Zahl der akut hungernden Menschen könnte sich verdoppeln

Berlin, 15. Oktober 2020

Der Welternährungstag am 16. Oktober macht auf die 690 Millionen Menschen aufmerksam, die heute weltweit hungern. Die Zahl steigt seit drei Jahren wieder an, Grund sind vor allem bewaffnete Konflikte und Katastrophen. Die Corona-Pandemie führt zusätzlich zu stärkerer Armut und Hunger. In einem neuen überregionalen Programm unterstützen die Johanniter vor allem Frauen und Kinder dabei, ihre Ernährungssituation zu verbessern.

Am 9. Oktober 2020 erhielt das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen den Friedensnobelpreis. Der Zeitpunkt ist aufgrund der Dringlichkeit passend gewählt.

Jeder von den 690 Millionen Menschen hat in der heutigen Welt das Recht, friedlich und ohne Hunger zu leben.
David Beasley, Exekutivdirektor von WFP

Die Realität sieht jedoch anders aus: Laut den Vereinten Nationen könnte sich bis Ende 2020 die Zahl der akut Hungernden mit 270 Millionen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast verdoppeln. Dagegen steht die chronische Unterfinanzierung von UN-Programmen, um diesem Anspruch auf ausreichend Nahrungsmitteln für alle nachzukommen.

„Hinzu kommt, dass Hungerkrisen immer komplexer werden“, sagt Susanne Wesemann, Leiterin der Auslandshilfe. „In Afrika überlagern sich in einigen Regionen Überschwemmungen, Konflikte, politische Spannungen und eine Heuschreckenplage zur gleichen Zeit.“ Die Corona-Pandemie führe insbesondere in Lateinamerika zu einem starken Anstieg der Armut. Sie bringt wiederum Hunger im Schlepptau mit sich.

Stabilisierung unterernährter Kleinkinder

Eine Frau füttert ihr Kind mit einer Tasse
Im Südsudan versorgen wir unterernährte Kinder mit Zusatznahrung.

Um Unterernährung zu bekämpfen, startete im August dieses Jahres mit finanzieller Unterstützung des Auswärtigen Amtes ein regionales Programm im Südsudan, Uganda und Kenia. Im Südsudan, ein Land das von internen Konflikten und Vertreibungen gezeichnet ist, richtet sich das Programm vor allem an 32.000 Kinder unter fünf Jahren und schwangere Frauen. Bei Anzeichen von Unterernährung werden sie mit Zusatznahrung versorgt oder an unser Stabilisierungszentrum verwiesen, um stationär betreut zu werden. WFP unterstützt unsere Aktivitäten durch die Lieferung von Zusatznahrung für rund 20.000 Menschen.

Hunger vorbeugen

Ein Geflüchteter steht in seinem Garten
In Uganda unterstützen wir Flüchtlingsfamilien beim verbesserten Anbau von Nahrungsmitteln.

Viele Südsudanesen sind aufgrund von Gewalt und Armut ins Nachbarland Uganda geflohen. Hier unterstützten wir in den vergangenen Monaten gemeinsam mit unserem Partner CEFORD Flüchtlingsfamilien beim verbesserten Anbau von Nahrungsmitteln. In den kommenden drei Jahren stehen Mütter und ihre Kinder in unserem Fokus, um ihre Ernährung zu verbessern. Zudem errichtet unser Partner CEFORD Latrinen und führt Hygieneschulungen durch, wodurch Krankheiten vermieden werden. All unsere Maßnahmen zahlen auf das globale Ziel ein, einer Welt ohne Hunger bis 2030 einen Schritt näher zu kommen.

Was bedeutet akuter Hunger?

  • Akuter Hunger ist die extremste Form des Hungers und tritt häufig im Zusammenhang mit Dürren, Kriegen und Katastrophen auf. Geläufig ist dafür der Begriff Hungersnot. Akuter Hunger steht für Unterernährung über einen definierbaren Zeitraum, der vor allem Menschen betrifft, die bereits an chronischem Hunger leiden.
Eine junge Frau arbeitet im Gewächshaus

Junge Entrepreneure

In Kenia unterstützte unsere Partnerorganisation I Choose Life in den vergangenen Monaten Jugendliche bei der Landwirtschaft. Dabei kamen innovative Ansätze zum Einsatz, um sich an ändernde klimatische Bedingungen anzupassen.

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Einkommen und Ernährung sichern

Um die Widerstandsfähigkeit gefährdeter Menschen vor, während und nach Katastrophen und Krisen zu stärken, implementieren wir zusammen mit unseren Partnern umfassende Programme zur Einkommens- und Ernährungssicherung.