Operationen für Kinder mit schweren Verletzungen
Ein Beispiel für das soziale Engagement der Johanniter-Kliniken Bonn sind Operationen von Kindern und Jugendlichen mit schweren Verletzungen aus Afghanistan. Dazu besteht seit fünf Jahren eine Kooperation mit dem Friedensdorf in Dinslaken.
Hilfe für jungen Patienten aus Afghanistan
Manchmal ist es nur ein kurzer Moment, der das Leben komplett verändert. So war es auch bei H.*, einem 13-jährigen Jungen aus Afghanistan. Vor rund fünf Jahren war er in seinem Heimatland in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt. Er überlebte, aber verlor einen großen Teil seines Oberschenkelknochens. Aufgrund der unzureichenden medizinischen Versorgungslage war eine dringend notwendige Operation nicht möglich, stattdessen folgten Infektionen, die den verletzten Knochen weiter angriffen. Eine Amputation schien unausweichlich.
Humanitäre Hilfe trifft medizinische Expertise
Dass es nicht dazu kam, verdankt er der Hilfsorganisation Friedensdorf International, die ihn kurz nach dem Unfall nach Deutschland brachte, und der medizinischen Expertise des Teams der Orthopädie und Unfallchirurgie am Johanniter Waldkrankenhaus Bonn. Hier wird der Junge seitdem in regelmäßigen Abständen behandelt. Schritt für Schritt gelingt es so, den Knochen wiederaufzubauen. „Unser Ziel ist es, die Beinlängendifferenz so weit auszugleichen, dass unser junger Patient später mit nur einem kleinen Ausgleich beschwerdefrei leben kann“, erklärt der behandelnde Chefarzt Dr. Christian Paul.
Millimeter für Millimeter zurück ins Leben
Bis es soweit ist, brauchte es bislang neun Eingriffe, viel Geduld und höchste medizinische Präzision. Denn der Wiederaufbau des Knochens erfordert ein spezialisiertes Vorgehen: Zunächst konnten mit einem komplexen chirurgischen Verfahren vier Zentimeter des Knochens zurückgewonnen werden. Aktuell stabilisieren Drähte den Oberschenkel, um ihn auf die nächste Etappe vorzubereiten: weitere Zentimeter dazugewinnen. „Solche Eingriffe verlangen nicht nur langjährige Erfahrung und absolute Genauigkeit, sondern auch die Fähigkeit, individuell auf die Patientin bzw. den Patienten einzugehen. Bei jedem Schritt, mit dem wir den Knochen verlängern, entscheiden wir neu, was medizinisch sinnvoll und sicher ist.“, betont der Chefarzt. In den meisten Fällen arbeiten die Bonner Expertinnen und Experten dabei eng mit dem Team der Abteilung für Plastische, Rekonstruktive, Ästhetische & Handchirurgie unter Leitung von Dr. Kay-Hendrik Busch zusammen, um nicht nur die Funktionalität der betroffenen Körperregionen, sondern auch die Lebensqualität der Kinder zu sichern.
Neue Perspektiven für kleine Patientinnen und Patienten
Das Schicksal des afghanischen Jungen steht exemplarisch für die enge Kooperation zwischen den Johanniter-Kliniken Bonn und Friedensdorf International. Zwei Kinder werden dauerhaft und kostenfrei im Waldkrankenhaus behandelt – meist nach kriegsbedingten Verletzungen, schweren Unfällen oder komplizierten Knocheninfektionen. Während das Friedensdorf die Vor- und Nachsorge sowie die Betreuung der Kinder in Deutschland übernimmt, tragen die Johanniter-Kliniken sämtliche Kosten für die Behandlung, chirurgischen Eingriffe, benötigte Implantate oder auch Medikamente.
„Für uns ist es eine Herzensangelegenheit, Kindern aus Regionen zu helfen, in denen eine adäquate medizinische Versorgung oftmals unmöglich ist. Diese Verantwortung übernehmen wir aus Überzeugung.“, so Dr. Christian Paul. „Denn Spitzenmedizin darf nicht an Ländergrenzen enden. Sie muss dort wirken, wo sie am dringendsten gebraucht wird.“ Im Schnitt sind zwischen fünf und zehn operative Eingriffe im Rahmen der Behandlung notwendig. Insgesamt konnten die Bonner Spezialisten seit Beginn der Zusammenarbeit mit Friedensdorf International so bereits mehr als zehn Kindern neue Perspektiven ermöglichen.
* Um die Identität des Kindes zu schützen, wird der Name nicht vollständig angegeben.