Für Geflüchtete
Wir stehen verlässlich zur Seite
Die Johanniter-Unfall-Hilfe richtet sich schon immer an alle Menschen in Not. In der Flüchtlingshilfe sind rund 1.800 Mitarbeitende und mehr als 1.400 Ehrenamtliche aktiv. Sie engagieren sich täglich in Unterkünften mit Beratungs- und Bildungsangeboten. Dabei unterstützen wir die Menschen verlässlich in vielen Lebenslagen: Im Auftrag der Länder und Kommunen bieten wir in 170 Unterkünften mit mehr als 32.000 Plätzen geflüchteten Menschen vielfältige Unterstützung. Unser Personal veranstaltet Sprachkurse, unterstützt die Suche nach Ausbildungs- und Arbeitsplätzen und organisiert Begegnungen mit der lokalen Bevölkerung.
Offenheit und die Bereitschaft zu solidarischem Handeln sind unentbehrlich für ein gelingendes Zusammenleben. Die Johanniter stehen für Mitgefühl und Menschlichkeit.
Ehrenamt vereint ‒ auch in Zukunft
Ehrenamt vereint
Läuft eine Projektförderung aus, gehen oft wertvolle Strukturen und Netzwerke verloren. Dem Projekt „Ehrenamt vereint!“ der Johanniter in Frankfurt a. M. ist es gelungen, die erfolgreiche Integrationsarbeit für Geflüchtete mithilfe kommunaler Mittel und durch Spenden zu verstetigen.
Am Anfang gab es eine leerstehende Garage und ein paar alte Werkzeuge. Richtig genutzt wurde die „Fahrradwerkstatt“ schon seit der Coronazeit nicht mehr. Bis sich das Johanniter-Projekt „Ehrenamt vereint!“ in Frankfurt am Main der Sache annahm. Die vom Bund finanzierte Initiative förderte von 2023 bis 2024 viele ehrenamtliche Aktivitäten, die Geflüchtete und Einheimische zusammenbrachten.
Die Idee: Menschen mit und ohne Fluchterfahrung organisieren gemeinsam Sprachkurse, Bewerbungstrainings, Kreativworkshops sowie Freizeit-, Sport- und Spielangebote. Sie schaffen Orte der Begegnung, lernen und feiern zusammen. Die Stadt Frankfurt stellte dafür Räume in fünf Geflüchtetenunterkünften zur Verfügung, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind.
Im Fokus: Ehrenamtliche gewinnen
Ein wichtiger Baustein des Projekts war die Gewinnung von Ehrenamtlichen. In Frankfurt klappte das ausgezeichnet. Vor allem junge, gut ausgebildete Berufstätige interessierten sich für das Projekt und brachten eigene Ideen ein, zum Beispiel eine zertifizierte Yogalehrerin oder ein professioneller Karrierecoach. „Wir haben uns intensiv darauf konzentriert, Ehrenamtliche anzusprechen und sie zu qualifizieren“, sagt Mara Schremmer, Ehrenamtskoordinatorin bei den Johannitern. Dafür wurde eigens ein Handbuch entwickelt, und es gab viele gemeinsame Aktivitäten wie etwa einen Ausflug zu einer Keramikwerkstatt. Das Projekt hatte ein eigenes Branding und zum Kick-off bekamen alle Freiwilligen T-Shirts, Aufkleber und kleine Geschenke.
Nach und nach engagierten sich auch immer mehr ehemalige Bewohnerinnen und Bewohner der Unterkünfte ehrenamtlich im Projekt. Eine junge Äthiopierin zum Beispiel, die schon vor einiger Zeit aus der Unterkunft ausgezogen und inzwischen voll berufstätig ist, kommt immer noch alle 14 Tage vorbei, um bei der Kinderbetreuung oder bei Veranstaltungen zu helfen.
Ein tragfähiges lokales Netzwerk
Ein Geheimnis des Erfolgs von „Ehrenamt vereint!“ in Frankfurt liege, glaubt Mara Schremmer, in der außergewöhnlich guten lokalen Vernetzung des Projekts. Ob mit dem Dachverband „Sportkreis Frankfurt“, der multikulturellen Community „Über den Tellerrand“ oder der Kinderrechtsorganisation „Save the Children“ – durch die engen Kontakte sei ein tragfähiges Netzwerk entstanden.
Das hat auch die Stadt Frankfurt überzeugt. Nach dem Auslaufen der Projektfinanzierung durch den Bund stockte sie die Mittel für die Ehrenamtskoordination auf, sodass Mara Schremmer zusammen mit inzwischen drei Kolleginnen weiterhin ehrenamtliche Aktivitäten und Angebote für Geflüchtete organisieren kann. Zusätzliche Mittel werden durch Spenden eingeworben. Diese Kontinuität führt auch dazu, dass sich immer mehr Geflüchtete selbst ehrenamtlich engagieren. Auch die Fahrradwerkstatt wird inzwischen rege genutzt.
„Ehrenamt vereint!“ war ein bundesweites Pilotprojekt zur Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe und Integration von geflüchteten Menschen. Von 2023 bis 2024 nahmen mehrere Regionalverbände der Johanniter an dem Projekt teil, darunter auch der Regionalverband Rhein-Main. Es wurde von der Bundesbeauftragten für Migration, Flüchtlinge und Integration sowie Antirassismus gefördert.
Der „Leuchtturm“ in Templin macht es vor
Leuchtturm TemplinIntegration ist keine Einbahnstraße. Sie betrifft sowohl die Menschen, die bei uns ankommen, als auch die aufnehmende Gesellschaft. Im Johanniter-Projekt „Leuchtturm der Integration“ in Templin werden Geflüchtete vorbildlich als haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende eingebunden.
Im August 2024 feierte der „Leuchtturm der Integration“ in der uckermärkischen Kleinstadt Templin sein fünfjähriges Bestehen. Die „Räume für Begegnung“ stehen nicht nur Geflüchteten offen. Die Beratungs-, Bildungs- und Kulturangebote richten sich auch an Einheimische und sozial benachteiligte Gruppen.
Der „Leuchtturm“ schafft ein Miteinander
„Wir bringen Templiner Urgesteine und Zugezogene zusammen“, sagt Projektleiterin Santana Krause. „Die Menschen verbringen Zeit miteinander und lernen sich kennen. Dadurch wachsen Toleranz, Respekt und gegenseitige Wertschätzung.“
Ob Freizeitgestaltung, Workshops oder gemeinsame Feste: Wichtig ist, dass die Angebote von den Beteiligten selbst entwickelt und organisiert werden – bedarfsorientiert und partizipativ. Was in Templin besonders gut gelingt: Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte werden aktiv als haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende in das Projekt einbezogen.
Vom Ehrenamt zum Hauptamt
Das zeigt zum Beispiel die Geschichte von Suad Karzun. Ihre Eltern stammen aus Syrien, sie selbst wurde auf der Flucht in Jordanien geboren. Die meiste Zeit ihres Lebens verbrachte sie in Großbritannien. Dort lernte sie ihren späteren Ehemann kennen und folgte ihm nach Deutschland. „Ich war überrascht, wie offen viele Leute hier auf Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund reagieren“, erinnert sie sich.
Im „Leuchtturm“ fühlte sie sich auf Anhieb wohl, organisierte ehrenamtlich Veranstaltungen und knüpfte Kontakte zu Geflüchteten. Im Januar 2024 bekam sie von den Johannitern das Angebot, an der Seite von Sozialarbeiterin Santana Krause die hauptamtliche Projektmitarbeit für den „Leuchtturm“ zu übernehmen. Suad Karzun sagte sofort zu.
Zusammen stemmten die beiden mehr als 25 Veranstaltungen mit über 1.000 Teilnehmenden, darunter ein großes Fastenbrechen, einen Aktionsmonat der Vielfalt und ein buntes Demokratiefest, zu dem über 300 Gäste kamen. Daneben koordinierten sie laufende Angebote wie Nachhilfe, regelmäßige Freizeitangebote sowie sprachliche und soziale Unterstützung für Frauen.
Ein Projekt mit Vorbildcharakter für die gesamte JUH
„Unser Projekt ist gelebter Frieden und gelebte Völkerverständigung“, sagt Dietrich von Buch, ehrenamtliches Vorstandsmitglied im Johanniter-Regionalverband Nordbrandenburg. Im April 2024 wurde das Integrationsprojekt der Johanniter sogar mit dem Landesintegrationspreis ausgezeichnet. „Auch in der Johanniter-Unfall-Hilfe ist der Leuchtturm Templin ein Projekt mit Vorbildcharakter, das viele Verbände inspiriert“, sagt Anne Ernst, Geschäftsbereichsleiterin für Krisenmanagement & Nothilfe in der Bundesgeschäftsstelle.
Nach fünf Jahren heißt es Abschied nehmen
Trotz des riesigen Erfolgs lief das Integrationsprojekt Ende 2024 aus, weil sich kein dauerhafter Träger fand. Ganz aufgeben will Santana Krause die Hoffnung nicht, dass es irgendwann weitergeht: „Wir bekommen viel Zuspruch aus der Stadt.“ Auch vonseiten des Landes gibt es hoffnungsvolle Signale. „Egal wer Träger des Projekts ist, diese soziale Arbeit wird dringend gebraucht“, betont Santana Krause. Suad Karzun wäre sofort wieder mit dabei: „Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen.“