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Das Leben nach der OP

Nachsorge

Unser Adipositaszentrum bietet eine strukturierte Nachsorge nach adipositas-chirurgischem Eingriff an. 

Standardisiert werden Nachsorgetermine vereinbart: nach 4-6 Wochen, nach 3-6 Monaten, nach 12 Monaten, sowie nach 18-24 Monaten. Der ersten Nachsorgetermin wird bereits vor Entlassung auf der Station vereinbart. 

In der Praxis hat sich gezeigt, dass die Nachsorgetermine immer auch am individuellen Bedarf des Patienten orientieren, so dass es oftmals auch zu häufigeren Terminen kommen kann, um bestmöglich den Abnahmeprozess zu begleiten.

Laborkontrollen

Die Laborkontrollen sollen vierteljährlich im ersten Jahr erfolgen, dann jährlich in Abhängigkeit von Operation und Komorbiditäten. 

Die postoperativen Laborkontrollen sollen mindestens folgende Parameter beinhalten: Kleines Blutbild und Elektrolyte (Natrium, Kalium, Kalzium), Leber- und Nierenwerte (g-GT, Bilirubin, GOT, GPT, AP, Kreatinin, Harnsäure), falls ein Diabetes mellitus bekannt ist: Blutzucker und HbA1c, Vitamine (B1, B12, E, D, K, A), Parathormon, TSH, fT3, fT4, Albumin, Folsäure, Ferritin und Zink. 

Es sollte eine bedarfsgerechte Substitution erfolgen (z.B. Vitamin-B12 Depot-Spritzen).

Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind sehr individuell. Viele Patienten beschreiben in der ersten Zeit Unverträglichkeiten bei grobfaserigem Fleisch. Auch andere faserige Lebensmittel werden oftmals schwerer vertragen, wie z.B. Sellerie, Ananas, Lauch, Spargel, etc. Nudeln werden ebenfalls von einigen Patienten schwerer vertragen, z.T. in gebackener Form etwas besser. 

Die Unverträglichkeiten können sich im Laufe der Zeit verbessern oder werden zum Teil gar nicht mehr wahrgenommen.

Haarausfall

Haarausfall kann eine Folge des rapiden Gewichtsverlustes sein und tritt nach Operation häufig (speziell bei weiblichen Patienten) auf. Im Zuge einer Stabilisierung des Körpergewichts ist der Haarausfall jedoch meist reversibel und die Haare wachsen langsam nach. 

Statistisch wird ein Haarverlust ca. 3 Monate nach der Adipositasoperation wahrgenommen und dauert ca. 3 weitere Monate an.

Die Gründe für den Haarausfall können verschiedene Faktoren als Auslöser haben (Eiweißmangel, Zinkmangel, Hormonumstellung etc.). Präventiv können Zusatzprärate eingenommen werden (z.B. WLS START 45-90 Tage vor der Operation)  

Erbrechen/Übelkeit

Erbrechen und Übelkeit kann in den ersten Wochen nach der Adipositasoperation auftreten. Aufgrund des geringen Fassungsvermögens des Magenpouches bzw. des Vormagens, wird oftmals die verzehrbare Portionsgröße zu Beginn falsch eingeschätzt. Auch unzureichendes Kauen kann Auslöser von Übelkeit und Erbrechen sein. 

Um Übelkeit und Erbrechen zu vermeiden, sollte auf die strikte zeitliche Trennung von Essen und Trinken geachtet, ausreichend gekaut und langsam gegessen werden. Unbewusstes Essen sollte vermieden werden, d.h. es sollte sich auf die Mahlzeit konzentriert und diese bewusst wahrgenommen werden.

Sodbrennen

Sodbrennen kann nach einer Magenoperation prinzipiell auftreten. Speziell das operative Vorgehen bei einer Schlauchmagenoperation begünstigt Sodbrennen. Die Beschwerden können vorübergehend auftreten und werden vorerst mit Magenschutztabletten und einer angepassten Ernährung behandelt. Die Magenschutztabletten werden nach und nach ausgeschlichen. 

Bei anhaltenden starken Beschwerden sollte neben einer Magenspiegelung auch eine Säuremessung (pH-Metrie) erfolgen. Je nach Befund kann die Umwandlung des Schlauchmagens in einen Magenbypass sinnvoll sein. 

Auch nach einem Magenbypass kann Sodbrennen auftreten. Die Einnahme eines Magenschutzes und eine Optimierung der Ernährung werden im Rahmen der Nachsorge besprochen.

Ösophago-Gastro-Duodenoskopie

Für alle Patienten wird eine 2 Jahre nach der Operation die Durchführung einer ÖGD (= Ösophago-Gastro-Duodenoskopie) in einer niedergelassenen Praxis bei einem Gastroenterologen empfohlen. 

Wir bitten um rechtzeitige Terminierung wegen der langen Vorlaufzeiten. Eine Zuweisung des Hausarztes wird hierfür benötigt. 

Sollten bei Ihnen nach Adipositasoperation Beschwerden bestehen (Schluckbeschwerden, Magenschmerzen, Sodbrennen, Übelkeit/Erbrechen) nehmen Sie kurzfristig Kontakt zu uns auf.

Knochendichtemessung

Eine Knochendichtemessung (Osteodensiometrie, DEXA-Messung) wird aufgrund der Malabsorption 2 Jahre nach adipositas-chirurgischer Operation empfohlen. 

Sie benötigen hierfür eine Überweisung vom Hausarzt zum Orthopäden. Die Untersuchung ist kostenpflichtig.

Kinderwunsch

Nach Gewichtsverlust reguliert sich der Hormonhaushalt und die Fruchtbarkeit nimmt zu. Um die Entwicklung des Kindes nicht zu gefährden, sollte nach einer Adipositasoperation eine sichere Verhütung über 2 Jahre gewährleistet sein. Hiermit ist gewährleitet, dass sich das Gewicht der Mutter stabilisiert und normalisiert hat und das Risiko von Nährstoffmängeln reduziert ist. 

Wichtig ist, dass nach einer Magenbypass-Operation orale Kontrazeptiva (Pille) die Wirksamkeit nicht gewährleistet ist. Besprechen Sie Alternativen mit Ihrem Gynäkologen.

Plastische Chirurgie

Wir sprechen hier von der sogenannten Wiederherstellungschirurgie, d.h. operative Maßnahmen zur Wiederherstellung der Körpersilhouette nach starker Gewichtsreduktion. 

In Studien konnte gezeigt werden, dass Patienten nach ca. 12-18 Monaten durchschnittlich 70 % des Übergewichts (Excess weight loss) verlieren und somit einen Body-Mass-Index von etwa 30 kg/m2 erzielen können. 

Wenn nach Adipositasoperation ein Body-Mass-Index von 32 kg/m2 unterschritten ist und ein Patient sein Körpergewicht über mindestens 6 Monate halten kann, ist die Vorstellung bei einem Plastischen Chirurgen zu empfehlen. Inwieweit die Krankenkassen die Kosten für eine solche Wiederherstellungsoperation (WHO) übernehmen, muss im individuellen Fall mit dem Plastischen Chirurgen besprochen werden. 

Wenn sich im Zuge der starken Gewichtsreduktion starke Hautüberschüsse bilden (z.B. am Unterbauch oder an den Oberschenkeln), die sich entzünden oder nässen, ist eine parallele Behandlung bei einem Dermatologen zu empfehlen. In diesen Fällen erhöht sich die Chance der Kostenübernahme seitens der Krankenkasse. 

Stellen Sie sich bei einer*(m) plastischen Chirurg*in vor, er wird mit Ihnen dann den Antragsweg bzw. mögliche Kosten als Selbstzahler besprechen.

Weitere Informationen unter: Plastische Chirurgie Bonn