Informationen zur Therapie

Unter Adipositaschirurgie versteht man eine Operation (z.B. Schlauchmagenbildung oder Magenbypass-Operation), die eine anhaltende Gewichtsreduktion bewirkt und langfristig Begleiterkrankungen reduziert bzw. die Entstehung neuer Begleiterkrankungen verhindert. Dadurch kann eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität erreicht werden.

Für die Behandlung von Adipositas mit Hilfe von chirurgischen Verfahren gibt es in Deutschland eine medizinische Leitlinie:

AWMF-Leitlinie „Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen"

BMI 35 – 39: Liegen eine oder mehrere Adipositas-assoziierten Begleiterkrankungen vor (wie z.B. Diabetes mellitus Typ 2, Herzinsuffizienz, Schlafapnoesyndrom (OSAS), Gastroösophageale Refluxerkrankung, Asthma, etc.), kann eine bariatrische Operation nach individueller Untersuchung durch einen Arzt ggf. angeboten werden, wenn die konservative Therapie erschöpft ist.

BMI ≥ 40: Liegen keine Begleiterkrankungen und/oder keine Kontraindikationen vor, ist nach Erschöpfung der konservativen Therapie nach umfassender Aufklärung die Voraussetzung für eine adipositas-chirurgische Operation gegeben.

Ja, Ausschlusskriterien zur Durchführung einer Adipositasoperation sind:

"instabile Psychopathologische Zustände", z.B. eine unbehandelte Bulimie (Ess/Brechsucht) oder die Abhängigkeit von Drogen oder Alkohol
"konsumierende Grunderkrankungen", d.h. schwer chronische Erkrankungen die in relativ kurzer Zeit starke Gewichtsreduktionen hervorrufen können, z.B. Krebserkrankungen
vorliegende oder unmittelbar geplante Schwangerschaft

Das MMK ist die Abkürzung für das Multimodale Konzept zur Behandlung der krankhaften Adipositas.

Gemäß der deutschen Leitlinie soll bei krankhaftem Übergewicht (Adipositas) – bevor eine Operation in Betracht gezogen und geplant werden kann – zunächst eine multimodale Behandlung durchgeführt werden, welche u.a. Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie, aber auch einige Untersuchungen bei Fachärzten, wie z.B. dem Endokrinologen und HNO-Arzt, umfasst.

Selbstverständlich unterstützen wir Sie individuell bei der Planung und dabei, die richtigen Partner für die Durchführung der multimodalen Therapie zu finden.

Ernährungstherapie: Über einen Zeitraum von insgesamt sechs vollen Monaten innerhalb von zwei Jahren sollen mindestens sechs Sitzungen Ernährungsberatung stattfinden. Diese sind als Gruppen- und/oder Einzelsitzungen möglich.
Bewegungstherapie: Über einen Zeitraum von insgesamt sechs vollen Monaten innerhalb von zwei Jahren soll nachweislich ein Bewegungstraining (Ausdauer-, Kraftausdauer- oder Rehabilitationssport) durchgeführt werden. Dieses soll einen zeitlichen Umfang von mindestens 2,5 Stunden pro Woche umfassen.
Verhaltenstherapie: Es soll für jeden Patienten eine Vorstellung bei einem Psychologen erfolgen, um Kontraindikationen einer adipositas-chirurgischen Operation auszuschließen und eventuell notwendige Therapien einzuleiten.

Das multimodale Konzept erstreckt sich in der Regel über 6 Monate. Bei einem BMI > 50 ist eine verkürzte Vorbereitung von mind. 3 Monaten vorgesehen. Wir beraten Sie hierzu gerne im Rahmen unserer Adipositassprechstunde.

Während des Multimodalen Programms wird eine Gewichtsreduktion erwartet. Je fitter Sie für eine Operation sind, desto besser.

Eine Gewichtszunahme zeigt unzureichende Motivation und führt zu einer Ablehnung der Operation.

Die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe soll eine Gelegenheit bieten mit anderen adipösen Patienten in Austausch zu kommen. Patienten sollen die Gelegenheit bekommen, von Erfahrungen bereits operierter Patienten zu profitieren. Untereinander kann offen gesprochen und gefragt werden.

Dies kann in der Entscheidungsfindung für oder gegen eine adipositas-chirurgische Operation sehr hilfreich sein.

Die Teilnahme ist freiwillig und muss nicht nachgewiesen werden.

Um eine optimale ärztliche Vorbereitung zu gewährleisten, würden wir Sie gerne an unsere Kooperationspraxen in Bonn anbinden. Die Ernährungsberatung können wir auch über eine Online-Schulung planen. Es ist auch möglich, die Ernährungsberatung wohnortnah durchzuführen.

Wir helfen Ihnen gerne entsprechende qualifizierte Berater in Ihrer Umgebung zu finden, die über die Krankenkasse bezuschusst werden. In diesen Fällen findet die weitere engmaschige Betreuung über unser Adipositaszentrum statt.

PDF Ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung

Qualifizierte, von der Krankenkasse geförderte Ernährungstherapien können von Ökotrophologen*innen, Diätassistenten*innen durchgeführt werden, hierbei sind entsprechende Zertifizierungen (z. B. VDOE, DGE, VfED) wichtig.

Patienten*innen benötigen eine ärztliche Zuweisung (Notwendigkeitsbescheinigung zur Ernährungstherapie nach § 43), um eine Ernährungsberatung durch eine(n) Hausarzt/-ärztin, Facharzt/-ärztin zu erhalten.

Auf der Zuweisung sollten neben der Adipositas auch die weiteren ernährungsbedingten Erkrankungen (wie Arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus, Hypercholesterinämie, Refluxösophagitis etc.) genannt werden.

In welcher Höhe die Kosten der Ernährungstherapie durch die gesetzlichen Krankenkassen bezuschusst wird, erfahren Sie wenn Sie die ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung Ihrer Krankenkasse vorlegen, dies muss vorab erfolgen.

Nach Abschluss der Ernährungsberatung reichen Sie die Teilnahmebescheinigung ein und erhalten die Bezuschussung Ihrer Krankenkasse.

Wenn Sie unter schweren orthopädische Erkrankungen leiden oder gar im Rollstuhl sitzen, kann die Stellungnahme eines Orthopäden zur Bewegungseinschränkung eingeholt werden.

In der Regel ist jedoch auch bei hohem Körpergewicht ein leichtes, adaptiertes Bewegungstraining möglich (z.B. Reha-Sport, Schwimmen, Hockergymnastik). Selbstverständlich werden hier keine Höchstleistungen erwartet.

Relevant ist die gezeigte Motivation und die Planung von regelmäßigen leichten Bewegungseinheiten in den Alltag.

Wie erhalte ich einen Termin für die Psychologische Begutachtung?

Im Rahmen unseres Multimodalen Vorbereitungsprogramms über 3 oder 6 Monate planen wir für Sie einen Termin zur psychologischen Begutachtung.

Sie werden von uns zur Vereinbarung eines Termins angerufen.

PDF MDK Begutachtungsleitfaden Anfrage an psychotherapeutischen Leistungserbringer

PDF MDK Begutachtungsleitfaden Anfrage an Versicherten

Wenn Sie sich bereits in einer ambulanten Psycho-/Verhaltenstherapie befinden, sprechen Sie uns gerne an. Die Begutachtung kann auch über den eigenen Therapeuten erfolgen.

Es gibt bestimmte Richtlinien die eingehalten werden müssen. Notwendige Informationen sind im MDK Begutachtungsleitfaden - Anfrage an den psychologisch/psychotherapeutischen Leistungserbringer ersichtlich.

Die Operationsverfahren haben in den letzten 20 Jahren einem Wandel unterlegen. Hat man zu Anfang noch Magenballons oder Magenbänder operiert, werden heutzutage hauptsächlich Schlauchmagen-Bildungen, Magenbypass-Operationen und Omega-Loop-Bypässe operiert.

Abhängig vom Ess- und Trinkverhalten, BMI und Begleiterkrankungen wird das für Sie passende Verfahren ausgewählt.

Die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe soll eine Gelegenheit bieten mit anderen adipösen Patienten in Austausch zu kommen. Dies können Patienten sein, die sich im multimodalen Therapieprogramm befinden, aber auch Patienten, die sich bereits einer Adipositasoperation unterzogen haben. Die Teilnahme ist freiwillig und muss nicht nachgewiesen werden.

Die Selbsthilfegruppe Adipositas trifft sich an jedem Donnerstag im Monat ab 19 Uhr im Großen Saal, 4. Etage, Johanniter Krankenhaus vor Ort. Ebenfalls findet ein Treffen an jedem 3. Donnerstag im Monat ab 19 Uhr ONLINE statt.

Termine und Zugangslinks unter: www.adipositasshgbonn.de
Mail: info(at)adipositasshgbonn.de