Auslandshilfe
Für gesunde globale Beziehungen
Die Johanniter unterstützen die Gesundheitsförderung in den Gemeinschaften, indem wir den Menschen Wissen über gesunde Ernährung und Hygienemaßnahmen vermitteln. Um Krankheiten vorzubeugen, ist der Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen entscheidend. Wir untersuchen Kinder auf Unterernährung und versorgen sie mit spezieller Nahrung. Außerdem tragen wir selbst oder mit unseren Partnern zur medizinischen Versorgung der Menschen in unseren Programmen bei. Dies erreichen wir durch mobile Kliniken, die Sanierung und Rehabilitation von Gesundheitsstationen, der Bereitstellung von Medikamenten sowie die Aus- und Weiterbildung von medizinischem Fachpersonal und Freiwilligen. Auch die psychische Gesundheit spielt in unseren Programmen eine zentrale Rolle, denn Menschen, die Krieg und Krisen erleben mussten, haben hier oft besondere Bedürfnisse.
Neue Wege für Kambodschas Landwirtschaft
Kambodscha Klimawandel
Die Folgen des Klimawandels treffen Menschen im globalen Süden besonders stark. In Kambodscha sind rund 80 Prozent der Bevölkerung auf die Landwirtschaft angewiesen. Doch Überschwemmungen, Dürren und unregelmäßige Regenzeiten gefährden die Lebensgrundlagen vieler Familien. Ernten gehen verloren, Böden werden ausgelaugt und Schädlinge breiten sich aus.
Viele Bäuerinnen und Bauern haben in den vergangenen Jahren auf moderne Anbaumethoden umgestellt. Diese steigern zwar kurzfristig die Produktivität, bieten aber langfristig wenig Möglichkeiten, sich an das veränderte Klima anzupassen. Der Einsatz chemischer Pestizide verringert die biologische Vielfalt und belastet Böden und Gewässer. Steigende Kosten für Betriebsmittel und die Sorge um die Bodengesundheit beschäftigen viele Menschen. Und auch die Herausforderungen des sich verändernden Klimas sind groß: Häufigere Taifune, Überschwemmungen, Erdrutsche und Dürreperioden führen zu Ernteausfällen und bedrohen die Existenz der landwirtschaftlich tätigen Menschen.
Gemeinsam mit lokalen Partnern und landwirtschaftlichen Gemeinschaften setzen die Johanniter bei ihrer Projektarbeit vor Ort auf nachhaltige Lösungen wie klimaangepasste Anbaumethoden. In Schulungen erfahren die Teilnehmenden, wie sie verschiedene Gemüsesorten anbauen, den passenden Zeitpunkt für die Aussaat wählen und eigenen, chemiefreien Dünger und Kompost herstellen. Sie lernen, wie sie Wasser- und Bodenschutzmaßnahmen umsetzen, Saatgutbanken gründen und Agroforstsysteme nutzen können, in dem Bäume und Sträucher mit Ackerkulturen und Tierhaltung kombiniert werden. So werden die Felder widerstandsfähiger gegen Wetterextreme und die Erträge steigen.
Neue Perspektiven für die Menschen
Ein Beispiel für die gelungene Umstellung in der Landwirtschaft ist die Arbeit der Bäuerin Hom Sophan aus dem Dorf Kalong. Nach zwölf Jahren konventioneller Gemüselandwirtschaft hat sie durch unser Projekt und unsere Zusammenarbeit mit Live and Learn Cambodia (LLC) neue Wege für einen klimaresilienten Gemüseanbau kennengelernt. Heute baut sie auf ihren Feldern verschiedene Gemüsesorten an, nutzt nachhaltige Methoden und stellt ihren eigenen Kompost her. „Mein Ziel ist es, auch in der Regenzeit Gemüse anzubauen. Dazu werde ich ein Hochbeet anlegen. So kann ich meine Familie das ganze Jahr versorgen und sichere mein Einkommen zusätzlich ab“, berichtet sie.
Die positiven Veränderungen sind deutlich: Gesündere Böden, höhere Erträge und eine verbesserte Ernährungssicherheit schaffen neue Perspektiven für die Menschen vor Ort. Die Zusammenarbeit mit lokalen Behörden und die Einbindung der Bevölkerung sorgen dafür, dass Wissen weitergegeben und die Anpassung an den Klimawandel langfristig gesichert wird. Mit nachhaltigen Ansätzen und innovativen Methoden stärken die Johanniter die Widerstandsfähigkeit der Landwirtschaft in Kambodscha – für eine bessere Zukunft trotz Klimawandel.
Mit ihren weltweiten Aktivitäten erreicht die Johanniter-Auslandshilfe jährlich rund 1,8 Millionen Menschen.
Zuflucht für Frauen und Kinder in der Ukraine
In Kriegszeiten sind besonders verletzliche Gruppen Gewalt oft schutzlos ausgeliefert. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges müssen diese Erfahrung auch viele Frauen, Mädchen und Kinder in der Ukraine machen. Die Frauenhäuser der Johanniter-Partnerorganisation Eleos bieten Hilfe ‒ allein im Jahr 2024 haben sie 365 Frauen unterstützt und weit über tausend beraten.
Anastasia (Name geändert) ist 2015 mit ihrem Mann und zwei Kindern aus ihrer Heimatstadt Donezk nach Melitopol geflüchtet. Nach der Besetzung der Stadt musste die Familie erneut fliehen. „Wir haben keinen Ort, an den wir zurückkehren können, unser Haus ist zerstört.“ Ihr Mann wurde immer häufiger aggressiv und gewalttätig gegen sie und die Kinder. Im Frauenhaus in Butscha nahe Kiew fand sie mit ihren Töchtern Zuflucht.
„Frauen und Mädchen sind in Kriegsgebieten und auf der Flucht in besonderem Ausmaß geschlechtsbasierter Gewalt ausgesetzt“, sagt Susanne Wesemann, Leiterin der Johanniter-Auslandshilfe. Daher sind Angebote wie die Frauenhäuser der Johanniter-Partnerorganisation Eleos so wichtig. Hier finden Betroffene Schutz und Hilfe bei der Bewältigung des Erlebten. Mit geschultem Personal können sie über ihre Erfahrungen sprechen und zur Ruhe kommen.
Wenig Schutzangebote bei steigendem Bedarf
Tetiana Ivanova ist für fünf Frauenhäuser verantwortlich, die Eleos in der Stadt Butscha sowie in Solotvyn, Lyssez, Luschany und Chotyn im Westen der Ukraine betreibt. „Frauen zu schützen ist mir ein persönliches Anliegen. Unsere Teams bringen neben Wissen viel Herzblut in die tägliche Arbeit mit ein“, sagt sie. „Ich denke, wir übernehmen auch eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe.“
Vergleichbare Einrichtungen gibt es in dem osteuropäischen Land nur wenige. Dabei haben Kriegstraumata zu einem Anstieg häuslicher Gewalt geführt. Laut den Vereinten Nationen ist die ohnehin schon hohe Zahl geschlechtsspezifischer Gewalttaten in der Ukraine seit 2022 um 36 Prozent gestiegen.
"Die Erzählungen sind vielfältig und erschreckend“, sagt die Leiterin der Anti-Gewalt-Abteilung von Eleos. Wichtig sei vor allem, den Frauen zuzuhören. „Wir müssen jetzt, noch zu Kriegszeiten, helfen“, so Tetiana Ivanova. „Jeder Fall, jede Geschichte, jede einzelne Frau ist wichtig!“ Viele der Frauen, die bei ihnen Schutz suchen, sind Opfer häuslicher Gewalt geworden, einige wurden im Rahmen von Kriegsverbrechen vergewaltigt oder auf andere Weise misshandelt und sind psychisch und physisch verletzt.
In den Frauenhäusern werden Betroffene psychologisch betreut und können sich mit anderen Frauen, die Ähnliches erlebt haben, austauschen. Bei Bedarf werden sie an Kliniken oder Ämter weitervermittelt. Die Hilfe ist vielfältig und reicht von der Wiederbeschaffung von Dokumenten und Anträgen auf Sozialleistungen über juristische Beratung bis zur Unterstützung bei der Suche nach Kindergarten- und Schulplätzen, einer geregelten Arbeit sowie einer dauerhaften Unterkunft.
Zahlen, die einen Unterschied machen
im vergangenen Jahr wurden 365 Frauen mit Hilfe der Johanniter in den Einrichtungen von Eleos unterstützt. Weitere 1.300 wurden ambulant in einem der Frauenhäuser beraten, 200 Frauen erhielten online Hilfe. Für jede einzelne dieser Frauen waren die Frauenhäuser ein sicherer Schutzraum. „Ich habe mich so hilflos gefühlt in der Fremde und ohne Arbeit“, sagt Anastasia. In der Unterkunft konnte sie durchatmen und neue Kraft tanken. Diese Erfahrung möchte sie teilen. „Frauen, denen Ähnliches passiert, rate ich: Nehmt Hilfe an, seid mutig und entschlossen, denn eure Kinder brauchen euch!“
Alle Fotos: Sergey Polezhaka