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Für junge Menschen

Teil des Jahresberichts 2024

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Für junge Menschen

Chancen nutzen, von Anfang an

Wir Johanniter bieten den Rahmen, in dem sich Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unabhängig von Herkunft, Beeinträchtigung und sozioökonomischer Situation frei entfalten können. Ob im Hort, im offenen Ganztag oder in der Mittagsbetreuung: Wir bieten eine sichere Umgebung und stärken junge Menschen durch unsere Begleitung und individuelle Förderung bei den Hausaufgaben sowie durch Freizeit- und Kreativangebote. Demokratie und Partizipation sind zwischen den Betreuten und den qualifizierten Betreuenden gelebte Werte, denn wir bieten Möglichkeiten zur Mitbeteiligung, Mitentscheidung und Mitwirkung. In unseren Diensten und Angeboten haben junge Menschen die Möglichkeit, auf sich selbst zu schauen: Was kann ich? Welche Talente und Interessen habe ich? Wo brauche ich Unterstützung, um meinen individuellen Weg zu finden? So können sie ihre Potenziale entfalten, Interessen weiterentwickeln, Talente entdecken und Selbstwirksamkeit erfahren.

46.736
betreute Kinder in Kitas
8.674
Schulsanitäterinnen und Schulsanitäter
35
Jugendzentren
191
Horte und Ganztagsangebote

Vom Café in die Kita ‒ Quereinstieg in die Pädagogik

Quereinstieg
Mit 36 Jahren noch einmal etwas völlig Neues anfangen: Für Johanna Schlicht geht der Mix aus schulischer Ausbildung und praktischer Arbeit auf. Daneben bleibt Zeit für die Familie und sogar für ihr Café „Små Schlicht“.

2017 hat sich Johanna Schlicht schon einmal einen beruflichen Traum erfüllt. Gemeinsam mit ihrem Partner eröffnete die Wirtschaftsjuristin damals ihr erstes Café in Hannover. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes stellte sie jedoch fest, dass sich Arbeit, Familie und Freunde nicht mehr unter einen Hut bringen ließen. Deshalb wagte sie 2024 bei den Johannitern den Quereinstieg in den pädagogischen Beruf.

Johanna Schlicht mag Menschen, ganz besonders die jüngsten. Die zierliche Frau im bunten Sommerkleid sitzt im Morgenkreis der roten Gruppe in der Johanniter-Kita „Weltkinder“ und singt das Lied vom Igelchen mit. Es wirkt, als wäre sie schon ewig dabei. Dieser Eindruck täuscht jedoch, denn tatsächlich hat die 36-jährige Mutter von zwei Kindern ihr Berufsleben gerade erst komplett auf den Kopf gestellt. Von der erfolgreichen Café-Betreiberin wechselte sie im August 2024 in die Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin.

„Die Entscheidung ist lange in mir gewachsen“, sagt sie und holt etwas weiter aus. Nach der Schule absolvierte sie zunächst eine Lehre zur Steuerfachangestellten, danach studierte sie Wirtschaftsrecht. 2017 erfüllte sie sich dann einen Kindheitstraum und eröffnete gemeinsam mit ihrem Lebenspartner ihr erstes Café, das „Fräulein Schlicht“. Im Laufe der Jahre kamen ein zweites Café und ein Foodtruck hinzu. Mit dem ersten Kind sei das noch gut machbar gewesen. Aber als das zweite kam, stieß sie plötzlich überall an ihre Grenzen. „Man schafft plötzlich nichts mehr richtig“, erinnert sie sich an diese Monate mit einem permanenten schlechten Gewissen, „weder die Arbeit noch die Kinder, die Beziehung, die Familie und Freunde“.

„Der Quereinstieg ist eine super Sache“

Zeit für eine Neuausrichtung. „Es ist nie zu spät, in seinen Traumberuf einzusteigen“, sagt Dominik Emmel. Er ist Bereichsleiter Kindertagesstätten der Johanniter in Hannover und berät mit seinem Team Quereinsteigende. Johanna Schlicht schließt ein Café, verkauft ihren Foodtruck und gönnt sich eine kreative Auszeit. Am liebsten würde sie im pädagogischen Bereich arbeiten. Sie macht sich schlau, welche Möglichkeiten es für einen Quereinstieg in den Beruf gibt. Beim Diakonie-Kolleg Hannover wird sie fündig und entscheidet sich für eine berufsfachschulische Ausbildung. Für den praktischen Teil heuert sie bei der Johanniter-Kita „Weltkinder“, einer Betriebs-Kita der Medizinischen Hochschule, an. Diese Kombi passt für Johanna Schlicht prima: „Der Quereinstieg ist

In ihrem neuen Traumberuf angekommen: Johanna Schlicht mit den „Weltkindern“ Lara (r.) und Carolin (l.). Von Mittwoch bis Freitag arbeitet sie 22 Stunden als Zusatzkraft in der Kita.

Ob es langfristig bei der sozialpädagogischen Assistenz bleibt? Bei ihrem abwechslungsreichen Werdegang wohl eher nicht. „Schön am pädagogischen Feld ist ja, dass man sich so vielfältig fortbilden und weiterentwickeln kann“, sagt sie. Als nächstes vielleicht zur Erzieherin, die Leitung einer Einrichtung reize sie auch, Themen im Kinder- und Jugendschutz interessierten sie besonders.

„Kinder sind unsere Zukunft!“

Aber fürs Erste hat sie bei den „Weltkindern“ ein berufliches Zuhause gefunden. Dass sie mit ihrer Ausbildung woanders deutlich mehr Geld verdienen könnte, ist für sie unerheblich: „Wenn ich auf Geld aus wäre, würde ich als Wirtschaftsjuristin in einer Kanzlei sitzen und Patente anmelden.“ Ihre Motivation sind Glück und Sinnhaftigkeit. „Kinder sind unsere Zukunft!“, sagt sie und strahlt.

Informationen zum Quereinstieg in die pädagogische Arbeit und zu den Möglichkeiten bei den Johannitern gibt es hier

Lilalu – unvergessliche Ferien für alle!

Ferienprogramm Lilalu
Trapez- und Zirkuskünste schulen die Körperwahrnehmung und das Selbstbewusstsein. Foto: Mokati Fotos und Film OHG/Johanniter

Von Akrobatik bis Zauberei, von Cheerleading bis Street Dance ─ die Lilalu-Ferienprogramme der Johanniter in München bieten Kindern und Jugendlichen unvergessliche Erlebnisse. Für die Eltern ist die ganztägige Betreuung eine Entlastung in den Ferien.

Zum Abschluss der Workshops treten die jungen Künstlerinnen und Künstler in einer großen Show auf und zeigen, was sie gelernt haben – zum Beispiel Kunststücke wie diese. Foto: Mokati Fotos und Film OHG/Johanniter

Scheinbar mühelos schwebt Alica (Name geändert) mehrere Meter über dem Boden, den rechten Fuß in ein rotes Vertikaltuch geschlungen, die Arme ausgebreitet, ein Strahlen im Gesicht. Es ist der Tag der großen Abschluss-Show, in der Hunderte Kinder stolz präsentieren, was sie in den Workshops des Lilalu-Ferienprogramms gelernt und erlebt haben.

Abrakadabra ─ Simsalabim! Beim Zaubern sind nicht nur feinmotorische Fähigkeiten gefragt, auch auf den richtigen Ausdruck bei der Vorführung kommt es an. Foto: Tom Sgodda/Johanniter

Ob Trendsport, Kreativwerkstatt oder Zirkuskünste ─ die einwöchigen Workshops in den Schulferien bieten Kindern und Jugendlichen zwischen vier und 15 Jahren einzigartige Erfahrungen. Angeleitet von professionellen Trainerinnen und Trainern lernen sie in der Gruppe, sich auszuprobieren, und gewinnen neues Selbstbewusstsein. Die Eltern können sich sicher sein, dass ihre Kinder in den Schulferien während der Kita-Schließzeiten ganztägig gut betreut sind.

Fair und inklusiv

Chancengleichheit wird bei Lilalu großgeschrieben: Egal welche Voraussetzungen die Kinder mitbringen, welche Sprache sie sprechen, welche Schule sie besuchen oder wie ihre Eltern finanziell gestellt sind ‒ die Ferienprogramme sind für alle da. Kinder aus Familien mit Flucht- oder Migrationsgeschichte sind ebenso willkommen wie Kinder mit Behinderungen oder besonderen Bedürfnissen. Für Eltern mit geringem oder mittlerem Einkommen gibt es ermäßigte Tickets.

Bei Lilalu wachsen Kinder und Jugendliche über sich hinaus. Foto: Mokati Fotos und Film OHG/Johanniter

Das inklusive Konzept geht auf: Allein in München nahmen im Jahr 2024 über 5.000 Kinder und Jugendliche aus insgesamt 80 Nationen an den Ferienprogrammen teil. Auch das Team aus mehr als 550 Honorarkräften und über 650 Ehrenamtlichen war multinational: Die Betreuerinnen und Betreuer kamen aus 52 verschiedenen Ländern.

Von der Teilnehmerin zur Workshopleiterin

Unter den Mitwirkenden gibt es immer wieder einige, die früher selbst an den Lilalu-Ferienprogrammen teilgenommen haben. Wie zum Beispiel Johanna R.: Als Kind entdeckte sie in den Ferien-Workshops ihre Liebe zur Akrobatik und zum Turnen. Mit 16 Jahren begann sie als ehrenamtliche Ferienbetreuerin bei Lilalu mitzuhelfen. Heute engagiert sich die angehende Lehrerin mit Trainerlizenz als Workshopleiterin und in der Betreuungsleitung für das Ferienprogramm.

„Thore hat mir gesagt, dass er mir vertraut, dass ich es schaffe, über den Kasten zu kommen. Und dann habe ich es auch geschafft!“

„Wenn ich solche Sätze von meiner Tochter höre, dann geht mir das Herz auf. Thore macht einen fantastischen Job als Trainer – besser geht es nicht! Die beiden Betreuerinnen waren auch ganz reizend. Meine Tochter ist jeden Tag total glücklich nach Hause gegangen – was will man mehr?“ (Zitat aus einer Elternumfrage)

Lilalu ist Teil der Johanniter-Unfall-Hilfe und wird seit 2012 vom Regionalverband München getragen. Ursprünglich als Sommerprogramm für Kinder im Olympiastadion gestartet, findet das Bildungs- und Betreuungsprogramm heute in allen bayerischen Schulferien an unterschiedlichen Standorten in München statt. In den Sommerferien wird es auch in Ingolstadt angeboten.