung muss daher zügig auf den Weg gebracht werden.

Aktuelle Digitalisierungsprojekte der Johanniter-Unfall-Hilfe in der Ambulanten Pflege:

snapHome - Pilotprojekt zur App-gesteuerten Kommunikation zwischen Pflegedienst sowie Pflegebedürftigen und deren Angehörigen

Im Fokus steht die beidseitige Vereinfachung des Terminmanagements durch die Nutzung des Internets anstelle des Telefons. Hiermit soll die Kommunikation untereinander gestärkt, jedoch stärker ins Digitale verlagert werden. Ziel ist es, das Telefonaufkommen im Pflegedienst zu senken, so dass die Mitarbeitenden in der Verwaltung weniger aus ihren Arbeitsprozessen gerissen werden. Das Pilotprojekt startet voraussichtlich im 2. Halbjahr 2023 in Sachsen und Baden-Württemberg.

Beteiligung am Modellvorhaben der Bundesregierung zur Telematikinfrastruktur

Die Telematikinfrastruktur (TI) ist eine digitale Plattform für alle Akteure im Gesundheitswesen, um Informationen, die für die Behandlung von Patienten relevant sind, schnell und einfach abzurufen und eine sichere digitale Kommunikation zwischen Ärzten, Pflege und Therapeuten zu ermöglichen. Um die Pflege auf den Zugang zur TI vorzubereiten und stufenweise einzubinden, haben die Kassen Modellvorhaben ins Leben gerufen. Der Johanniter-Pflegedienst Niederwürschnitz ist Teil dieses Vorhabens, in dem die Integration in die TI und die gesetzlich vorgesehenen Anwendungen erprobt werden. Ziel ist es, erste Erfahrungen mit der TI-Anwendung KIM (Kommunikation im Medizinwesen) zu sammeln. Mit diesem sicheren E-Mail-Verfahren wird es zukünftig möglich sein, Folgeverordnungen zu beantragen, Rezepte zu bestellen oder medizinisch-pflegerische Dokumente zu empfangen und zu versenden.

Pflegeangebote bei den Johannitern

Die Johanniter-Unfall-Hilfe betreibt deutschlandweit 159 ambulante Pflegedienste. In 49 Tagespflegeeinrichtungen und 18 Wohngruppen werden tagtäglich Menschen betreut. In 152 Einrichtungen des Betreuten Wohnens kümmern sich die Johanniter um die Bewohnerinnen und Bewohner, wenn diese Hilfe benötigen. In 19 ambulanten Hospizdiensten und drei stationären Hospizen begleiten Johanniter Menschen in ihrer letzten Lebensphase. Mehr Informationen unter: https://www.johanniter.de/dienste-leistungen/pflege-und-begleitung/

Über die Johanniter-Unfall-Hilfe

Die Johanniter-Unfall-Hilfe ist mit rund 29.000 Beschäftigten, mehr als 46.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern und 1,2 Millionen Fördermitgliedern eine der größten Hilfsorganisationen in Deutschland und zugleich ein großes Unternehmen der Sozialwirtschaft. Die Johanniter engagieren sich in den Bereichen Rettungs- und Sanitätsdienst, Katastrophenschutz, Betreuung und Pflege von alten und kranken Menschen, Fahrdienst für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Hospizarbeit und anderen Hilfeleistungen im karitativen Bereich sowie in der humanitären Hilfe im Ausland. Mehr Informationen unter www.johanniter.de/johanniter-unfall-hilfe.