Ecuador: Weihnachten mit Truthahn
Sandra Weppler, Leiterin unseres Büros in Quito, erzählt von Weihnachtstraditionen in Ecuador und ihrem Fest mit einer halb ecuadorianischen und halb deutschen Familie.
Unser Landesbüro hat seinen Sitz in der Hauptstadt Quito, das in der Andenregion Ecuadors fast dreitausend Meter über dem Meer liegt. Das macht sie zur höchstgelegenen Landeshauptstadt der Welt. Trotz der warmen Temperaturen erinnert die für die Region typische Regenzeit in den Wintermonaten Sandra an einen deutschen November. Anders ist es bei den Menschen in der Küstenregion, die das Weihnachtsfest sogar zum Teil am Strand verbringen.
Kirche, Mitternachtsmesse und Krippenspiel
Neun Tage vor Weihnachten treffen sich die ecuadorianischen Familien, beten zusammen und lesen sich gegenseitig aus der Bibel vor. Dies geschieht bis zum 24. Dezember jeden Abend und wird von traditionellen Weihnachtsliedern begleitet. Dazu gibt es meistens auch Gebäck. Statt Plätzchen werden Pristiños serviert. „Die sind ein wenig wie ein deutscher Pfannkuchen, nur ohne die Füllung. Die Soße zum Dippen, die es dazu gibt, erinnert ein wenig an Ahornsirup“, erzählt Sandra.
In der Kirche Iglesia de la Compañía de Jesús findet die Mitternachtsmesse statt. Das Besondere der Kirche: sie ist im Innenraum mit ungefähr 7 Tonnen Gold ausgeschmückt. Auch Orchesterkonzerte finden hier, wie auch in anderen Kirchen, statt.
Das Krippenspiel, das wir in Deutschland kennen, nimmt in Ecuador einen größeren Platz in der Weihnachtszeit ein. Ähnlich wie beim Martinsumzug verkleiden sich die Kinder wie Figuren aus dem Krippenspiel und spielen die Herbergssuche aus der Bibel nach. Man könnte sagen, ein Wanderkrippenspiel. Zudem findet auch ein Wettbewerb für die beste Weihnachtskrippe statt. Bei diesem werden Krippen gebaut und überall in der Stadt ausgestellt. Ein Komitee sieht sich diese an und wählt anschließend die Gewinner aus.
Weihnachtsessen und Basar
Auf den Basaren können im Dezember weihnachtliche Produkte gekauft werden. „Natürlich gibt es hier ecuadorianische Spezialitäten. Doch man spürt auch den Einfluss anderer Länder. Unter anderem Adventskalender oder auch deutsche Lebkuchen, die importiert werden oder auch aus deutschen Bäckereien in Quito stammen.“ Auch Eierlikör wird gerne an Weihnachten getrunken und verschenkt, oft sogar selbst gemacht.
Doch nach der deutschen Weihnachtsgans kann man hier lange suchen. Stattdessen essen Ecuadorianer gern Truthahn. Zumindest die, die es sich leisten können. In den unteren Schichten wird ein Landhuhn serviert. „Die Hühner und Truthähne sind aber kaum zu vergleichen mit denen in Deutschland“, erzählt Sandra, „denn die Hühner sind riesig und der Truthahn wiegt mindestens 6 Kilogramm.“
Am 24. Dezember ist es dann soweit und die Geschenke werden verteilt. Am 25. Dezember ist Feiertag im Land, doch danach geht es zurück zur Arbeit. Nur wenn der 25. auf einen Sonntag fällt, ist auch am Tag danach frei. Da das dieses Jahr der Fall ist, können die Ecuadorianer noch einen Tag länger das Weihnachtsfest genießen.