2024 Auslandshilfe
Inhalt
Wer wir sind
Für gesunde globale Beziehungen
Die Liebe zum Menschen, die Gesundheit jedes Einzelnen und die Beziehungen miteinander liegen uns am Herzen. Wir unterstützen Menschen mit dem, was die für ein gesundes und gutes Leben brauchen. Dafür knüpfen wir mit lokalen Partnerorganisationen ein starkes Netzwerk, das Menschen in Krisen und Katastrophen auffängt.
Wir glauben an die Kraft der Menschlichkeit und unterstützen die am stärksten Betroffenen zu ihren Bedingungen.
Unsere Arbeit 2024 weltweit im Überblick
„Unserer Vision verpflichtet, zielgerichtet handeln ist das Leitbild für unseren Veränderungsprozess, in dessen Rahmen wir in den nächsten zwei Jahren einschneidende Entscheidungen treffen und umsetzen werden.”
Susanne Wesemann
Weltweit verschärft sich die humanitäre Notlage. Kriege halten an und humanitäre Prinzipien sowie das Völkerrecht werden immer häufiger missachtet. Besonders betroffen sind die Menschen vor Ort. Selbst in eigentlich geschützten Bereichen wie Krankenhäusern oder Schulen ist ihre Sicherheit nicht mehr gewährleistet. Auch Mitarbeitende in der humanitären Hilfe sind zunehmend gefährdet. Wir als Johanniter verurteilen diese Verstöße gegen das Völkerrecht ausdrücklich.
Syriens erhielten medizinische Versorgung
Ukraine: Solidarität, die Leben verändert
Mit dem Projekt „Road of Hope – Straße der Hoffnung“ unterstützen wir unsere ukrainische Partnerorganisation ELEOS dabei, besonders schutzbedürftige Menschen aus umkämpften Gebieten im Osten der Ukraine zu evakuieren. Viele sind älter, gesundheitlich eingeschränkt oder können nicht selbst fliehen. Die Mitarbeitenden von ELEOS bringen sie in sichere Regionen, wo sie Unterstützung für einen Neuanfang erhalten. Das Projekt zeigt, wie wichtig internationale Solidarität und das Engagement der Helfenden sind, um Menschen in größter Not Hoffnung zu geben.
Naher Osten: Nothilfe für vom Krieg Betroffene
In Gaza ist die Lage über ein Jahr nach Kriegsbeginn besonders angespannt. Mit Juzoor leisten wir medizinische Nothilfe für Vertriebene, vor allem in Geflüchteten-Camps und Gemeinden in Nord-Gaza. Schwerpunkte sind die Versorgung von Schwangeren, Müttern und Kindern sowie die Behandlung von Unterernährung. Auch augenärztliche Dienste werden unterstützt.
Im Libanon verschärft sich die Lage durch neue Kämpfe und die wirtschaftliche Krise. Viele Menschen leben auf der Flucht unter prekären Bedingungen. Mit Nabaa versorgen die Johanniter Vertriebene mit Lebensmitteln, Schlafsäcken, Bargeld und psychosozialer Unterstützung.
In Syrien unterstützen wir seit über zwölf Jahren die Bevölkerung im Nordwesten. Mit MAPS, BAHAR und ORANGE setzen wir Projekte zur medizinischen Versorgung, Infrastrukturverbesserung und Einkommensförderung um. Nach dem Sturz des Assad-Regimes bleibt die Zukunft des Landes ungewiss, die neue Regierung steht vor großen Herausforderungen.
Sicher arbeiten in Hochrisikoländern
Die Auslandshilfe ist in 21 Ländern aktiv, von denen viele als Hochrisikogebiete gelten. Sicherheit hat daher oberste Priorität. Unsere Mitarbeitenden werden durch praxisnahe Trainings wie HEAT-Kurse gezielt auf Einsätze in risikoreichen Regionen vorbereitet. Auch nationale Teams erhalten angepasste Sicherheitstrainings, etwa zu Erster Hilfe, Fahrsicherheit und dem Umgang mit Minen. So stärken wir die Sicherheit und Einsatzfähigkeit unserer Teams und verbessern kontinuierlich unsere Schutzmaßnahmen.
Humanitäres System unter Druck
Nationalistische Strömungen, gewaltsamere Konflikte und die Schwächung der internationalen Ordnung erschweren humanitäres Handeln. Humanitäre Prinzipien werden missachtet, während Multilateralismus an Bedeutung verliert. Hinzu kommt, dass Budgetkürzungen und nationale Tendenzen die Finanzierung humanitärer Hilfe destabilisieren. Davon sind besonders Programme für Frauen und Mädchen betroffen, obwohl geschlechtsspezifische Gewalt zunimmt. Angriffe auf humanitäres Personal erreichen Rekordhöhen, das Völkerrecht wird missachtet und die Straflosigkeit für Kriegsverbrechen bleibt bestehen. Angesichts dieser Entwicklungen ist es essenziell, dass die Zivilgesellschaft geschlossen und deutlich für humanitäre Werte eintritt. Humanitäre Organisationen müssen ihre Rolle und Relevanz aktiv betonen, das Völkerrecht verteidigen und sich weiterhin für eine gerechtere internationale Zusammenarbeit einsetzen.
Gesundheit bedeutet mehr als nur die Abwesenheit von Krankheit – sie umfasst körperliches, geistiges und soziales Wohlbefinden. Besonders in Krisen unterstützen wir Kinder unter fünf Jahren sowie schwangere und stillende Frauen. Wir fördern präventiv die Gesundheit durch Aufklärung zu Ernährung, Stillen und Hygiene und sorgen für Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen. Kinder werden auf Unterernährung untersucht und erhalten spezielle Nahrung. Medizinische Versorgung bieten wir über mobile Kliniken, Gesundheitsstationen und die Ausbildung von Fachpersonal. Auch die psychische Gesundheit ist ein wichtiger Bestandteil unserer Programme.
Ecuador: Medizinische Versorgung in abgelegenen Regionen
Im ecuadorianischen Amazonasgebiet leiden viele Menschen an Bluthochdruck, Diabetes und Unterernährung, besonders Kinder. Der Zugang zu medizinischer Versorgung ist für arme und indigene Bevölkerungsgruppen unzureichend. Gemeinsam mit RIOS und dem Gesundheitsministerium verbessern wir die Situation für 3.000 Betroffene: Gesundheitspersonal wird in 25 Gemeinden geschult, Familien erhalten Ernährungsberatung und mobile Gesundheitsbrigaden erreichen auch Menschen in abgelegene Regionen – mit besonderem Fokus auf indigene Frauen.
Mosambik: Frauen stärken
Sheila Antique ist Ernährungsberaterin bei den Johannitern in Mosambik und unterstützt unsere mobilen Kliniken bei Vorsorgeuntersuchungen von Babys und Kleinkindern. Dort werden die Kinder gewogen, gemessen und ihr Ernährungsstatus überwacht. Zusätzlich werden in den Dörfern Frauengruppen als „Model-Mütter“ geschult, die lernen, gesunde Mahlzeiten zuzubereiten und Mangelernährung zu erkennen und ihr Wissen an andere Mütter weitergeben.
Die Gesundheit von Menschen in vulnerablen Situationen steht im Mittelpunkt unseres Handelns. Unsere Programme fördern Einkommens- und Ernährungssicherung, damit Gemeinden widerstandsfähiger gegen Krisen werden. Familien erhalten Aus- und Weiterbildung sowie Unterstützung für eigenständige Einkommensquellen. In Regionen mit extremen Umweltbedingungen vermitteln wir klimagerechte Landwirtschaft. Nach Krisen helfen wir zunächst kurzfristig und stellen dann langfristige Ernährungssicherheit wieder her – immer mit Fokus auf lokale Kapazitäten und einen geschlechts- und kultursensiblen Ansatz.
Syrien: Hoffnung und Einkommen
Abdul Hamid floh mit seiner Familie vor dem Bürgerkrieg nach Afrin. Durch das „Cash for Work“-Projekt unseres Partners MAPS arbeitet er nun als Straßenreiniger und erhält einen festen Lohn. Das entlastet die Familie finanziell, verbessert Abduls psychische Gesundheit und ermöglicht die Ausbildung seiner Kinder. Unsere Partner bieten zudem Trainings und Starthilfen für Menschen, die sich mit eigenen Ideen selbstständig machen möchten. Ziel ist es, Familien dabei zu unterstützen, widerstandsfähig und unabhängig von Hilfe zu werden.
Uganda: Erfolg durch Landwirtschaft
Geoffrey Phillip Taban begann vor vier Jahren mit dem Tomatenanbau in seinem Dorf in Uganda. Nach einem Training unserer Partnerorganisation Ceford konnte er mit dem Einkommen einen Verleih für Partyzelte und Stühle aufbauen. Heute betreibt er ein florierendes Geschäft, lädt Handys auf und baut weiterhin Gemüse an. Sein Grundstück dient als Demonstrationsbetrieb für andere Landwirte.
Gemeinsam gegen den Hunger
Beim WDR2 Weihnachtswunder 2024 kamen über 12 Millionen Euro für den Kampf gegen den Hunger zusammen. Die Aktion fand zum dritten Mal statt und vereinte Hörerinnen und Hörer, Prominente und Engagierte, die gemeinsam für den guten Zweck spendeten. Dank der großzügigen Unterstützung konnten wir zwei Projekte umsetzen: Im Südsudan erhalten Kleinkinder, schwangere und stillende Frauen medizinische Hilfe und Unterstützung bei Unterernährung. In Gärten lernen Mütter, gesundes Gemüse anzubauen und zuzubereiten. Das lernen auch Schulkinder in Kenia. Trotz häufiger Dürreperioden können sie sich so vollwertig ernähren. Die Schüler geben ihr Wissen an ihre Familien weiter und stärken so die ganze Region.
Klimawandel und Nachhaltigkeit
Der Klimawandel gefährdet die Lebensbedingungen und Gesundheitssysteme in Afrika, Asien und dem Nahen Osten. Extremwetter und Dürre bedrohen die landwirtschaftliche Produktivität, Ernährungssicherheit und das Einkommen vieler Menschen. Zudem steigen Gesundheitsrisiken wie Malaria, Cholera, Wasserknappheit und Mangelernährung. Unsere Projekte setzen daher auf klimafreundliche Landwirtschaft, bessere Wasserinfrastruktur, Frühwarnsysteme, lokale Anpassung und gemeindebasierte Gesundheitsinitiativen, um Lebensgrundlagen und Gesundheit zu sichern.
Für starke Frauen und Mädchen
Die Förderung von Geschlechtergerechtigkeit ist ein zentraler Bestandteil unserer Strategie 2027. In all unseren Programmen stärken wir gezielt Frauen und Mädchen und unterstützen nationale Initiativen. Gerade in Krisen sind sie besonders von Diskriminierung, eingeschränktem Zugang zu Ressourcen und Gewalt betroffen. Gemeinsam mit Partnerorganisationen fördern wir ihre Rechte, wirtschaftliche Unabhängigkeit und den Schutz vor Gewalt. Geschlechtergerechtigkeit wird aktiv in unsere Programme und Strukturen integriert, um strukturelle Ungleichheiten abzubauen.
Auch 2024 haben wir uns in allen Bereichen der Organisation weiterentwickelt. So haben wir dazu beigetragen, der Erreichung unserer Ziele bis 2027 einen Schritt näher zu kommen. Unsere 361 hauptamtlichen Mitarbeitenden in der Berliner Zentrale und in unseren Länderbüros arbeiten daran jeden Tag.
Safeguarding: Für eine Kultur des Respekts
Wir bekennen uns zum Prinzip des „Safeguardings“ und schützen das physische und psychische Wohl aller Menschen, die mit unserer Arbeit in Berührung kommen. Das gilt für Mitarbeitende, Partnerorganisationen und alle Menschen in unseren Projekten. Wir setzen internationale Standards um, fördern eine Kultur des Respekts und verhindern Missbrauch von Macht und Privilegien, etwa durch einen intersektionalen Ansatz. In jedem Einsatzland haben wir geschulte Safeguarding-Ansprechpersonen, die konkrete Initiativen umsetzen und sich regelmäßig austauschen. Unser „Leitfaden für Betroffene“ stellt sicher, dass Betroffene schnell und sensibel unterstützt werden.
Stark durch nationale Mitarbeitende
Über 70 Prozent unserer Mitarbeitenden in den Länderbüros sind nationale Kolleginnen und Kollegen, die sich täglich für bessere Lebensbedingungen in ihren Heimatländern einsetzen. Sie bringen wertvolles Wissen über lokale Gegebenheiten, Sprache und Kultur ein und stärken so das Vertrauen der Bevölkerung. Unsere nationalen Teams sind entscheidend für den Erfolg unserer Arbeit, werden aktiv in strategische Entscheidungen einbezogen und bei ihrer Weiterentwicklung gefördert.