DR Kongo: Nach Vulkanausbruch droht Cholera

Berlin / Goma, 03. Juni 2021

Hunderttausende befinden sich auf der Flucht vor einem möglichen weiteren Vulkanausbruch im Osten des Kongo. Ihre Unterbringung und Nahrungs-, Wasser- und Sanitärversorgung sind nicht sichergestellt. Johanniter helfen mit Kochsalzlösungen für Cholera-Erkrankte.

Nach dem Ausbruch des Vulkans Nyiragongo im Osten der Demokratischen Republik Kongo am vergangenen Samstag hatte die Regierung eine Teilevakuierung der Millionenstadt Goma angeordnet. Rund 400.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Die meisten von ihnen flohen entweder in Richtung Westen, wie beispielsweise in die 25 Kilometer entfernte Stadt Sake, oder in Richtung Süden nach Minova und Bukavu sowie ins benachbarte Ruanda.

Melanie Plöger

Hier kamen sie in Schulen, Kirchen, bei anderen Familien, oder im Freien unter. Auch unsere 46 lokalen Mitarbeitenden sollten sich und ihre Familien in Sicherheit bringen. „Tatsächlich sind aber mittlerweile fast alle unsere Mitarbeitenden wieder zurück in Goma. Sie sind sich der Gefahr, der sie sich damit im Falle eines weiteren Ausbruchs aussetzen, bewusst. Aber erstens haben sie Angst vor Plünderung ihrer Häuser in Goma und zweitens haben nicht alle Familien außerhalb Gomas, zu denen sie hätten fliehen können. Und ohne angemessene Versorgung oder ein Dach über dem Kopf kehren viele nun zurück nach Goma,“ berichtet Melanie Plöger, Programmleiterin für die Johanniter im Kongo. So denken mittlerweile viele und haben sich deshalb auf den Rückweg begeben – dennoch sind noch ca. eine Viertel Millionen Menschen auf der Flucht.

Angst vor Choleraausbruch

Gerade zu Beginn waren die Menschen auf der Flucht sich selbst überlassen.  „Durch die kurzfristig angesetzte Evakuierung konnten sich die aufnehmenden Gemeinden nicht auf den Ansturm vorbereiten. Deshalb standen weder Unterkünfte noch Wasser oder Nahrungsmittel für die Ankommenden bereit. So sind allein in Sake über 60.000 Menschen angekommen“, so die 33-jährige. Die Vereinten Nationen warnen nun vor einem Choleraausbruch. Sake ist eine endemische Cholera-Zone, denn dort gibt es regelmäßig Fälle. Auch jetzt kam es bereits zu ersten Verdachtsfällen. Wenn nun die Geflohenen zurückkehren, könnte sich Cholera auch in Goma ausbreiten.

Infusionen zur Behandlung von Cholera geliefert

Zur Behandlung von Cholera-Patienten wurden Infusionen in die Stadt Sake gesendet.

Die Johanniter haben deshalb gestern 3.675 Kochsalzlösungen an das Gesundheitsministerium in Sake übergeben. „Diese Infusionen sind enorm wichtig, um bei Cholerapatienten den starken Flüssigkeits- und Salzverlust zu ersetzen“, erklärt Florian Meyer, zuständiger Programmreferent bei der Johanniter-Auslandshilfe.

Auch die Johanniter-Mitarbeitenden in den Gesundheitseinrichtungen in Nord Kivu nehmen wieder ihre Arbeit auf. „Wir hatten unseren Mitarbeitenden erlaubt, nach Goma zu kommen, um ihre Familien in Sicherheit zu bringen. Nun sind sie jedoch alle wieder zurückgekehrt und können die medizinische Versorgung der Menschen in den verschiedenen Regionen Nord Kivus wiederaufnehmen“, so Plöger weiter. Erst heute hatten die Johanniter eine neue Medikamentenlieferung an die Einrichtungen in Masisi übergeben.

Hintergrund:

Der Vulkanausbruch trifft ein Land, das mit einer der weltweit größten humanitären Krisen zu kämpfen hat. Mehr als 27 Millionen Menschen sind laut UN-Angaben von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen. Sieben Millionen Menschen stehen vor einer Hungersnot. Die wirtschaftlichen Probleme und die sozio-ökonomischen Folgen durch COVID-19 verstärken die anhaltende Not. Die Johanniter sind seit 27 Jahren in Nord-Kivu im medizinischen Bereich tätig. In der Vergangenheit haben wir mehr als 20 Gesundheitsstationen gebaut oder saniert und unterstützen sie regelmäßig mit Medikamenten, Ausstattungsgütern und Gehältern für das Personal.

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