29.09.2021 | Regionalverband Trier-Mosel

Jugendliche als Baby-Eltern auf Probe

Nach längerer Corona-Pause fordert das Johanniter-Projekt Babybedenkzeit Teenager nun wieder heraus, Elternsein realitätsnah auszuprobieren. Schulen und Einrichtungen, die kostenlos Projekttage mit den Säuglingssimulatoren machen möchten, melden sich!

Diplom-Pädagogin Cornelia Neisius (Mitte) führt die Babybedenkzeit mit Kids durch. Sie hat jetzt Elke Burchert (links) vom Trierer Jugendamt und Sandra Di Toro von der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland die verschiedenen lebensechten, computergesteuerten Baby-Simulatoren vorgestellt.

Kaum liegt der Wonneproppen, geht auch schon das Jammern los: „Ob es Hunger, Durst, Nähebedürfnis, Müdigkeit, Überdrehtheit, Langeweile, eine volle Windel, Bäuerchen-Bauchweh oder was auch immer ist, müssen Mama oder Papa versuchen rauszufinden und dann entsprechend handeln“: Cornelia Neisius setzt die Nuckelflasche an – glückliches Glucksen bei ihrem echt aussehenden, Computer gesteuerten „Baby“. Die Leiterin des Projekts Babybedenkzeit der Johanniter kennt die Säuglinge gut. „Für die jugendlichen Eltern in Probezeit, die im Projekt mitmachen, sind die Babys dagegen fremd, gerade wie Neugeborene, die auf einmal einfach da sind und alles ist Neuland“, weiß die Diplom-Pädagogin.

Nächtliches Schreien und stark eingeschränkte Freiheiten rund um die Uhr seien etwas, das viele sehr junge Mütter und Väter so nicht vorausgesehen haben, wenn sie sich bewusst für eine Elternschaft etwa als Ausstieg aus Schul- oder Ausbildungsfrust entscheiden. „Um abzubilden, auf was man sich mit einem Baby tatsächlich einlässt, haben wir unser Programm entwickelt“. In insgesamt mindestens 18 Durchgängen können Jugendgruppen, sei es in Schulen, Wohngruppen oder Jugendzentren, in der Region solche Erfahrungen machen und auch Wissen fürs Elternsein erwerben, bevor das Kind im wahrsten Sinne in den Brunnen gefallen ist. Das Trierer Jugendamt unterstützt die Initiative, denn – wie Elke Burchert berichtet: „Wir sehen dass es in Trier sehr viele sehr junge Frauen gibt, die Mutter werden. Oft wird dann Überforderung ein Thema“.  Auch Sandra Di Toro von der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland ist zu den Johannitern gekommen, um sich zur Babybedenkzeit zu informieren: „Den richtigen Zeitpunkt zu finden, ist für eine glückliche und gesunde Schwangerschaft, Elternschaft und das Wohlergehen des Kindes entscheidend“. Ebenso wie Glücksspirale, Reh-, Rehkids- sowie Leyendecker-Stiftung unterstützt die Gesundheitskasse das drei- bis fünftägige Training für Jugendliche ab 13 Jahren finanziell. Neben der Erfahrung, seinen Alltag ein paar Tage lang rund um die  Uhr mit Baby zu bestreiten, vermittelt Babybedenkzeit in Absprache mit Partnereinrichtungen anschaulich Wissen zu Themen wie Familienplanung, finanziellen Aspekten, Säuglingspflege oder Hilfestellen. Mit speziellen Simulatoren werden körperliche Merkmale und Einschränkungen bei Alkohol oder Drogen in der Schwangerschaft sichtbar. Cornelia Neisius hält schließlich ein „Kind“ mit durchsichtigem Kopf in Händen. Als es schreit, schüttelt sie es nur einmal ganz kurz. Rot leuchtet es durch die Membran, dann ist Ruhe. Das Kind ist tot. „Bei Babybedenkzeit wird des Jugendlichen deutlich, dass ein scheinbar kleiner Fehler von Verhütung über Schwangerschaft bis zur Babypflege über ein ganzes Leben entscheiden kann. Die allermeisten Teilnehmer, die mit einer Schwangerschaft noch vor der Volljährigkeit geliebäugelt hatten, überlegen sich im Projekt doch noch ein paar Jahre zu warten, bevor sie sich reif genug für die Herausforderung Elternschaft fühlen“.

Drei Kursdurchgänge sind bis Ende des Jahres noch geplant. Mindestens noch neun weitere Kurse mit bis zu 13 Teilnehmern könnten bis Ende nächsten Jahres stattfinden. Interessiert Schulen und Einrichtungen wenden sich an Cornelia Neisius von den Trierer Johannitern: cornelia.neisius@johanniter .de / Tel. 0152-54530507.