Für Senioren
Pflege mit Zukunft
Indem wir die Digitalisierung nutzen, können wir die Menschen auch unter schwierigen Rahmenbedingungen versorgen und Angebote dort ausbauen, wo unsere Unterstützung besonders gebraucht wird. Denn mit ihrer Hilfe können Prozesse effizienter gestaltet, Bürokratie abgebaut und alle Mitarbeitenden umfassend geschult werden. Das Ergebnis sind spürbare Verbesserungen im Arbeitsalltag und mehr Zeit für die eigentliche Pflegearbeit. Die Digitalisierung erlaubt es uns, den Wandel aktiv zu gestalten. Effiziente Strukturen und Prozesse schaffen wirtschaftliche Spielräume, etwa im Umgang mit steigenden Lohnkosten, und machen den Pflegeberuf insgesamt attraktiver. Damit leisten die Johanniter einen aktiven Beitrag zur modernen, zukunftssicheren Pflege in Deutschland.
Unsere Mitarbeitenden sorgen individuell, respektvoll und zuverlässig dafür, dass Pflege nicht nur als Versorgung, sondern auch als Teilhabe verstanden wird.
Traumberuf Tagespflege
Porträts
Eine abwechslungsreiche Tätigkeit, vertrauensvolle Beziehungen zu den Tagesgästen und der Zusammenhalt in einem tollen Team – Cornelia Lieb und Sascha Grote haben in der Johanniter-Tagespflege ihre Traumjobs gefunden.
Wenn die Johanniter-Tagespflege morgens um acht Uhr ihre Türen öffnet, sind Cornelia Lieb und Sascha Grote in ihrem Element: Die Pflegehelferin und der Pflegedienstleiter begrüßen die Gäste, bereiten das Frühstück zu, helfen bei der Garderobe und finden für alle den richtigen Platz. Dabei strahlen sie eine Ruhe und Gelassenheit aus, die den Gästen Geborgenheit vermittelt.
In den Regalen stapeln sich Spiele, mit denen das Team den Tag für die etwa 20 Pflegebedürftigen gestaltet. Langweilig wird es hier nie, denn niemand arbeitet nach Schema F. Für Pflegehelferin Cornelia Lieb ist es genau das, was sie an ihrem Beruf begeistert. „Ich mache eigentlich alles“, sagt die 57-Jährige. Betreuungsangebote begleitet sie genauso wie Mahlzeiten oder Toilettengänge.
Ihr Steckenpferd sind kreative Spiele. Bilder-Bingo, Memory oder Erzählkarten gestaltet sie gerne zusammen mit den Tagesgästen. Das kommt gut an: „Sie ist unser Ass hier!“, sagt ein Gast. Die herzliche, familiäre Atmosphäre in der Tagespflege überzeugt sogar Skeptiker. „Manche haben Angst, wenn sie das erste Mal kommen – und wollen dann nachmittags gar nicht mehr weg“, erzählt Cornelia Lieb.
Cornelia Lieb kam auf Umwegen in die Pflege
Die Brandenburgerin hat ihren Traumberuf über Umwege gefunden. 1996 zog die gelernte Kellnerin und alleinerziehende Mutter nach Hannover. Dort fing sie als Reinigungskraft in einem Altenheim an und entdeckte ihr Interesse an der Pflege. Sie ließ sich zur Sozialassistentin ausbilden. Aufgrund einer rechtlichen Änderung konnte sie mit dieser Qualifikation jedoch nicht in der Altenhilfe arbeiten. Doch Cornelia Lieb gab nicht auf.
Bei den Johannitern in Ronnenberg absolviert sie eine Ausbildung zur Pflegehelferin und Betreuungskraft. Sie bewirbt sich gezielt in kleinen Einrichtungen. In der Johanniter-Tagespflege findet sie schließlich den Arbeitsplatz, der perfekt zu ihr passt. Vor allem das positive Feedback der Pflegebedürftigen motiviert sie: „Wir hatten mal einen Probegast, der am Ende applaudiert hat. Ein besseres Lob kann man nicht bekommen!“
Sascha Grote: „Die Langzeitpflege ist mir ans Herz gewachsen.“
Auch Sascha Grote fühlt sich wohl in der Johanniter-Tagespflege. „Ich habe hier einen Ort gefunden, an dem ich meinen beruflichen Anspruch mit meinem Team umsetzen kann“, sagt er. Der 50-Jährige kam in Ostwestfalen zur Welt, leistete nach dem Abitur Zivildienst in einem heilpädagogischen Kindergarten und fing Feuer für den sozialen Bereich. Während seines Studiums der Sonderpädagogik arbeitete er als Pflegehelfer und schnupperte zum ersten Mal Tagespflege-Luft: „Das war sagenhaft!“
Ihn begeisterten die medizinisch-pflegerischen Inhalte und das Teamgefühl. Nach seinem Abschluss mit Schwerpunkt Sprachheilpädagogik kehrt Sascha Grote in die Altenpflege zurück. Er arbeitete in einem Altenheim und absolvierte berufsgleitend das Altenpflegeexamen. Als 2014 die Johanniter-Tagespflege eröffnet wurde, ergriff er die Chance. Nach einigen Jahren als Stellvertreter übernimmt Sascha Grote 2023 die Pflegedienstleitung. Unterstützung von den Johannitern erfährt er vor allem bei seinen Weiterbildungen zur gerontopsychiatrischen und leitenden Pflegefachkraft.
Sascha Grote schätzt besonders die sozialpflegerischen Aspekte seiner Tätigkeit. „Die Langzeitpflege ist mir ans Herz gewachsen. Ich kann auf mittelfristige Ziele hin planen und Beziehungen nachhaltig gestalten“, sagt er. „Wenn das Vertrauen da ist, fallen auch pflegerische Tätigkeiten wie das Waschen leichter – vor allem bei Menschen mit Demenz.“
Sowohl Cornelia Lieb als auch Sascha Grote haben ihren Traumjob in der Pflege gefunden – für sie fühlt sich ihr Arbeitsplatz fast wie ein Zuhause an.
Telematikinfrastruktur in den Johanniter-Pflegediensten
KIMIm Februar 2024 fiel der Startschuss für die Einführung der Telematikinfrastruktur (TI) in den Johanniter-Pflegediensten. Inzwischen sind alle 169 ambulanten Pflegedienste der JUH an die TI angeschlossen. Die Technik läuft – doch um ihre Vorteile voll auszuschöpfen, müssen alle Beteiligten mitziehen.
Die Telematikinfrastruktur (TI) ist eine digitale Plattform für den Daten- und Informationsaustausch zwischen den Akteuren im Gesundheitswesen. Sie vernetzt Arztpraxen, Krankenhäuser, Apotheken, Anbieter therapeutischer und pflegerischer Leistungen sowie Patientinnen und Patienten. Die TI soll die Kommunikation erleichtern und Verwaltungsabläufe entlasten, um die gesundheitliche Versorgung zu verbessern und nachhaltiger zu gestalten.
„Eine gute Sache“, findet Tom Seidel. Er arbeitet beim Johanniter-Pflegedienst Großschönau in Sachsen als stellvertretender Pflegedienstleiter und hat die Anbindung seines Standorts begleitet: „Ich war von Anfang an offen dafür. Über die TI können wir unsere Arbeit kosten- und zeiteffizienter erledigen, sodass mehr Zeit für unsere Klientinnen und Klienten bleibt.“
Die Einführung der Software und der technischen Geräte hat in Großschönau reibungslos funktioniert – von kleinen Kinderkrankheiten abgesehen. Tom Seidel ist auch mit der Unterstützung durch die bundesweiten Johanniter-IT-Services JoBITS zufrieden: „Der Support ist für uns immer gut zu erreichen.“ Trotzdem ist bei ihm inzwischen eine gewisse Ernüchterung eingekehrt.
KIM ─ die erste Anwendung im Pflegedienst
Das erste TI-Modul, das im Pflegedienst eingerichtet wurde, ist KIM. Die Abkürzung steht für „Kommunikation im Medizinwesen“. KIM ermöglicht einen sicheren, datenschutzkonformen Austausch von Daten und Informationen per E-Mail. So kann eine Arztpraxis beispielsweise rechtssicher Medikamentenpläne, Arbeitsanweisungen und digitale Rezepte an den Pflegedienst senden ‒ ganz ohne Ausdruck auf Papier, Faxe oder Kurierfahrten. Voraussetzung ist allerdings, dass die Praxen teilnehmen.
Aber genau da liegt ein Knackpunkt. Zwar müssen Ärzte und Therapeuten laut Gesetz an die TI angebunden sein, aber „längst nicht alle Arztpraxen benutzen KIM“, sagt Tom Seidel. Über die Gründe kann er nur spekulieren. „Mein Eindruck ist, dass es zum Teil an Schulungen fehlt. Für die Ärzte entsteht aber auch ein Mehraufwand. Papierrezepte können die Schwestern ausgeben, das eRezept darf nur der Arzt selbst per KIM versenden.“ Sandra Deutsch, Teamleitung Telematikinfrastruktur der JoBITS, vermutet noch einen anderen Grund: „Es gibt sehr viele verschiedene Anbieter von Praxissoftware, und nicht jede Lösung lässt sich gut an KIM anbinden.“
Viel Potenzial – aber schleppende Umsetzung
Sie bedauert, dass es nur schleppend vorangeht: „Das ist einfach schade. Wir könnten schon jetzt viele Prozesse von Anfang bis Ende digital durchführen.“ Die Anwendung selbst stelle an sich keine Hürde dar. „Die Technik ist einfach und selbsterklärend“, sagt sie. Aktuell arbeitet sie mit ihrem Team an der Vorbereitung zur Einführung der elektronischen Abrechnung für die Pflegedienste, die bald schrittweise erfolgen soll. Das würde die Verwaltung noch einmal deutlich entlasten.
Diesen Vorteil sieht auch Tom Seidel, doch seine anfängliche Euphorie ist gedämpft: „Das System kann nur funktionieren, wenn alle mitmachen“, sagt er. „An den Johannitern liegt es nicht. Wir wollen ja!“