15.02.2023 | Rettungswache Schlüsselfeld

Johanniter leisten in 2022 mehr als 4.300 Einsätze

Hohe Belastung in Rettungsdienst, Pflege und Kitas – Alleine im Bevölkerungsschutz 3.650 ehrenamtliche Stunden

Freiwilliges Engagement: Neben ihren Einsätzen absolvieren die Ehrenamtlichen auch Übungen wie hier auf der Autobahn bei Schlüsselfeld.

Nach den zwei von Corona geprägten Jahren 2020 und 2021 stellte auch das vergangene Jahr die Johanniter in Oberfranken vor Herausforderungen. Gesamtgesellschaftliche Themen wie der zunehmende Fachkräftemangel oder die hohe Belastung des Rettungsdienstes und der Pflege beschäftigen auch die Hilfsorganisation. So stieg das Einsatzaufkommen auf der Rettungswache Schlüsselfeld im Vergleich zum Vorjahr noch einmal deutlich: Insgesamt absolvierte das Team der Wache in 2022 über 4.300 Einsätze, 2021 waren es noch unter 4000. 1828 Einsätze entfielen auf den Bereich Krankentransport, Notfälle und Notarzteinsätze summierten sich auf 1019. „Im Laufe des Jahres hat sich gezeigt, dass vor allem unsere ehrenamtlichen Einsatzkräfte zunehmend überlastet waren. Die Einsätze in Testzentren und die zusätzliche Belastung durch Corona haben ihre Spuren hinterlassen. Dieses Jahr kamen dann wieder viele Einsätze bei Veranstaltungen im Bereich Sanitätsdienst und beim Krankentransport dazu“, schildert Rettungsdienstleiter Thomas Roschmann. Insgesamt brachten sich die Ehrenamtlichen im Bevölkerungsschutz mit 3650 Stunden freiwilliger Arbeit ein.

Mehr Wertschätzung nötig
Auch die Pflegekräfte in der Schlüsselfelder Sozialstation waren wieder stark gefragt: Das Team der Ambulanten Pflege machte sich vergangenes Jahr deutlich öfter auf den Weg zu Hausbesuchen als im Vorjahr. „Im Bereich Pflege ist der Personalmangel besonders deutlich zu spüren. Umso mehr müssen wir unseren Mitarbeitenden danken, dass sie trotz aller Widrigkeiten immer für ihre Kunden da sind. Der Pflegeberuf muss weiter aufgewertet und mehr Menschen für diesen Beruf gewonnen werden“, so Jürgen Keller, Dienststellenleiter der oberfränkischen Johanniter.

Immer mehr Menschen setzen auch auf den Hausnotruf der Johanniter, um in den eigenen vier Wänden möglichst selbständig und sicher leben zu können. Mehr als1000 Kunden nutzen inzwischen den Alarmknopf, der am Handgelenk getragen werden kann. „Damit steigt natürlich auch die Zahl der Einsätze, bei denen wir nach Hause zu den Kunden gerufen werden, und damit der Bedarf an Personal“, so Sachgebietsleiter Heiko Rödel.

Auf Wachstumskurs ist der Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. Die oberfränkischen Johanniter betreiben aktuell vier Kindertagesstätten mit insgesamt 13 Gruppen in Bamberg (seit 2021), Reckendorf und Schlüsselau sowie eine Mittagsbetreuung in Obertrubach. Stark gestiegen sind die Betreuungszeiten und damit auch der Personalstand. „Damit wir die uns anvertrauten Kinder optimal betreuen können, sind gut qualifizierte und engagierte pädagogische Fachkräfte entscheidend. Hier wie in der Pflege gilt: Die Wertschätzung für diese Berufe muss weiter steigen und die Aus- und Fortbildungsangebote ausgebaut werden“, so Jürgen Keller. Auch der Bedarf an Schulbegleitern, die Kinder mit körperlicher, geistiger oder seelischer Behinderung beim Besuch einer Regel- oder Förderschule unterstützen, wächst stetig.

Gewinnung von Ehrenamtlichen wird schwieriger
Lacrima, das Trauerzentrum für Kinder und Jugendliche, konnte im vergangenen Jahr nach der Pandemiezeit die Betreuung endlich wieder ohne Einschränkungen aufnehmen. Insgesamt kümmern sich die ehrenamtlichen Trauerbegleiterinnen und Trauerbegleiter um 20 Kinder und Jugendliche in Bamberg, Bayreuth und Kulmbach. „Leider ist es durch Corona nicht einfacher geworden, neue Ehrenamtliche zu gewinnen, um noch mehr Kinder auf ihrem Weg durch die Trauer begleiten zu können“, erzählt Bernadette Sauerschell, Leiterin von Lacrima. Wie wichtig diese Arbeit ist zeigt die Auszeichnung des ehrenamtlichen Teams beim Held*innen der Heimat-Festival der Kulmbacher Adalbert-Raps-Stiftung und die damit verbundene Förderung.

Auch der Bereich der Erste-Hilfe-Ausbildung konnte in 2022 wieder weitgehend zum Normalbetrieb zurückkehren. Damit einher geht auch eine Steigerung der Kurszahlen und der Teilnehmenden, die sich von den oberfränkischen Johannitern in Erster Hilfe ausbilden ließen. Im Bereich der rettungsdienstlichen Ausbildung konnten im vergangenen Jahr erfreulicherweise wieder neue Sanitätshelfer und Rettungssanitäter (Grundlehrgang) fortgebildet werden.

Gestiegene Kosten werden zur Herausforderung
„Die gesetzliche Erhöhung des Mindestlohns und die in Folge des Ukrainekriegs gestiegenen Preise sind zwei Themen, die uns im Bereich unserer Fahrdienste im vergangenen Jahr stark beschäftigt haben und das auch weiterhin tun“, so Andreas Lorz-Moyé, Leiter des Patientenfahrdienstes bei den Johannitern in Oberfranken. „Dennoch konnten wir auch 2022 wieder vielen Menschen mit unseren Fahrdiensten helfen und sie zu Ärzten, in Kliniken oder zur Reha bringen.“ Dazu kommen in 2022 mehr als 1.300 000 gefahrene Kilometer im oberfränkischen Linienfahrdienst, der täglich Kinder und Erwachsene mit Beeinträchtigungen zu ihren Förderschulen oder in ihre Werkstätten brachte.