Kenia: In Dürreregion droht eine Heuschreckenplage
Seit Jahren regnet es in Teilen Kenias viel zu wenig. Immer wieder fallen die regulären Regenperioden gänzlich aus. Der Präsident des Landes hat deshalb bereits im September den Notstand für die nördlichen Regionen ausgerufen. Mehr als zwei Millionen Menschen sind von akuter Unterernährung bedroht. Nun kommt ein weiteres Katastrophenszenario hinzu: Heuschrecken.
Mindestens dreizehn Heuschreckenschwärme sind seit dem 1. November im Bezirk Mandera, im Norden Kenias, eingefallen. Laut Aussagen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) sind die Schwärme derzeit noch nicht in der Lage, Eier zu legen, was darauf hindeutet, dass sie noch eine relativ weite Strecke zurücklegen könnten. Ab Mitte Dezember besteht aber mit der Bildung neuer Schwärme eine potenzielle Bedrohung für die von der Dürre betroffenen Haushalte im Nordosten Kenias sowie im Südosten Äthiopiens.
Mensch und Natur haben sich noch nicht von letzter Heuschreckenplage erholt
Dann fallen diese jungen und sehr hungrigen Heuschrecken über das wenige noch vorhandene Essbare her. „Eine Katastrophe besonders in der jetzigen Situation“, sagt Tiemo Kummer, Projektreferent für Kenia bei der Johanniter-Auslandshilfe. Denn die Menschen in der Region haben sich noch nicht von der letzten Heuschreckenplage aus dem vergangenen Jahr erholt.
„Wir kämpfen noch immer mit den Folgen des ersten Heuschreckenschwarms von Anfang 2020. Denn die Pflanzen haben sich noch nicht von der Invasion erholt, auch unsere Vorräte hatten sie aufgefressen. Durch die nun vorherrschende Dürre verlieren wir immer mehr Weideflächen für unsere Tiere und müssen ständig an neue Orte ziehen. Dies ist eine erhebliche Bedrohung für den Lebensunterhalt von 80 % der Hirtengemeinschaften in Isiolo", sagt Abdikarim Hussein, ehrenamtlicher Gemeindehelfer in der Region Merti, im Norden des Bezirks Isiolo.
Nahrungsmittelgutscheine für besonders Betroffene
Kummer war gerade vor Ort im Bezirk Isiolo, um mit den Gemeindevorstehern zu sprechen und sich ein Bild von der Lage durch die anhaltende Dürre zu machen. „Die Ernährungssituation wird immer schlimmer. Bis Dezember 2021 wird die Hälfte der 268.000 Einwohner in Isiolo Hunger leiden. Die Ernte ist vertrocknet und das Nutzvieh stirbt, da es vor allem kein Wasser gibt“, berichtet er. Die nächste funktionierende Wasserquelle ist 19km weit weg.
Um die Menschen vor dem Schlimmsten zu bewahren, verteilt MID-P, eine lokale Partnerorganisation der Johanniter, derzeit Nahrungsmittelgutscheine an die betroffene Bevölkerung in Isiolo. „Mit diesen können sich die Menschen wichtige Grundnahrungsmittel auf dem lokalen Markt kaufen und so ihre Familien ernähren“, erklärt Kummer. „Zusätzlich stärken wir dadurch die lokalen Märkte, die noch Nahrungsmittel verkaufen können."