Welternährungstag: Klimawandel und Corona-Pandemie verschärfen den globalen Hunger

Berlin, 14. Oktober 2021

Johanniter verbessern Ernährungssituation für Hunderttausende

Die Zahl der Hungernden steigt weltweit weiter an. Grund dafür sind neue und andauernde Konflikte, die Corona-Pandemie und die spürbaren Folgen des Klimawandels. Aber auch der Anstieg der Preise für Lebensmittel führt vielerorts dazu, dass sie für einen Großteil der Bevölkerung unbezahlbar sind. Laut Angaben der Vereinten Nationen haben rund eine Milliarde Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommensniveau keine ausreichende und gesicherte Ernährung. Immer mehr Menschen sind somit von Mangel- und Unterernährung bedroht. „Die Corona-Pandemie hat diese Situation noch weiter verschärft, weil viele Menschen ihre Einkommensgrundlage verloren haben und nicht wissen, wie sie ihre Familien ernähren sollen“ sagt Holger Wagner, Programmleiter bei der Johanniter-Auslandshilfe.

Mit unseren lokalen Partnern und Teams versuchen wir, so früh wie möglich auf sich anbahnende Krisen zu reagieren und Menschen vor Hunger zu bewahren.
Holger Wagner

Zwei Millionen Menschen in Kenia durch Dürre bedroht

Eine Ziege trinkt aus einem Eimer mit schmutzigem Wasser. Hinter ihr stehen einige Menschen um ein Loch herum, der Boden ist ausgetrocknet.
Viele Menschen verlieren durch die Dürre ihren Viehbestand und somit ihre Haupteinnahmequelle.

So unterstützen die Johanniter im Nordosten Kenias seit vielen Jahren Gemeinden bei der Stabilisierung ihrer Ernährungssituation. Neben verbesserten Anbaumethoden für eine effiziente Landwirtschaft werden derzeit Brunnen gebohrt, um den Menschen langfristig Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen und um kleine Flächen bewässern zu können. Denn seit Monaten bahnt sich eine erneute Dürrekatastrophe in der Region an.

Zu wenig Regen hat zu verdorrten Weiden und schlechten Ernten geführt. Mehr als zwei Millionen Menschen sind in Kenia derzeit von akuter Unterernährung bedroht. "Wir verlieren unseren Viehbestand durch die Dürre. Diese Tiere sind unsere Haupteinnahmequelle. Wenn sie sterben, werden wir verarmen und sind der Situation schutzlos ausgeliefert“, sagt Kassim Gufu, ein Hirte aus dem Dorf Bulesa im Bezirk Isiolo. Die Johanniter verteilen deshalb gemeinsam mit ihrer lokalen Partnerorganisation im Bezirk Isiolo Nahrungsmittelgutscheine für besonders gefährdete Familien.

Überschwemmungen im Südsudan verschärfen die akute Nahrungsmittelknappheit

Ein überschwemmter Garten
Die Überschwemmungen verwüsteten viele der Gärten.

Ganz anders die Situation im Nachbarland Südsudan: Schwere Überschwemmungen in weiten Teilen des Landes zwangen rund 400.000 Menschen zur Flucht. Sie haben kaum noch Lebensmittel und Wasser. In den Projektregionen der Johanniter in Wau und Jur River, in der Provinz Western Bahr el Ghazal, starben 27 Menschen in den Fluten. 64.000 Gärten, die eine Ernährungsgrundlage für die Familien waren, wurden verwüstet. Das Johanniter-Team hat zahlreiche Betroffene aus den überfluteten Gebieten registriert, die sichere Orte aufgesucht haben. Die Johanniter  leistet dort und auch in den betroffenen Gebieten weiterhin medizinische Hilfe.

Eine Frau mit ihrem Kind auf dem Arm auf einem Bett des Stabilierungszentrums.
In unserem Stabilisierungszentrum in Wau behandeln wir unter- und mangelernährte Kinder.

Bereits im Mai dieses Jahres warnten die Vereinten Nationen vor einer der schlimmsten Nahrungsmittelkrisen der Welt im Südsudan. Rund 7,2 Millionen Menschen, etwa 60 Prozent der Bevölkerung des Landes, droht Hunger. Der Grund dafür sind die Konflikte zwischen verschiedenen Milizengruppen und ständige Vertreibungen. Die jüngsten Fluten verschlimmern die Situation erheblich.

"Die Zahl der Patienten in unserem Stabilisierungszentrum für hungernde und erkrankte Kinder in Wau ist sprunghaft angestiegen, obwohl gerade Erntezeit ist. Da sollte sich die Ernährungssituation der Familien eigentlich verbessern. Der negative Trend verdeutlicht aber die Auswirkungen der Überschwemmungen. Wir befürchten, dass sich die Situation in den kommenden Monaten in der Zeit der Aussaat noch weiter verschlechtern wird", berichtet Janvier Bahati, Senior Programme Manager der Johanniter im Südsudan.

Die Johanniter sind im Südsudan in den Provinzen Western Bahr el Ghazal und Torit aktiv und versorgen dort hunderttausende Menschen. In verschiedenen Programmen werden unter- und mangelernährte Kinder betreut, zwei Gesundheitseinrichtungen stellen die medizinische Grundversorgung und psychosoziale Unterstützung sicher.

Hintergrund

Am 16. Oktober ist Welternährungstag. Der Tag erinnert daran, dass Millionen Menschen weltweit hungern müssen. Laut aktuellen Zahlen der Vereinten Nationen sind mehr als 800 Millionen Menschen weltweit akut von Hunger bedroht. Vor allem in Afrika ist die Zahl der Hungernden stark gestiegen. Die Johanniter konzentrieren sich deshalb in ihren Aktivitäten in Kenia, Kongo, Mosambik, Uganda und Südsudan auf die Behandlung von unterernährten Kindern und Frauen. Zudem helfen sie mit Trainings, Werkzeugen und Einkommen schaffenden Maßnahmen dabei, langfristig und nachhaltig die Ernährungssituation für die Menschen zu verbessern.

Unter- und Mangelernährung vermeiden und behandeln

Wir Johanniter setzen uns in allen Gesundheitsprojekten für Maßnahmen ein, die akute und chronische Mangel- und Unterernährung vorbeugen. Im Fokus steht vor allem die Phase vom Beginn einer Schwangerschaft bis zum zweiten Lebensjahr eines Kindes, die entscheidend für die kindliche Entwicklung ist.