21.05.2023 | Dienststelle Ortsverband Cloppenburg

Vom sanften Einstieg zum Einsatzschwerpunkt

Erstmals betreute der Ortsverband Cloppenburg selbstständig einen Einsatzabschnitt – eigentlich sollte es ein ruhiger Dienst werden – doch die Weser-Ems-Hallen wurden ein Einsatzschwerpunkt

Ein sanfter Einstieg sollte es werden. Zwar sind die ehrenamtlichen Sanitäterinnen und Sanitäter des Ortsverbands Cloppenburg der Johanniter-Unfall-Hilfe und ihre Gruppenführer gut ausgebildet und geschult, beim Erlebnis Turnfest in Oldenburg haben sie aber erstmals einen Einsatzabschnitt während eines Großsanitätsdienstes eigenverantwortlich betreut. Sie bekamen die Weser-Ems-Hallen zugeteilt. Die war als ruhig eingestuft worden. Genau das richtige für den ersten Soloflug der Cloppenburger. Der Plan ging zunächst auf - bis Freitag. Dann verwandelte sich der Abschnitt der Cloppenburger schlagartig in einen Einsatzschwerpunkt. Meldungen über Verletzte kamen reihenweise rein.

Wie viele Kühlpacks Jonas Niemann am langen Wochenende in der Hand hatte, weiß der 21-Jährige nicht. Er hat die Abschnittleitung übernommen, wechselt sich ab mit Dennis Laskowski ab und fuhr eigentlich nur zum Schlafen zurück nach Hause, sagt er. „Donnerstag war erst tote Hose, mehr als ein paar Kühlpacks brauchten wir nicht. Das fing alles ganz harmlos an“, sagt Niemann. Freitagmittag kam es dann Schlag auf Schlag: Erst landete eine Turnerin ungünstig und musste mit einem verletzten Knöchel in die Notaufnahme verbracht werden. Die junge Niederländerin war noch nicht im Krankenwagen, da wurden die Johanniter mit Verdacht auf einen gebrochenen Finger in eine Umkleide gerufen. Dort fanden sie neben der an der Hand verletzten Frau eine Turnerin, die mit einer Rückenverletzung am Boden lag. Während deren Behandlung begann die Frau mit dem Bruch zu hyperventilieren. Zweieinhalb Stunden durchgängig behandelten die Johanniter und übergaben an die Kollegen vom Krankentransport. Am Samstag ging es so weiter: Eine Frau mit Verdacht auf Bänderriss und ein Zehnjähriger, der bei einer Übung am Reck auf den Kopf fiel, hielten die Helfer in Atem. „Wir waren unter Vollspannung mit der ganzen Manpower unterwegs“, sagt Niemann. Nervös machte aber auch dieser Zwischenfall die Cloppenburger nicht, sind sie doch auf Immobilisierung spezialisiert. Das liege an den vielen Reitturnieren, die die Johanniter aus Cloppenburg betreuen, erklärt Niemann.

Hatten die Cloppenburger am Donnerstag noch die Kollegen im Zentrum unterstützt, waren nun sie es, die Verstärkung bekamen – vor allem mit Blick auf den Abend. Denn bevor die Cloppenburger ihren Abschnitt schließen konnten, mussten sie noch eine Abendveranstaltung mit Alkoholausschank in den Weser-Ems-Hallen am Samstag meistern. Niemann nahm auch das gelassen: „Es macht ja Spaß. Bei so einer Veranstaltung kann man Erfahrungen sammeln, die man auf kleinen Diensten nicht bekommt.“

Für Max Schmidtke, ebenfalls Ortsverband Cloppenburg, ist es der erste Dienst auf einer großen Veranstaltung. Das gleich so viel los sein würde, hätte er auch nicht gedacht. Überfordert fühlt er sich nicht, sondern genau am richtigen Ort. „Besser hier etwas bewirken als zu Hause auf der Couch zu sitzen“, sagt der junge Mann, der gerade eine Ausbildung in der Pflege macht. Er betont, dass es ihm bei seiner Tätigkeit bei den Johannitern auch um die Erfüllung des Gebots der Nächstenliebe geht. Er lief unter anderem Streife, am Samstagmittag zusammen mit Michelle Borchers. Der größte Teil der Arbeit ist aufmerksames Schauen und ansprechbar sein. Auch kleine Wehwehchen wie ein schmerzender Finger bei einem Kleinkind wurden ernstgenommen. Die Johanniter arbeiteten mit Ruhe, Gelassenheit und Konzentration, während vor ihnen die Turner alles gaben und in bunten glitzernden Trikots durch die Luft wirbelten.