Workshop zu COVID-19 für medizinisches Personal im Libanon

Berlin / Beirut, 24. August 2020

Unser Expertenteam hat am Samstag im größten palästinensischen Flüchtlingscamp im Libanon einen Workshop zum Umgang mit COVID-19 für das medizinische Personal durchgeführt. Der Erfahrungsaustausch war für die Menschen sehr hilfreich.

Ein al-Hilweh, 45 Kilometer südlich von Beirut gelegen, ist das größte Camp für palästinensische Flüchtlinge im Libanon. Einst geplant für rund 70.000 Menschen, leben hier aufgrund der Syrien-Krise heute über 100.000 Menschen. Das Camp, das einer Stadt ähnelt und nur einen Quadratkilometer umfasst, ist von Mauern umgeben und wird von der libanesischen Armee bewacht. Viele Flüchtlinge leben hier schon seit Jahrzehnten oder in zweiter Generation. Schmale, verwinkelte Gassen führen zu den eng aneinander liegenden Häusern und Wohnungen. In dieser Umgebung ist ein COVID-19-Ausbruch kaum zu verhindern.

Im Camp gibt es schon rund 40 Fälle. Es wird versucht die Patienten zu isolieren oder in anderen Unterkünften unterzubringen. Es ist aber nicht auszuschließen, dass aufgrund der Enge im Camp und den sozialen Beziehungen die Zahlen stark ansteigen.
Dr. Gerald Ripberger, medizinischer Berater des Johanniter-Expertenteams

Workshop für medizinisches Personal im Camp

Um vor allem das in den Gesundheitsstationen im Camp tätige medizinische Personal darauf vorzubereiten, haben die Johanniter dort am vergangenen Samstag einen Workshop zu Themen Prävention, Diagnostik, Management von Erkrankten und Kontaktperson bis zur Therapie durchgeführt. „Der Austausch war sehr hilfreich, da besonders wir Mediziner sehr viele Fragen zur Behandlung, Diagnose und Prävention haben. Dr Ripberger ist ein Experte auf dem Gebiet und konnte uns viele dieser Fragen beantworten“, sagt Dr. Majdi Chehadeh, Arzt im Camp. Er selbst behandelte die ersten an COVID-19 Erkrankten vor einem Monat. Da sie aber keine Testmöglichkeiten im Camp haben, musste er sie an andere Krankenhäuser überweisen.

Die Behandlungsmöglichkeiten in den Gesundheitseinrichtungen des Camps sind – wie auch alle anderen Bereiche des Lebens - begrenzt. Viele Läden sind aufgrund der Pandemie und der Wirtschaftskrise geschlossen und geräumt.

Alles hat sich geändert seit Corona, nichts ist mehr so wie es war. Wir haben Angst raus zu gehen. Die Preise für alles sind gestiegen und es gibt keine Barmherzigkeit mehr.
Yasmeen, eine Campbewohnerin

Das Tragen von Masken hat sich noch nicht durchgesetzt

Unter diesen Umständen adäquate Gesundheitsdienste anzubieten und in der wirtschaftlichen Not mit Warnungen vor COVID-19 durchzudringen, ist für das medizinische Personal im Camp eine enorme Herausforderung. „Wir klären die Bewohner regelmäßig über Hygiene- und Abstandsregeln sowie das Masken tragen auf“, erklärt Dr. Chehadeh. Doch gerade Letzteres habe sich noch nicht in der Bevölkerung durchgesetzt. „Wir haben immer noch sehr viele Menschen hier ohne Maske auf den Straßen gesehen“, bestätigt denn auch der Johanniter-Arzt.

Der Workshop bot dem lokalen Personal die Möglichkeit, Dr. Ripberger zu Themen wie Testverfahren und deren Aussagekraft, Antikörpertests oder die Erreichung von Immunität zu konsultieren. „Viele dieser Fragen stellen wir uns in Deutschland auch. Sichere Antworten hat darauf bisher noch keiner“, so Ripberger, der dem medizinischen Personal Ängste nehmen konnte und es darin bestärkte, die begonnenen Maßnahmen fortzuführen. Diese seien bisher der größte Schutz vor einem starken Ausbruch.

Um den Menschen im Libanon helfen zu können, rufen wir gemeinsam mit unserem Spendenbündnis Aktion Deutschland Hilft zu Spenden auf. Bitte unterstützen Sie uns.

Hintergrund und bisherige Hilfe

Am 4. August explodierte ein Lager im Hafenviertel Beiruts. Die Detonation tötete über 170 Menschen, mehr als 6.500 Menschen wurden verletzt. Weite Teile der Stadt wurden zerstört oder beschädigt. Der Libanon leidet bereits seit längerem unter einer schweren Wirtschaftskrise. Durch die Corona-Pandemie hat sich die Situation im Land noch verschärft. Die Arbeitslosigkeit ist stark angestiegen, ebenso die Preise für Lebensmittel, worunter besonders die ärmere Bevölkerung und rund zwei Millionen Flüchtlinge im Land leiden.

Unsere Partnerorganisation „Nabaa“verteilte am 12. August Nahrungsmittelpakete an 350 Familien aus den wenige hundert Meter vom Beiruter Hafen entfernten Stadtteilen Karantina und Bourj Hammoud. Daran schlossen weitere Verteilungen sowie Bargeldhilfen für 242 Familien an. Ein Expertenteam der Johanniter erreichte Mitte August Beirut, um weitere Hilfsmaßnahmen zu koordinieren und in bereits laufende Projekte im Libanon Präventionsmaßnahmen gegen COVID-19 zu integrieren.

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Ein Junge spielt mit einem anderen Jungen der im Rollstuhl sitzt

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Im Libanon unterstützen wir geflüchtete Menschen aus Palästina und Syrien. Wir setzen uns für bessere berufliche Perspektiven unter Jugendlichen mit und ohne Behinderung ein.

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