Ecuador: Integration als Grundlage für ein besseres Leben

Berlin / Quito, 10. März 2021

Auf Grund einer langanhaltenden Krise haben Millionen Venezolanerinnen und Venezolaner ihr Heimatland verlassen. Viele von ihnen suchen in Ecuador ein besseres Leben, doch es mangelt an Arbeit und Akzeptanz innerhalb der ecuadorianischen Bevölkerung. Zusammen mit dem Roten Kreuz Ecuador haben wir Ende des vergangenen Jahres ein Projekt gestartet, um venezolanische Migranten und Migrantinnen sowie die aufnehmenden Gemeinschaften in vier Städten des Landes bei der Integration zu unterstützen. 

Zwischen 2016 und 2019 haben sich circa 1.8 Millionen Venezolanerinnen und Venezolaner auf den Weg in Richtung Ecuador gemacht. Davon sind Schätzungen zufolge circa 400.000 im Land verblieben. Für Neuankömmlinge verschlechtern sich die Bedingungen zusehends. Änderungen des Migrationsgesetzes und die Einführung einer Visumspflicht im Jahr 2019 führten dazu, dass immer mehr Menschen illegal und ohne jegliche Unterstützung, Sicherheit oder Anerkennung durch den Staat in das Land einreisen.

Fehlende Beschäftigungsmöglichkeiten führen zu Ernährungsunsicherheit

Auf Grund mangelnder finanzieller Kapazitäten lassen sich viele der Geflüchteten in den ärmeren Stadtvierteln nieder, wo sie oft von informeller Arbeit oder vom Straßenverkauf leben. Das Fehlen von Beschäftigungsmöglichkeiten führt zu extremer Armut. Die COVID-19 Pandemie verschlimmert die Lage. Durch Ausgangssperren fällt für viele Straßenverkäufer und -verkäuferinnen ihr einziges Einkommen weg. Dies betrifft die Migrantinnen und Migranten und die aufnehmenden Gemeinden gleichermaßen und führt zu steigender sozialer Ungleichheit im ganzen Land. "In Lateinamerika sind rund die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung im informellen Sektor tätig. Fast vier Millionen der kleinen und mittelständischen Betriebe mussten aufgrund von COVID-19 bereits schliessen. das führt zwangsläufig zu höherem Konkurrenzdruck auf dem Arbeitsmarkt und leider auch zu steigender Fremdenfeindlichkeit", sagt Sandra Weppler, unsere Landesbüroleiterin in Ecuador.

Steigende Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung

So wird den Migrantinnen und Migranten vorgeworfen, Arbeitsplätze wegzunehmen und für einen Anstieg der Gewalt im Land verantwortlich zu sein. Dies führt zu Spannungen innerhalb der aufnehmenden Gemeinden bis hin zu körperlicher Gewalt. Dadurch ist nicht nur die physische, sondern auch oft die psychische Gesundheit der Geflüchteten gefährdet. "Die angespannte Situation setzt die Migrantinnen und Migranten unter enormen psychosozialen Stress, und zwar in allen Altersgruppen", befürchtet Sandra Weppler. Unser Projekt biete die Chance, die Resilienz bei den ecuadorianischen und venezolanischen Menschen gleichermaßen zu stärken und Gemeinschaftsbeziehungen aufzubauen.

Projekt unterstützt die Geflüchteten bei der Integration

Ziel ist es, die wirtschaftliche und soziale Integration in den drei größten Städten des Landes Quito, Cuenca und Guayaquil sowie in der Stadt Ibarra zu erleichtern. Zum einen erhalten die Migrantinnen und Migranten einen besseren Zugang zu Informationen und zu Rechtsberatungen. Zum anderen eröffnet sich ihnen die Möglichkeit, eine Ausbildung zu absolvieren, um sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Zusätzlich werden auch die Kapazitäten der aufnehmenden Gemeinden gestärkt. Durch gemeinsame Aktivitäten, wie die Errichtung bzw. Ausstattung von Gemeindegärten und Sportanlagen, können die beiden Gruppen in Kontakt treten und so das Zusammenleben verbessern. Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit werden so abgebaut. "Dabei spielt die Bewältigung von individuellen und familiären Stress- und Belastungssituationen eine wichtige Rolle", sagt Sandra Weppler. "Diese wird mit psychosozialer Betreuung und Referenzmechanismen von Seiten des Johanniter-Partners unterstützt." Das Augenmerk wird besonders auf Frauen und Kinder gelegt, da sie besonders der Gefahr von Diskriminierung und Ausbeutung ausgesetzt sind und stark unter dem Verlust der Heimat leiden.

Finanziell unterstützt wird das Projekt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

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